Spiel hinter Masken
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- Erschienen: Januar 2009
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- , 2009, Titel: 'Spiel hinter Masken', Originalausgabe
Verwirrspiel am sächsischen Königshof
Kurzgefasst:
Mitte des 18. Jahrhunderts. Das Zeitalter inszeniert sich selbst, spielt eine ewige Komödie. Yolanda, die Gattin des Principals Fausto Garezzi, ist für diese Komödie wie geschaffen. Niemand beherrscht das Spiel hinter Masken besser als sie. Gaukler, Taschenspieler, Hofschranzen, Minister und Grafen liegen ihr zu Füßen. Jedoch die große Zeit der Wanderbühnen geht zu Ende. Für eine neue Konzession als Hofkomödianten des Kurfürstentums Sachsen zieht sie schließlich nach Dresden und lässt sich auf eine Liaison mit dem Neffen des sächsischen Premiers ein. Alles scheint wunschgemäß zu verlaufen. Doch Graf Ludewig von Brühl ist in diesem Spiel der gegenseitigen Gefälligkeiten eine Ausnahme: Seine Liebe zu Yolanda ist aufrichtig! Hin und her gerissen zwischen der Abhängigkeit vom Einfluss des Grafen und ihrer eigenen großen Liebe zu ihrem Mann Fausto Garezzi und ihrem Theater folgt sie Brühl nach Schloss Rammenau. Dort eskaliert die Situation. Yolanda muss ihre Masken fallen lassen. In nichts spiegelt sich die Gegenwart deutlicher als in den Geschichten über die Vergangenheit.
Mit ihrem Spiel auf der Bühne zieht Yolanda jeden in ihren Bann. Sie ist die Meisterin der Komödie, niemand beherrscht sie so gut wie Yolanda. Und als Ehefrau des Principales Fausto Garezzi lebt sie tagein, tagaus mit Gauklern und Taschenspielern Seite an Seite. Grafen und Minister liegen ihr zu Füßen. Doch die Kunst der Wanderbühnen ist eine aussterbende Gattung, so dass Fausto und Yolanda alles auf eine Karte setzen.
Yolanda reist in das wettinische Sachsen und versucht, die Gunst des Könighofes zu erreichen um so eine Konzession als Hofkomödiant zu erhalten, denn nur so wäre das Leben ihrer Familie abgesichert. In Dresden angekommen, erregt die schöne Yolanda sofort Aufmerksamkeit. Vor allem der junge Graf Ludwig von Brühl hat ein Auge auf sie geworfen. Brühl könnte der Weg aus der Tristesse sein und ein sicheren Hafen für Fausto bedeuten, aber Brühl will mehr. Er vergöttert Yolanda nicht nur, sondern er liebt sie aufrichtig. Solche Gefühle hat sie nicht erwartet und sie muss abwiegen, ob sie ihre Masken fallen lässt und sich Brühl öffnet oder ihr Spiel weiter spielt.
Spiegel einer Epoche
Beate Klepper lotet mit ihrem Roman aus, wie viel Schein und Sein das damalige höfische Verständnis prägten. Wer hoch pokert, kann viel gewinnen, aber noch tiefer fallen. Kleppers Yolanda ist eine solche tragische Figur. Die Not und die veränderten Lebensumstände zwingen sie dazu, alles auf eine Karte zu setzen. Auch wenn sie gemeinsam mit ihrem geliebten Mann darüber entschieden hat, ins ferne Dresden zu gehen, ist sie allein unter Fremden. Und nur sie kann entscheiden, was sie alles tun würde, um Sicherheit zu erlangen. Wie weit kann man die Liebe eines Mannes ausnutzen? Wann kommt der Moment, in dem man sich im Spiegel nicht mehr erkennt? Wann weicht man von seinen Prinzipien ab?
Yolanda ist eine starke Frau, die nie an der Liebe zu ihrem Mann gezweifelt hat, oder er an ihrer. Dennoch dulden beide die Liebschaften des anderen, wenn es dem Zweck dienlich ist.
Doch nun kommt sie an ihre Grenzen, die Linien verwischen sich. Und die Liebe Brühls erdrückt sie fast.
Bei all der Entschlossenheit Yolandas spürt der Leser auch ihr Zögern und ihre Zweifel. Es ist nicht leicht, Yolanda in ihren Entscheidungen zu folgen. Zu fremd ist das Bild, das gezeichnet wird. Schnell macht sich Verwirrung breit. Hin und her gerissen zwischen Verständnis und Kopfschütteln wartet der Leser gebannt darauf, wie die Geschichte wohl ausgehen mag. Das Ende überrascht dann wirklich. Denn allem Leid zum Trotz ist es ein Bekenntnis zum Leben. Und das ist eine beruhigende Aussicht.
Dennoch fällt es schwer, Kleppers Roman einzuordnen. Er zeichnet ein präzises Bild höfischer Günstlingspolitik, und das geschieht ohne Übertreibungen. Auf der anderen Seite steht da die Wanderbühne von Yolanda und Fausto. Hier wird der Leser in eine verwirrende Welt gestoßen., zumal nichts, aber auch gar nichts so zu sein scheint, wie es dem Leser vorgegaukelt wird. Jeder scheint ein Geheimnis mit sich zu tragen. Von Dieben und Adoptivsöhnen, verschenkten Frauen und verbotenen Liebschaften ist da die Rede. Viele Geheimnisse überlappen sich und werden auf interessante, aber verschlungenen Pfaden miteinander verbunden.
So zeigt Klepper vor allem ein Bild einer Zeit, die sich im gesellschaftlichen Wandel befindet. Die Gunst des Adels alleine verschafft keine Sicherheit mehr. An dessen Stelle tritt das aufstrebende Bürgertum, das deutlich an der Entwicklung von Wanderbühnen zu festen Theaterstätten wird.
Kleppers Roman zeigt aber auch einmal mehr, dass hinter jedem starken Mann eine noch stärkere Frau steht. Insgesamt ein guter, solider Roman, der allerdings viele Ecken und Kanten aufweist und es dem Leser nicht wirklich leicht macht, in die Materie zu finden.
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