Puder und Blei

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  • Erschienen: Januar 2011
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  • , 2011, Titel: 'Puder und Blei', Originalausgabe
Puder und Blei
Puder und Blei
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Jörg Kijanski
701001

Histo-Couch Rezension vonMai 2011

Ausflug in das Berlin der 1780er Jahre.

Kurzgefasst:

März 1786: Während ganz Berlin gespannt auf den Staatsbesuch eines orientalischen Paschas wartet, ist der englische Reiseschriftsteller Alexander MacKendrick spurlos verschwunden. Sein Verleger alarmiert den Ex-Kriminalgerichtspräsidenten Wilhelm August Schwan. Dieser, seines Ruhestandes überdrüssig, macht sich auf die Suche. Spuren führen ins Berliner Künstlermilieu. Ein Verdacht fällt auf den Komponisten Rotermund, der im Doebbelinschen Theater mit seinen Singspielen Triumphe feiert. Er steht kurz davor, in die feine Gesellschaft einzuheiraten, frequentiert jedoch insgeheim Lokale für gewisse Kavaliere . War Alexander MacKendrick, der unter seinem dandyhaften Künstlergehabe eine scharfe Beobachtungsgabe verbirgt, zu tief in die Geheimnisse einer seiner Berliner Bekanntschaften eingedrungen und musste deshalb mundtot gemacht werden? Doch es tauchen weitere Spuren auf...

 

Wilhelm August Schwan war noch vor wenigen Monaten Erster Vorsitzender des Kriminalkollegiums am Preußischen Kammergericht zu Berlin und befindet sich seitdem im wohlverdienten Ruhestand. Da ihn dieser ein wenig langweilt nimmt er gelegentlich kleinere Ermittlungsaufträge entgegen. Doch an diesem Tag reicht es ihm, wird ihm doch tatsächlich die Suche nach einem entlaufenen Hund angetragen. Dass in seinem Vorzimmer noch zwei weitere Personen mit ähnlich trivialen Anliegen um eine Audienz bitten, bringt das Fass zum Überlaufen. Beim Verlassen seines Hauses durch einen Geheimgang läuft er unvermittelt dem Verleger Johann Nepomuk Hempel in die Arme, der ihn soeben aufsuchen wollte. Ihr gemeinsamer Bekannter, der schottische Schriftsteller Alexander MacKendrick, war mit Hempel wegen eines neuen Buchprojektes verabredet, zu dem er jedoch nicht erschienen ist. Schwan erklärt sich bereit, den Verschwundenen zu suchen, wobei sich schon bald zeigt, dass der Fall komplizierter ist als gedacht. MacKendrick ist wie vom Erdboden verschluckt und alle die ihn kurz vor seinem Verschwinden gesehen haben, wissen angeblich nicht, wohin er wollte, als er völlig überraschend sein Hotel verliess.

Die Suche führt Schwan in ein anrüchiges Kaffee, einen zwielichtigen Salon und zu dem aufstrebenden Komponisten Andreas Rotermund, der mit seiner neuen Oper "Selamir" ganz Berlin verzückt. Ganz Berlin? Nein, denn ausgerechnet Schwan, der nun auch in der kulturellen Szene der Stadt ermitteln muss, ist derartige Musik ein Gräuel. Zu allem Überfluss steht noch der Besuch des Paschas aus Alexandria bevor, so dass der Sous-Commandant der Berliner Residenz, Oberst Wilhelm von Wildern, nur begrenzt helfen kann...

Klassischer Krimi in historischem Gewand

Puder und Blei ist zwar keine Fortsetzung von Tod in Arkadien (erschien 2007 beim be.bra Verlag), allerdings sind sich in diesem Roman die Figuren Schwan und MacKendrick schon einmal begegnet - und nicht nur diese. Der neue Roman von Jens Luckwaldt ist sehr ruhig angelegt, Tempo oder gar Action sind seine Sache nicht. Dafür werden die jeweiligen Szenarien ausführlich vorgestellt, so dass man sich ganz gut in die damalige Zeit hineinversetzt fühlt. Im Mittelpunkt der Geschichte steht deren Protagonist, der ehemalige Kammergerichtspräsident Schwan, der sehr lebendig dargestellt wird, wenngleich der Hinweis auf seinen "imposanten" Körperbau ein wenig zu häufig vorkommt (die diesbezüglich verwendete Formulierung ist wohl als "running gag" gedacht - nun ja).

Wer sich nicht nur für einen Kriminalfall, sondern vor allem für die Oper interessiert wird hier womöglich auf seine Kosten kommen. Wer, wie der Protagonist, mit der "Hohen Kunst" nichts anzufangen weiß, dem wird die Handlung womöglich ein wenig zu langatmig sein, denn der Plot geht nach klassischem Muster vor. Eine Befragung führt zur nächsten und irgendwann schließt sich dann der Kreis. Ein wenig mehr "Dampf im Kessel", sprich in der Geschichte, wäre wünschenswert gewesen, zumal man deren Auflösung kaum vorhersehen kann (zumindest nicht, was das Motiv betrifft). Auch die Erklärung - nach dem "Finale" - zieht sich ordentlich in die Länge.

 

 

Lieber Präsident, mit Verlaub, wenn Sie immer so exklamieren, kommen wir nie zu Ende!

 

Interessant ist auf Seite 45 ein Verweis auf den "berühmten Langustier", der Freunden historischer Krimis natürlich kein Unbekannter ist, sondern vielmehr der Protagonist der vorzüglichen Honoré Langustier-Reihe von Tom Wolf (ebenfalls im be.bra Verlag erschienen). Sprachlich ragt Puder und Blei angenehm positiv aus der üblichen Masse hervor und auch dem charismatischen "Ermittler" wünscht man weitere Fälle. Die genannten Schwächen sollten dann aber der Vergangenheit angehören.

Puder und Blei

Jens Luckwaldt, -

Puder und Blei

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