Das Erbe der Gräfin

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  • Erschienen: Januar 2011
  • 6
  • , 2011, Titel: 'Das Erbe der Gräfin', Originalausgabe
Das Erbe der Gräfin
Das Erbe der Gräfin
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Daniela Loisl
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Histo-Couch Rezension vonJun 2011

Wo ist die innovative und so erfrischend andere Erzählung des ersten Bandes geblieben?

Kurzgefasst:

Straßburg im April 1368: Nach einem heftigen Streit mit seinem Ziehbruder bricht der junge Steinmetz Wulf Steinhauer nach Ulm auf, um den Traum zu verwirklichen, der seinem Ziehvater Bertram versagt geblieben ist. Er will an einer der prächtigsten Kirchen des Abendlandes mitarbeiten dem Ulmer Münster. Nachdem er erfahren hat, dass er nicht der Spross einer Handwerkerfamilie ist, treibt ihn auch die Suche nach seinen leiblichen Eltern dazu, seine Heimatstadt Straßburg zu verlassen.
Ausgestattet mit seinem Werkzeug und dem einzigen Erbstück seiner Mutter, der Gräfin von Württemberg, macht sich der Jüngling auf den Weg in die schwäbische Handelsmetropole. Dort angekommen, verliebt sich Wulf in Brigitta von Ensingen, die temperamentvolle Tochter des Baumeisters. Brigitta erwidert nach anfänglichem Zögern seine Gefühle, doch ihre Liebe steht unter keinem guten Stern. Ortwin, der arrogante und grausame Gehilfe ihres Vaters, hat ein Auge auf das schöne Mädchen geworfen...

 

Ritter Wulf von Katzensteins Geschichte wurde im ersten Band Die Launen des Teufels zwar ein eigener Erzählstrang zugestanden, war aber nie die tragende Figur des Buches. In diesem nun zweiten Teil der Trilogie ist Wulfs Sohn, ebenso Wulf genannt, der Protagonist der Geschichte.

Wulf wuchs bei Pflegeeltern, einer Steinmetzfamilie, auf und erfährt durch Zufall, dass dies nicht seine leiblichen Eltern sind. Seine Mutter ist die Gräfin von Württemberg und ein Ritter soll sein Vater sein. Zornig und enttäuscht verlässt er sein Zuhause und macht sich auf den Weg nach Ulm, um als Steinmetz beim Bau des Doms seinen Lebensunterhalt zu verdienen und auch, um seine wahren Eltern zu suchen.

Wulf ist ein hübscher junger Mann, und in Ulm angekommen, erhascht er einen Blick von Brigitta, der Tochter des Baumeisters und verliebt sich sofort in sie. Brigitta ist natürlich ausgesprochen hübsch und zieht dadurch die Aufmerksamkeit mehrere Männer auf sich. Auch die von Ortwin, die rechte Hand ihres Vaters und ein durchtriebener Kerl. Eines Tages kann Wulf ihr gerade noch zur Seite stehen, als sie von Ortwin bedroht wird und die große Liebesgeschichte nimmt ihren Lauf. Aber weiterhin sucht Wulf auch noch nach seinem Vater und wie durch Zufall stößt er eines Tages auch auf ihn.

Flott erzählt, angenehme Sprache

Hat man den ersten Teil gelesen, ist man schnell wieder im Geschehen des Buches, darf aber etwas verwundert feststellen, dass nun gerade den Personen der Hauptpart zugedacht worden ist, die im ersten Band etwas stiefmütterlich behandelt wurden. Wie die Autorin aber schon in den Launen des Teufels zeigte (diesen zu lesen ist aber keine Voraussetzung für das Verständnis des 2. Bandes), hat sie ein sehr gutes Gefühl, den Leser mitzunehmen in das Ulm des späteren 14. Jahrhunderts. Sehr flüssig beginnt die Erzählung und geschickt werden die Erzählstränge gewechselt, um einmal Wulf den Vater und dann wieder Wulf den Sohn zu begleiten.
Am Anfang wähnt man sich etwas an den Schmöker von Ken Follett Die Säulen der Erde erinnert, als der junge Wulf in Ulm ankommt und staunend vor dem Dombauplatz stehen bleibt. Dann jedoch dauert es nicht lange, dass die im ersten Band so innovativ erzählte Geschichte abgleitet in eine schon oft gelesene und sich nun zum x-tenmal wiederholende Liebesgeschichte.

Voller Klischees und sehr vorhersehbar

Der junge Wulf verliebt sich in die Tochter seines Arbeitsgebers, Brigitta, aber er ist gesellschaftlich weit unter ihrem Stand. Dennoch lieben sich die beiden innig und aufrichtig und würden schon einen Weg finden, wäre da nicht auch noch der wirklich böse, intrigante und auch brutale Ortwin, der Brigitta nur deshalb ehelichen will, um an ihre Mitgift zu kommen. Unterdessen sucht Wulf weiter nach seinem Vater (der auch jahrelang ihn gesucht hat) und natürlich treffen die beiden durch Zufall aufeinander. So wird aus dem jungen Handwerker plötzlich der Sohn eines Ritters, der natürlich auch berechtigt ist, den Titel zu tragen.

Stolzenburg hat in diesem Band alle Klischees zusammengetragen die man leider in vielen historischen Romanen finden kann. Protagonist jung, gut aussehend, ehrlich und loyal und selbstverständlich stets fair und gut. Dazu ist das junge Mädchen, in das er sich verliebt, natürlich das passende Pendant. Der Antagonist in diesem Buch ist nicht nur intrigant und böse, sondern mit allen negativen und schon krankhaften Eigenschaften ausgestattet, die man sich nur vorstellen kann. So hat man als Leser das Gefühl, dass mit Ortwin ein regelrechtes Ungeheuer in die Welt gesetzt wurde, der vor nichts zurückschreckt und seine Befriedigung nur darin findet, anderen Gewalt anzutun, auch den Frauen. Auch die Gedanken Ortwins kreisen stets darum, wie er seine Ziele umsetzen kann und natürlich auch immer um das "Eine" und das in wirklich abartiger Form.

Einziger Lichtblick bei den Figuren sind Wulf von Katzenstein und seine Frau. Diese beiden Charaktere sind glaubwürdig und mit vielen Schattierungen in Szene gesetzt, kommen im Buch aber leider etwas zu kurz. Gerne hätte man mehr über Ritter Wulfs Frau Adelheid und auch über ihn selbst gelesen, da diese beiden Darsteller eben die einzigen sind, die nicht nur schwarz/weiß gezeichnet sind.

Alles schon mal dagewesen

Silvia Stolzenburg hat mit ihrem Debutroman eine sehr schöne Geschichte mit nur kleinen Schwächen erzählt und zu Recht durfte man sich erwarten, im zweiten Band dieselbe Qualität vorzufinden, was ihr aber nur sprachlich gelungen ist.

Die Geschichte um die Figuren selbst jedoch hat man schon in hunderten anderen historischen Romanen gelesen, was natürlich - wie schon im ersten Buch - nun erst recht die Frage aufwirft, warum es denn nun unbedingt sein musste, dass der Dombau und auch die Existenz anderer Gebäude, zeitlich verschoben wurde. Die Erklärung der Autorin im Nachwort, dass sich so heutige Besucher in Ulm besser zurecht fänden, will nicht ganz einleuchten.

Im Fazit eine schwungvoll erzählter Roman in angenehmer Sprache. Wer leichte Kost liebt und wen es nicht stört, in eine schon oftmals gelesene Liebesgeschichte ohne Überraschungen einzutauchen, der bekommt kurzweilige Unterhaltung geboten. Jene Leser die nach dem ersten Band eine Fortsetzung im selben frischen und bewegenden Stil erwarten, werden ob der Fülle an Klischees ziemlich enttäuscht sein.

 

Das Erbe der Gräfin

Silvia Stolzenburg, -

Das Erbe der Gräfin

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