Sinfonie des Todes

  • Gmeiner
  • Erschienen: Januar 2011
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  • Gmeiner, 2011, Titel: 'Sinfonie des Todes', Originalausgabe
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Bettina Weiß
841001

Histo-Couch Rezension vonJun 2011

Mord vor dem Hintergrund der untergehenden kaiserlich-königlichen Monarchie

Kurzgefasst:

Wien 1901. Wilhelm Fichtner, spielsüchtiger Beamter des kaiserlich-königlichen Kriegsministeriums, wird zuhause von seiner Gattin Lina tot am Schreibtisch aufgefunden, den durchschossenen Kopf auf einem Kassenbuch liegend, die Pistole neben ihm auf dem Boden. Doch Cyprian von Warnstedt, Inspektor der k.k. Gendarmerie, bezweifelt, dass es sich um einen Selbstmord handelt. Als Täter vermutet er einen der Männer aus Wilhelms letzter Kartenrunde in dem verrufenen Gasthof "Zur Kaisermühle". Aber auch die Witwe selbst verhält sich äußerst verdächtig...

 

Den schwindsüchtiger Sektionsrat der kaiserlich-königlichen Monarchie Robert Fichtner erreicht in der Kur in Meran ein Brief seines Bruders, in dem er dringend nach Hause gerufen wird. Dort im Wien des Jahre 1901 angekommen muss er erfahren, dass sein Bruder Wilhelm, ein spielsüchtiger Beamter des Kriegsministeriums, von dessen Frau Lina tot am Schreibtisch auf einem Kassenbuch liegend aufgefunden worden ist. Die Umstände des Todes deuten zunächst auf einen Selbstmord hin. Doch dem Inspektor der Gendarmerie Cyprian von Warnstedt kommen schnell Zweifel an dieser Theorie.

Die Untersuchung des Tatorts weist den Weg

Und tatsächlich weisen die Analyse der Schmauchspuren und das Auswurfdiagramm der Patronenhülsen eindeutig auf Mord hin. Als Verdächtige sind die Beteiligten von Wilhelms letzter Kartenrunde in der verrufenen Gastwirtschaft "Zur Kaisermühle" schnell ausgemacht. Doch auch die Witwe scheint einiges zu verbergen zu haben und Robert Fichtner selbst verhält sich ebenfalls verdächtig. Cyprian von Warnstedt steht vor der großen Aufgabe, den Mord an Wilhelm aufzuklären und weiteres Unheil zu verhindern.

Die Charaktere der Hauptpersonen dieses sehr feinen Kriminalromans sind mit viel Liebe zum Detail gezeichnet. Da ist einerseits der Bruder des Getöteten, der mit seiner Krankheit hadert und sich fragt, welchen Anteil er am Tod des Bruders hat und wie er diesen vielleicht hätte verhindern können. Die Not des Bruders und die Sorge, das Ende der Ermittlungen noch zu erleben sind auf jeder Seite spürbar und nehmen den Leser gefangen. Auf der anderen Seite die Witwe des Ermordeten, die mit dem Leben an der Seite des spielsüchtigen Mannes unzufrieden war und deren Streben nach Höherem deutlich zu erleben ist. Auch hier gelingt es den Autoren, die Persönlichkeit der Witwe in vielen Facetten zu zeichnen und somit einen interessanten Charakter zu schaffen. Und dann sind da noch die Mitglieder der letzten Kartenrunde des Ermordeten, die alle nach eigenen Regeln spielen und sich damit ebenfalls sehr verdächtig machen. Zwischen diesen Personen steht Cyprian von Warnstedt, der nicht nur ein Freund Robert Fichtners ist, sondern sich auch als Ermittler mit neuen Ideen in der alten Struktur beweisen muss. Alle diese Personen stehen sich fast wie in einem Kammerspiel gegenüber und machen den Reiz und die Spannung des Romans aus.

Viele Verdächtige und noch mehr Motive bieten spannende Unterhaltung

Bereits mit dem ersten Kapitel und der übereilten Rückkehr Robert Fichtners aus Meran nach Wien nimmt das Romangeschehen Spannung auf und führt diese bis zum Ende der Handlung auf hohem Niveau weiter. Im Laufe der Ereignisse treffen die Protagonisten auf Karl Kraus, Arthur Schnitzler, Hugo von Hofmannsthal und Emilie Flöge, wobei diese kurzen Begegnungen dem Roman Authenzität verleihen und einen zusätzlichen Reiz ausmachen. Gerne hätte man diesen Persönlichkeiten mehr Raum im Geschehen gewünscht. Die Krimihandlung selbst bietet verschiedene Verdächtige mit einer Vielzahl von Motiven an. Die Auflösung ist schlüssig und stimmig, wenn auch zum Ende etwas zu dick aufgetragen.

Die Sprache ist leicht und flüssig zu lesen und scheint des Öfteren mit einem Augenzwinkern daher zu kommen. Auch ist am Horizont schon der Untergang der kaiserlich-königlichen Monarchie und Gesellschaft zu erahnen. Diese Ahnung zieht sich auch sprachlich wie ein roter Faden durch die Handlung, die dadurch ein wenig düster und sehr atmosphärisch wirkt. Das Buchcover ziert ein sehr schönes Jugendstilgemälde von Max Kurzweil, welches sich auch auf dem beigefügten Lesezeichen findet. Dieses rundet die schöne Gestaltung des Buches ab.

Insgesamt ein grundsolider und spannender Roman, der die Krimiwelt nicht aus den Angeln hebt, aber sehr gute Unterhaltung bietet.

Sinfonie des Todes

Armin Öhri, Gmeiner

Sinfonie des Todes

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