Der Tod des Jucundus
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- Erschienen: Januar 2011
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- , 2011, Titel: 'Der Tod des Jucundus', Originalausgabe
Mord und Totschlag im alten Rom
Kurzgefasst:
Mainz im 1. Jahrhundert n. Chr. zur Zeit des Kaisers Domitian. Nach einer durchzechten Nacht wacht der Tunichtgut Lucius am Rheinufer neben dem toten Viehhirten Jucundus auf. Lucius ist blutverschmiert und hält einen Dolch in der Hand, kann sich aber leider an gar nichts erinnern. Lucius älterer Bruder Marcus, ein Weinhändler, ist von seiner Unschuld überzeugt und macht sich auf eigene Faust auf die Suche nach dem Mörder des Jucundus. Als erstes jedoch muss er sich mit seinem eigenen Geschäftspartner Respectus auseinandersetzen, denn der lagert geheimnisvolle Kisten auf dem Dachboden des gemeinsamen Weinkontors. Und welche Rolle spielt der Patron Marcus Terentius, der dem toten Jucundus einen auffällig teuren Grabstein stiftet?
Was macht man als freigelassener Sklave im Mainz des 1. Jahrhundert n. Chr., wenn der eigene Bruder mit einem Messer in der Hand und blutiger Kleidung neben einer Leiche am Flussufer des Rheins aufwacht? Da es keine Zeugen gibt, rät man ihm am besten, sich ein paar Tage bedeckt zu halten und hört sich vorsichtig um. Da zuvorkommenderweise der Sklave des Toten kurz darauf Selbstmord begeht, scheint der Schuldige schnell festzustehen. Doch was ist, wenn man davon nicht ganz überzeugt ist? Marcus, der Hauptprotagonist, entschließt sich, immer mal wieder weiter nachzuforschen, allerdings möglichst vorsichtig, damit nicht doch noch ein Verdacht auf seinen Bruder fällt. Zudem hat er noch Probleme mit seinem Teilhaber Respectus, der ihm offenbar etwas verschweigt und seinen Verwandten erlaubt, geheimnisvolle Kisten auf dem Dachboden des gemeinsamen Weinkontors zwischen zu lagern. Doch für alles scheint Respectus eine schlüssige Erklärung zu haben. Ist also Marcus Misstrauen ungerechtfertigt?
Ein oft schlecht gelaunter, aber amüsanter "Detektiv"
Franziska Franke ließ sich zu ihrem Roman von einer Inschrift auf einem antiken Grabstein inspirieren, der im Landesmuseum von Mainz steht und auf einen Mord hindeutet. Als widerwilliger Ermittler fungiert Marcus, ein freigelassener Sklave und nun Teilhaber eines florierenden Weinkontors, der rasch die Sympathien der meisten Leser gewinnen wird. Dabei ist er beileibe kein strahlender, messerscharf kombinierender Detektiv. Als ehemaliger Leibeigener ist er sehr auf seinen Status und sein Ansehen bedacht und somit ist ihm die Angelegenheit mit dem Mord und der Tatsache, dass man seinen Bruder damit in Verbindung bringen könnte, eher lästig. Amüsant zu lesen sind seine Gedankengänge über seinen Bruder, der sich nicht so verhält, wie er es gerne hätte. Ebenso wie seine Bemühungen, von seinen eigenen Haussklaven etwas mehr Respekt und Anerkennung zu erklangen. Sein Kampf, nicht nur geräucherten Schweinsfuß vorgesetzt zu bekommen, entlockt einem häufig ein Schmunzeln beim Lesen. Die Ermittlungen insgesamt verlaufen etwas inkonsistent, immer wieder stolpert Marcus über Merkwürdigkeiten und forscht dann nach, wobei er sich des Öfteren nicht besonders geschickt anstellt bzw. ihm Glück und Zufall weiter helfen. Genau darin liegt allerdings auch das Problem, denn manche Gegebenheiten wirken etwas konstruiert und der sprunghafte Wechsel in Marcus' Einstellung zwischen "Ich lass die Sache auf sich beruhen" und "Ich will wissen, was dahinter steckt" vollzieht sich so oft und so schnell, dass der Leser diese nicht mehr wirklich nachvollziehen kann. Somit kommt deutliche Unruhe in den Verlauf der Geschichte.
Mehr Histo als Krimi
Generell ist der historische Teil des Romans besser ausgearbeitet als der Krimi-Teil. Es macht Spaß, Marcus durch das römische Mainz zu folgen, ihn zu Spielen, ins Theater oder in die Bäder zu begleiten und so einiges über die Gegebenheiten damals zu erfahren. Das Ganze ist interessant und informativ ausgestaltet und man bekommt einen sehr guten Eindruck von der damaligen Zeit. Auch wenn bezweifelt werden darf, dass es damals schon so klare Glasscheiben gab, durch die man eine herrliche Aussicht auf ein Tal hatte. Sollte es sie tatsächlich gegeben haben, wären sie eine Erwähnung im Nachwort wert gewesen.
Der Mordfall und die Geschehnisse um Marcus' Teilhaber Respectus hingegen nehmen zwar einigen Raum ein, doch hat man oft das Gefühl, dass es nicht so recht weitergehen will, dass Marcus, und mit ihm der Leser, auf der Stelle tritt. Dadurch entstehen einige Längen und der Spannungsbogen wird nicht kontinuierlich aufrecht erhalten. Für den erfahrenen Krimileser dürften die Verstrickungen und auch die Auflösung wenige Überraschungen bereit halten, so dass das Buch eher die Leute anspricht, die lieber einen historischen Roman als einen Krimi lesen.
Somit ist das Buch empfehlenswert für Leute, die mehr Wert auf die historischen Gegebenheiten legen und sich für untypische Ermittler, die des öfteren schlecht gelaunt sind, interessieren. Allerdings muss man als Leser damit leben, dass die Sprunghaftigkeit des Protagonisten nicht immer nachvollziehbar ist. Die eingefleischten Krimileser müssen bei der Lektüre einige Längen und den immer wieder abfallenden Spannungsbogen akzeptieren können und sich vielleicht doch mit der farbigen Schilderung des frühchristlichen Mainz trösten.
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