Tschoklet

  • Gmeiner
  • Erschienen: Januar 2011
  • 1
  • Gmeiner, 2011, Titel: 'Tschoklet', Originalausgabe
Tschoklet
Tschoklet
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Sabine Bongenberg
551001

Histo-Couch Rezension vonJul 2011

Keine gute Mischung

Kurzgefasst:

Captain John Edwards, Leiter einer Scoutpatrouille der 7. US-Armee, macht sich kurz nach der Kapitulation Deutschlands im Mai 1945 mit seiner Truppe auf den Weg nach Karlsruhe. Unterwegs werden zwei seiner Soldaten erschossen. Anschließend versucht ein Unbekannter, das Fahrzeug des Offiziers mit einer Panzermine auszuschalten. Der Anschlag misslingt. Edwards und seine Leute wissen nicht, warum man ihnen nach dem Leben trachtet. Bis sie in der ehemaligen Panzerkaserne in Schwetzingen erste Hinweise auf den Täter bekommen...

 

John Edwards, der gegen Ende des Zweiten Weltkrieges in der amerikanischen Armee den Rang eines Captains bekleidet, ist sicherlich kein Paragraphenreiter. Dennoch kann es nicht angehen, dass ein Dieb, der auf frischer Tat beim Ausrauben von Kameradenspinden ertappt wird, straffrei ausgeht. Was Edwards bei dieser Episode nicht weiß: Er hat sich einen Todfeind geschaffen, der alles daran setzt, ihn und seine Männer für immer zum Schweigen zu bringen und sich so für seine Degradierung, die als Strafe für den Diebstahl ausgesprochen wurde, zu rächen.

Edwards und seine Scoutpatrouille entgehen daher regelmäßig nur knapp den mörderischen Anschlägen des eigentlichen Kameraden und müssen sogar Todesopfer verbüßen. Doch erst, als sie eine junge deutsche Frau unter der evakuierten Bevölkerung auflesen und in ihren Trupp aufnehmen, bieten sie dem Attentäter eine Breitseite für einen neuen Racheakt an, und diesmal könnte der tatsächlich funktionieren...

Diener zweier Herren

Leider gibt es immer wieder Autoren, die sich nicht entscheiden können, welches Literatur-Genre sie bedienen wollen. Vor diese Frage sah sich offensichtlich auch Harald Pflug gestellt. Einerseits wird sein Buch im Titel als "Kriminalroman" bezeichnet, andererseits umfasst die Handlung in erster Linie die Abenteuer einer amerikanischen Scoutpatrouille bei dem Marsch durch das bereits von Franzosen besetzte Baden-Würtemberg. Leider geht so eine Gratwanderung selten gut, und so kann auch hier das Ergebnis nicht überzeugen.

Kriminalroman?

Sicherlich muss ein Krimi nicht immer im letzten Kapitel den Mörder enthüllen, auf den bis dahin nur verschiedene Fingerzeige erfolgten. Dennoch - wenn der Unhold schon in den ersten Kapiteln eines Buches offenbart wird, dann sollte es dennoch möglich sein, weiterhin spannend über seine finsteren Taten zu berichten. Leider ist das hier vollständig misslungen und das beginnt allein schon beim Motiv. Aus welchem Grund sollte aus einer Degradierung quasi eine Blutrache - gegen eine ganze Patrouille wohlgemerkt - erwachsen? Regelmäßig muss sich der Leser fragen: "Warum die ganze Aufregung? Trag es wie ein Mann, rauch dir eine und fahr nach Hause".

Historischer Roman?

Harald Pflug begibt sich mit seinen Protagonisten auf die Reise durch das nach dem Zweiten Weltkrieg zerstörte Deutschland. Anfangs vermag er noch mittels der Charakterisierungen und den Werdegängen der einzelnen Soldaten der Truppe zu fesseln, doch war der Autor offenbar der Meinung, dass diese leiseren Töne zuwenig Dramatik hinterlassen würden. So wurde noch ein Nebenstrang über ein letztes Nazi-Nest eingeführt, in dem ein mehr als verderbter Knecht ein finsteres Regiment führt, unter dem insbesondere die spätere weibliche Hauptperson des Buches sehr zu leiden hat. Ob es derartige Rest-Seilschaften und quasi Sklavenhalter nach dem Zerfall des Dritten Reichs gegeben hat, sei dahingestellt, doch wirkt die Darstellung hier mehr als übertrieben und unglaubwürdig. Ebenso unglaubwürdig erscheint, dass die Heldin des Buches nach der Befreiung von der Knute des Knechts unter die Fittiche der amerikanischen Soldaten genommen und mit vollem Wissen des Captains zukünftig ein quasi gleichwertiger Bestandteil der Patrouille wird. Hier auch noch eine kurze Anmerkung zu den jeweiligen Charakterzügen der Besatzungstruppen: Die amerikanischen Soldaten waren hautsächlich gut und edel und lediglich nur in Ausnahmefällen böse und gemein. Die französischen Soldaten und hier insbesondere die eingegliederten Marokkaner waren hauptsächlich böse und gemein und in Ausnahmefällen nutzlos, faul und unfähig. Zumindest wenn man den Beschreibungen dieses Buches folgen möchte.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass es dem Buch sicherlich wesentlich besser getan hätte, wenn er als reiner Historienroman verfasst worden wäre und die ohnehin arg konstruierte Krimi-Handlung ersatzlos entfallen wäre. Selbstverständlich hätte es sich dann lediglich um eine "Nachkriegs-Road-Story" gehandelt. Aber vielleicht hätte hier in leiseren Tönen und lebensnaheren Situationen ein größeres Potenzial gelegen.

 

Tschoklet

Harald Pflug, Gmeiner

Tschoklet

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