Flammenteufel
- Gmeiner
- Erschienen: Januar 2011
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- Gmeiner, 2011, Titel: 'Flammenteufel', Originalausgabe
Wer legte den Reichstagsbrand? Nicht alle wollen es so genau wissen.
Kurzgefasst:
Berlin im Oktober 1933. Anwalt Eugen Goltz erhält einen Telefonanruf. Eilig sucht er seine Mandantin, die Tänzerin Alice Resow, in einem Hotel in der Lietzenburger Straße auf. Er findet sie tot vor. Im nächsten Moment stürmt die Gestapo in das Hotel, hat aber zu Goltz Überraschung nur Interesse daran, Alice Tod wie einen Selbstmord aussehen zu lassen. Eugen Goltz beschließt, die Hintergründe des mysteriösen Falls aufzuklären. Eine heiße Spur führt ihn zurück in die Nacht des Reichstagsbrands vom 27. Februar 1933.
Berlin im Oktober 1933. Über ein halbes Jahr ist es her, dass Eugen Goltz nach der Machtergreifung durch Hitler ins Ausland fliehen wollte, jedoch von einem rechtsgesinnten Geheimorden, dem auch der einflussreiche Bankier Philipp Arnheim angehört, daran gehindert wurde. Seitdem praktiziert er weiterhin als Anwalt und erhält von seiner neuen Mandantin Alice Resow plötzlich einen Hilferuf, da sie sich von einem Freund bedroht fühle. Er eilt in das von ihr bewohnte Hotelzimmer, kommt aber zu spät. Seine Mandantin liegt nackt und mit einem Schal erdrosselt an einem Heizungsrohr. Während Goltz noch überlegt, wie er mit der Situation umzugehen hat, stürzen zwei Mitarbeiter der geheimen Polizei in das Zimmer. Zu Goltz' Überraschung hat die Gestapo offenbar vor, die Sache wie einen Selbstmord aussehen zu lassen. Wenig später läuft Goltz dem Bankier Arnheim in die Arme, der ihn sogleich um ein Gespräch bittet. Sollte er, Goltz, in der Sache ermitteln und nicht ebenfalls von einem Selbstmord ausgehen, bekäme er gewaltigen Ärger, den er nicht noch einmal überleben würde. Im Gegenzug lädt ihn Arnheim zu einer Cocktailparty in sein Haus ein.
Die Cocktailparty birgt eine böse Überraschung, denn hier trifft Goltz unter anderem auf seinen Schwager, der ihn schon damals wohl hätte umbringen lassen, wäre seine Frau nicht dazwischen gegangen. Allerdings hat die Party auch ihr Gutes, denn Goltz trifft die bezaubernde Scala-Tänzerin Leni Ravenov, eine Kollegin der ermordeten Alice. Als man sich am nächsten Tag in einem Lokal wiedersieht, stehen natürlich der Tod von Alice und dessen rätselhafte Umstände im Vordergrund des Gesprächs. Leni vermutet, dass Alice´ Mann, von dem diese sich scheiden lassen wollte, eine maßgebliche Rolle bei dem Reichstagsbrand am 27. Februar des Jahres hatte. Ein Ereignis, an das sich Goltz nur ungerne erinnert, denn an jenem Tag wurde er nach seiner missglückten Flucht in den Reichstag gebracht. Doch offenbar muss er sich diesem Ereignis noch einmal stellen, will er den rätselhaften Tod seiner Mandantin aufklären...
Lohnenswerte Fortsetzung
Das Eugen Goltz nach Spittelmarkt erneut der Protagonist eines Kriminalromans werden könnte, erschien eigentlich unmöglich. Allzu deutlich war, dass sein Schwager und dessen Schergen ihn umbringen wollten. Goltz überlebte, doch nun droht erneuter Ärger mit den Mitgliedern des Ordens der "Brüder und Schwester vom Licht". Auch sonst ist in Deutschland nichts mehr so wie es noch vor Kurzem war. Gerichtsprozesse verkommen mehr und mehr zu Schauprozessen wie der aktuelle Prozess gegen den vermeintlichen Brandstifter Marinus van der Lubbe zeigt. Dieser soll den Reichstag in Brand gesetzt haben; alleine oder mit Hilfe seiner mitangeklagten kommunistischen Freunde. Noch ist der Wechsel zur Diktatur nicht ganz abgeschlossen und so belegen die Aussagen der Sachverständigen, dass es so nicht gewesen sein kann. Bei den ausländischen Medien, die den Prozess mit Argusaugen verfolgen, steht ohnehin schon länger die SA als wahrer Verursacher in Verdacht. Der Prozessverlauf belegt einen nicht unerheblichen Teil in diesem Roman, wobei die Aussagen der Gutachter ebenso ausführlich wie spannend sind. Gekonnt wird in Szene gesetzt, wie aus einem normalen Gericht ein Gericht in einem diktatorischen Staat wird. Daneben läuft dann parallel jener Plot, der sich mit den Umständen von Alice Tod befasst.
Flammenteufel grenzt nahtlos an das Debüt Spittelmarkt an und beantwortet jene Fragen, die aus dem ersten Teil der Eugen-Goltz-Reihe noch offen waren. Zudem geht es um ein wenig Schwarzmagie, aber auch um sexuelle Ausschweifungen und grenzwertige Erfahrungen. Der Roman liest sich flüssig und zeigt zudem (in Ansätzen) auf, wie sich ein Land in eine Diktatur verwandelt. Informativ, unterhaltsam und daher lohnenswert.
Bernward Schneider, Gmeiner
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