Die Gewandschneiderin

  • Piper
  • Erschienen: Januar 2011
  • 1
  • Piper, 2011, Titel: 'Die Gewandschneiderin', Originalausgabe
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Annalena Brix
831001

Histo-Couch Rezension vonSep 2011

Eine fein gewebte Geschichte!

Kurzgefasst:

Anfang des 13. Jahrhunderts, im Norden des Heiligen Römischen Reichs: Nur knapp entrinnt Anna der Vergewaltigung durch einen einflussreichen Ratsherrn. Doch die Rettung seiner Tochter kommt Baumeister Wille teuer zu stehen - er wird der Hexerei angeklagt. Das anschließende Gottesurteil kostet ihn das Leben. Da auch Anna in Gefahr ist, flieht sie aus der Stadt und kommt vorerst bei ihrer Tante und deren Familie unter. Dort kann sie aber unmöglich bleiben. So begibt die junge Frau sich erneut auf den Weg, angetrieben von ihrem Lebenstraum: Sie will Gewandschneiderin werden und die herrlichsten Kleider anfertigen. Doch muss sie dafür ihr Glück opfern, vielleicht sogar ihr Leben?

 

Die junge Anna ist die Hauptperson des Romans und erlebt eine genre-klassische Schicksalsgeschichte. Tragische Ereignisse nötigen sie zur Flucht, sie muss sich mühsam allein durchschlagen und gelangt schließlich nach spannungsreichen Wendungen bis an den Hof von Stauferkaiser Friedrich II. - Doris Niespors historisches Debüt verspricht demnach schon mal solide Unterhaltung.

Das Lehrmädchen Anna wird vom Mann ihrer Lehrherrin belästigt. Doch es kommt noch schlimmer: nachdem ihr Vater sie vor eben diesem Nachsteller rettet, wird er der Hexerei angeklagt und muss sich einem Gottesurteil stellen. Anna flieht auf Wunsch ihres Vaters zu ihrer Tante. Doch schon auf der Reise gerät sie in neue Schwierigkeiten und bei ihrer Tante ist sie ein unerwünschter hungriger Schlund. Sie kann zwar bleiben, doch ihr Ziel, Gewandschneiderin zu werden, rückt in weite Ferne. Bis sie beschließt, wieder auf Reisen zu gehen und ihre eigenen Wege zu suchen...

Rasantes Tempo und neue Wege

Bereits zu Beginn des Romans überschlägt sich die Handlung. Auf den ersten hundert Seiten wird man genauso rasant wie Anna durch die Ereignisse geschleudert. Auf diese Weise ist man schnell von der Geschichte gefangen und folgt ihr neugierig. Manche der anfänglich eingeführten Figuren bleiben dadurch zwar skizzenhaft, aber die wesentlichen Charaktere webt die Autorin geschickt ein.

Klostermauern und eine Gelegenheit

Nachdem Anna ein Stück gereist ist und ihr abermals Unglück geschieht, wird sie von Nonnen aufgelesen und gepflegt. Im Kloster schöpft sie neue Kraft und sie kann sich als Näherin verdingen. Doch die Wahl fürs Klosterleben scheint ihr einziger Ausweg, den sie eigentlich nicht wählen möchte. Durch den fahrenden Tuchhändler Heinz bietet sich plötzlich die Gelegenheit, den Klostermauern zu entkommen und ihr Talent fürs Nähen eventuell weiterzuverfolgen. So reist Anna mit Heinz und lässt sich auch darüber hinaus auf ihn ein. Aber auch diesmal hat Anna kein Glück und muss erneut flüchten.

Der Roman bleibt spannend und der Leser durchlebt mit Anna ihre verschiedenen Schicksalsstationen. Die häufigen Figuren- und Ortswechsel sind durchaus reizvoll, erwecken aber schließlich den Wunsch nach etwas mehr Ruhe, den man mit Anna teilt. Dieser Wunsch wird in gewisser Weise erfüllt, als Anna die nächste Gelegenheit beim Schopfe packt und zu Meister Spierl gelangt. Hier lernt der Leser verschiedenste Figuren kennen und darf sich besonders am liebenswert-schrulligen Meister erfreuen. Die Geschichte gerät hier in ein neues Fahrwasser, was angenehm auffällt. Mit Meister Spierl reist Anna später bis an den Hof Friedrichs II., wo sie einer ungewöhnlichen Liebe begegnet.

Temporeich, historisch und unterhaltsam

Doris Niespor hat einen temporeichen Roman vorgelegt, der Spaß macht. Die Geschichte ist durch die vielen Wechsel nicht unbedingt vorhersehbar, andererseits aber auch nicht sehr überraschend für Liebhaber des Genres. Der historische Hintergrund bezieht sich deutlich mehr auf die zeitgemäßen Lebensumstände und Gegebenheiten denn auf historische Ereignisse. Besonders schillernd ist allerdings die Beschreibung des Hofes von Friedrich II. und dem Einzug seiner Braut Isabella von England. Außerdem erhält man einen Einblick in die politischen Konflikte Friedrichs.

Der Roman ist auf jeden Fall sehr unterhaltsam und durch die schwungvolle Erzählweise sehr flüssig zu lesen. Die Handlung ist geschickt gewoben und wird niemals langweilig. Eine kurzweilige Lektüre und ein abwechslungsreicher Roman, dem hoffentlich weitere folgen werden!

Die Gewandschneiderin

Doris Niespor, Piper

Die Gewandschneiderin

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