Das Blut der Gläubigen
- Philipp von Zabern
- Erschienen: Januar 2011
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- Philipp von Zabern, 2011, Titel: 'Das Blut der Gläubigen', Originalausgabe
Viel Substanz, wenig Nähe
Kurzgefasst:
Augsburg 1286: Ein Blutregen geht über der Stadt nieder, Pilger verschwinden spurlos, die Abdrücke eines Dämons erschrecken die Bürger. Mechthild, ein Sarazenenbalg, gilt rasch als Ursache des Unheils - doch ihr dunkles Geheimnis muss erst gelöst werden.
Ein Blutregen geht über Augsburg nieder, ein geheimnisvolles Fieber grassiert und ein Dämon treibt sein Unwesen: Die Bevölkerung sucht verzweifelt nach dem Hintergrund der beängstigenden Vorkommnisse. Im ausgehenden 13. Jahrhundert grassierte der Aberglaube und religiöse Eiferer hatten leichtes Spiel, die Menschen aufzustacheln. Als Schuldige wurde die junge Mechthild ausgemacht. Mit ihrer dunklen Haut wird Mechthild schon seit langem schief angesehen. Außerdem umgibt das Mädchen ein dunkles Geheimnis. Anstatt sich mutlos in ihr Schicksal zu ergeben, kämpft Mechthild unerschrocken gegen die dunklen Kräfte, die sie umgeben. Als sie den Dämon zu entlarven vermag, gerät sie in tödliche Gefahr.
Fakten eingebaut
Die Autorin Sandra Ann Fortner hat einen wissenschaftlichen Hintergrund. Das kommt in ihrem Roman unbestreitbar zum Ausdruck. Sie hat viele Fakten eingebaut, legt großen Wert auf Genauigkeit. Das geht jedoch zulasten der Emotionen. Mit ihrer klar strukturierten Erzählweise bleibt die Autorin gegenüber den Ereignissen stets distanziert. Nur in ganz wenigen Sequenzen kommt das Gefühl auf, unmittelbar im Geschehen zu stecken. Ansonsten ist - wenn auch nur unterschwellig - zu spüren, dass die Autorin die Hintergründe der seltsamen Ereignisse kennt und das Geheimnis später lüften wird. So fehlt diese atemlose Spannung in der Erzählung, die der Geschichte das nötige Tempo verleiht, um sich von ihr mitreißen zu lassen. Es bleibt bei einer soliden Schilderung der Abläufe, die nicht mit großen Gefühlen glänzen kann.
Schön gezeichnete Hauptfigur
So präzise Sandra Ann Fortner bei der Konstruktion ihres Plots vorgegangen ist, so präzise geht sie auch bei der Ausarbeitung ihrer Protagonistin Mechthild vor. Das Mädchen nimmt einen zentralen Punkt im Geschehen ein und wird dieser Rolle in jeder Hinsicht gerecht. Nicht Überheldin sondern eine mutige junge Frau: So handelt Mechthild, wie es eine ihrer Zeitgenossinnen wohl getan hätte. Mit viel Fingerspitzengefühl schlüpft die Autorin in die Haut ihrer Protagonistin und gibt dem Leser das Gefühl, hier eine reale Persönlichkeit vor sich zu haben. Das macht die Stärke von "Das Blut der Gläubigen" aus, die die Leser auch dann an der Geschichte dran bleiben lässt, wenn der Eindruck aufkommt, ein lehrendes Werk vor sich zu haben. Das eindrucksvolle Literatur-Register, mit dem die Autorin ihre Recherchen unterstreicht, weist ebenfalls darauf hin, dass sich Sandra Ann Fortner ein profundes Sachwissen angeeignet hat, bevor sie zur Feder griff. Ein Sachwissen auch, das sie den Lesern nicht vorenthalten wollte.
Unglückliches Schriftbild
Fortners Roman lebt von einer ausgereiften Sprache und einem klar erkennbaren Geschichts-Verlauf. Die Spannungsmomente sind solide aufgebaut, die Handlungen schlüssig und in einander übergreifend. So legt die Autorin einen stimmigen historischen Roman vor, der keine Fragen offen lässt, es aber leider auch nicht ganz vermag, die Sinne der Leser anzusprechen und ein Kopfkino in Gang zu bringen. Erschwerend kommt hinzu, dass von Verlagsseite ein etwas unglückliches Schriftbild gewählt wurde und die Ausgestaltung des Romans an sich nicht ganz so lesefreundlich ist. So braucht es einiges Durchhaltevermögen, um den Weg mit Mechthild bis zum Schluss zu gehen und nicht ermüdet während der Lektüre auszusteigen. Belohnt werden die Leser dafür zum Schluss mit einem aufschlussreichen Nachwort der Autorin, einem umfassenden Glossar und einem langen Literaturverzeichnis. All jene, die sich für die Geschichte der Stadt Augsburg interessieren, werden in diesem Roman finden, was andernorts verborgen bleibt: Ein währschaftes Stück Stadtgeschichte.
Sandra Ann Fortner, Philipp von Zabern
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