Auf zu neuen Horizonten
- Lübbe
- Erschienen: Januar 2011
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- Lübbe, 2011, Titel: 'Auf zu neuen Horizonten', Originalausgabe
Blutleeres Ende einer maritimen Reihe
Kurzgefasst:
1782. Amerika ist endlich unabhängig. Für Kapitän Sven Larsson gilt es nun, die junge Nation auf Erfolgskurs zu bringen. Sein Plan: nach Ostindien zu segeln, um dort neue Handelsmärkte zu erschließen. Mit seiner Familie an Bord sticht er in See. Doch die Überfahrt verläuft alles andere als ruhig, denn in den fremden Gewässern wimmelt es nur so von ruchlosen Piraten, Mördern und Entführern. Wird es Sven Larsson gelingen, sich und seine Lieben sicher ans Ziel zu bringen?
Nach zähen Verhandlungen und einigem Hin und Her ist Amerika im Jahr 1782 endlich unabhängig von England. Der Krieg ist vorbei, und die Kriegsschiffe werden umgewandelt in Handelsschiffe. Prisen werden nicht mehr gemacht, in Friedenszeiten ist das nicht mehr üblich. Kapitän Sven Larsson kehrt nach langer Zeit und letzten Eroberungen mit seiner Fregatte Defence zurück in den Heimathafen, wo seine Frau Sabrina und seine drei Kinder ihn sehnsüchtig erwarten.
Neben Umzugskartons für ein neues Haus wartet dort auf ihn sein Vorgesetzter, der ihn nach dem Kriegsdienst für ein Handelsschiff vorgesehen hat, das ihn in neue Wirtschaftsräume nach Ostindien führen soll, mit denen Briten und Franzosen seit Jahren Handel treiben. Nach seinem Umzug macht sich Sven Larsson mit alten Weggefährten zunächst auf nach Europa, um dort sein neues Schiff abzuholen, das den Namen Spirit of Philadelphia erhält.
Zurück in Amerika macht sich das neue Schiff nebst Begleitschiffen auf die große Fahrt. Mit an Bord ist auch Svens Frau und die drei Kinder, die ihn auf diesem Abenteuer begleiten. Unterwegs nach Indien treffen sie auf Engländer und Franzosen, es gibt am Äquator eine Taufe, und zudem wird ihnen von Piraten das Leben schwer gemacht. Schließlich erreichen sie Indien, und eine neue Welt eröffnet sich allen an Bord.
Flüssige und protokollartige Erzählung
Der vierte und letzte Roman der Reihe um Kapitän Sven Larsson behält den Stil der vorherigen Romane bei, man kann dem Geschehen aber auch ohne Kenntnis seiner Vorgänger folgen. Zwar kommt es immer wieder vor, dass Larsson alte Bekannte aus vorherigen Romanen trifft, aber für diese kurzen Wiedersehen sind keine Vorkenntnisse vonnöten.
Adam erzählt flüssig, und da aufgrund des neuen Friedens keine Seegefechte mehr zu erwarten sind, in denen ordentlich die Segel gekreuzt werden könnten, wird mit dem Wirtschaftshandel nach Indien ein neues Feld eröffnet, auf dessen Weg es allerdings auf dem Meer trotzdem zu allerlei Begegnungen kommt. Die Verteilung der Handlung zwischen Land und See ist in diesem Roman etwa gleich, zumal Larsson lange Zeit zu Hause ist und auch in Indien die Landgänge ausführlich beschrieben werden.
Keine Atmosphäre
Dennoch hält sich der Autor nicht lange mit Beschreibungen auf, und das geht schnell zu Lasten der Atmosphäre. Es gibt keine Beschreibungen von Städten und Landschaften, und wenn, dann sind sie in einem Satz abgetan. Das macht den Roman recht dialoglastig, was nicht so schlimm wäre, wenn man eine passende Umgebung vor Augen hätte, doch leider wird diese vom Autor nicht gegeben. Wie in den Vorgängerromanen beschränken sich die Beschreibungen und Charakterzeichnungen auf ein minimalstes, und leider kommt so beim Leser zu keiner Zeit die angemessene Stimmung auf, die so ein maritimer Roman verbreiten kann.
Beinahe kalt und teilnahmslos werden eine Geschichte an die andere gereiht. Der Roman ist arm an Höhepunkten, und selbst wenn das Schiff von Piraten überfallen wird, ist das innerhalb von spätestens zwei Seiten erledigt und erzeugt beim Leser keinerlei Spannung oder Kribbeln. Egal, ob es sich um Überfälle, geplante Anschläge oder in Indien um Entführungen (bzw. Entführungsversuche) handelt, der Leser wird nicht mitgenommen. Das ist schade, hier geht unbeschreiblich viel Potential verloren. Dass der Roman an sich keinen wirklichen Handlungshöhepunkt hat, passt ins Bild. Auch dass Larsson stets Erfolg hat und nicht einmal einen kleinen Misserfolg verbuchen kann oder muss, ist unrealistisch und auf Dauer langweilig.
Keine Stimmung
Dabei ist der Roman nicht langweilig, im Gegenteil. Es passiert sehr viel, von den Schifffahrten über die Landausflüge und den Verhandlungen mit neuen Handelspartnern. Aber irgendwie wird alles kurz und protokollarisch abgehandelt, was die Erzählung neutral, egal und blutleer macht. Da drei Kinder an Bord sind, kann der Autor zudem durch Fragen der Kinder dem Leser viel erklären, was allerdings auch auf Dauer als Stilmittel schnell ausgeschöpft und ermüdend ist.
Wie in den Vorgängerromanen gibt es einen hohen und auffälligen Kaffeekonsum, vor allem von Kapitän Larsson, und die Anzahl der Tassen Kaffee wird nur noch übertroffen durch ständiges und lang andauerndes Umarmen, das innerhalb der Familie stattfindet. Wo alle zwei Seiten etwas neues passiert, mit mehr oder weniger Dramatik, wird sich anschließend umarmt, was auf die Dauer lästig und sogar lächerlich wirkt. Hier hat der Autor wirklich übertrieben in seiner Familienliebe.
Sprachlich schwach
Auch sprachlich weiß der Autor nicht zu überzeugen. An einigen Stellen wird versucht, Matrosen mit Dialekt auszustatten, dies wird aber nicht konsequent durchgezogen, und die Dialekte werden auch vermischt, so dass der Leser unbefriedigt denkt, dass der Autor es auch besser hätte weglassen können. Ausdrücke wie "wird wurden ... angemacht" gab es zu dieser Zeit bestimmt noch nicht, weitere sprachliche Mängel sind zahlreich vorhanden. Auch inhaltliche Fehler sind zu entdecken. So reitet die Familie auf einem Elefanten durch die freie Natur und entdeckt irgendwo im Gebüsch eine Tigerfamilie, wo sich Vater und Mütter um die Kinder kümmern. Mal abgesehen davon, dass Tiger scheu sind und sich wohl nicht von einem Elefanten aus beobachten lassen würden, gerade mit jungen Kindern, sind Tiger Einzelgänger, und der Vater hält sich niemals bei der Familie auf. Hier wurde nicht sorgfältig recherchiert.
Insgesamt kann der Roman, der in einem Vorwort als der letzte des Autors vorgestellt wird, zu keiner Zeit seine Leser überzeugen. Sprachlich schwach, keine Atmosphäre, wenig Stimmung trotz vielen Ereignissen, die aber ohne rechte Spannung blutleer und egal heruntererzählt werden. Der Roman hat keine Höhepunkte und muss unter dem Strich als schwach, gerade für das Ende einer Reihe, betrachtet werden.
Punkten kann der Roman einzig durch seine gelegentlichen Erwähnungen der politischen Verhältnisse und Veränderungen zu Beginn der Geschichte der USA und durch die wenigen Anhänge, die dem Roman vorangestellt sind. Eine Personalliste nach Schiffen geordnet, eine Literaturliste und drei Karten (die irritierender weise in den Roman gestellt wurden, sodass man erst einmal suchen muß, wenn man sie denn braucht) ergänzen den Roman, der leider nur eingefleischten Fans der Romane des Autoren befriedigen kann. Schade.
Frank Adam, Lübbe
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