Die Köchin und der König
- Emons
- Erschienen: Januar 2011
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- Emons, 2011, Titel: 'Die Köchin und der König', Originalausgabe
Viel historischer Hintergrund mit etwas lauwarmer Geschichte
Kurzgefasst:
November 1269, Interregnum: Rudolf von Habsburg strebt mit aller Macht nach der deutschen Königskrone. Um sich gegen seine Widersacher durchzusetzen, will er um jeden Preis in den Besitz des wundertätigen Grabtuchs Christi gelangen, der wertvollsten Reliquie der Christenheit. Bei seiner Suche bekommt Rudolf Hilfe von unerwarteter Seite: Mathilde von Waldshut, der Giftmischerei bezichtigt, muss aus ihrer Heimat am Hochrhein fliehen und landet direkt in den Armen des Minnesängers Berthold Steinmar von Klingnau. Doch Steinmars Herz gehört einer anderen und er bildet die bis über beide Ohren in ihn verliebte Mathilde zur Spionin im Dienste Rudolfs aus...
Mathilda ist eine junge Köchin. Ihre Mutter ist tot, der Vater und der Bruder im Ausland verschollen. Durch Zufall kommt Rudolf von Habsburg in den Genuss ihrer Kochkunst und stellt sie als seine Leibköchin ein. Doch damit ist es nicht getan, denn dies alles war lediglich ein Vorwand. Der junge Ritter und Minnesänger Berthold Steinmar von Klingnau soll sie davon überzeugen, sich als Leibköchin vom Baseler Bischof abwerben zu lassen, um letztendlich dem Grafen als Zuträgerin, also Spionin, nützlich zu sein. Mathilda macht mit und sie fungiert nicht nur als Köchin und Spionin, sondern macht sich sogar auf eine abenteuerliche Reise auf nach Outremer, um ihre Familie und auch ihren Geliebten zu suchen.
Zudem gibt es auch noch ein wundertätiges Grabtuch Christi, das vom Orden der Marianer in Sicherheit gebracht werden soll.
Locker, aber auch etwas flach und ohne Tiefgang erzählt
Petra Gabriels historischer Roman zur Zeit des Spätmittelalters bietet zweifellos leichte und kurzweilige Unterhaltung. Man darf allerdings den Anspruch nicht allzu hoch schrauben, denn sprachlich ist die Geschichte relativ einfach und erzählerisch nicht unbedingt tiefgängig. Sehr positiv anzumerken ist das intensive Befassen der Autorin mit der Zeit selbst. Die Einblicke in die historischen politischen Begebenheiten sind äußerst interessant und fundiert. Auch versteht es Petra Gabriel, die politischen Ereignisse geschickt in die Geschichte selbst einzuweben, so dass dies nie belehrend oder mit erhobenem Zeigefinger wirkt.
Was aber leider absolut fehlt ist das Einfühlungsvermögen in die Figuren und vor allem dies an den Leser weiterzugeben. So geschieht es, dass man erfährt, dass die Protagonistin einige Tage im Kerker verbrachte, sie froh sei noch zu leben und die Zeit darin so furchtbar war, aber greifbar näher gebracht wird einem dies nicht. Dies passiert aber nicht nur einmal, sondern stetig. So locker leicht die Autorin es versteht, die angenehmen Seiten des Lebens zu erzählen, so schwer fällt es ihr, emotionales Empfinden der Figuren dem Leser näherzubringen. Für die Figur waren die Tage im Kerker schlimm - basta, mehr Empfinden wird beim Leser nicht geweckt, psychologischer Tiefgang und Empathie fehlen leider zur Gänze.
Viel Geplänkel und gar glückliche Zufälle
Mathilda ist alles andere als eine junge Frau ihrer Zeit. Allzu modern und allzu emanzipiert erscheint sie, und sogar dem geschichtlich unbedarftesten Leser wird auffallen, dass eine Frau mit Mathildas Verhalten so in dieser sehr harten und männerdominanten Zeit nie ein ruhiges Leben hätte führen können. Ständig und vor jedem steht ihr Mundwerk offen, Respekt ist ihr unbekannt und Hierarchien erkennt sie nicht an. Für eine Frau, noch dazu eine einfache Köchin, im 13. Jahrhundert undenkbar und absolut unrealistisch. Dazu kommt noch das Geplänkel mit Steinmar, in den sie sich verliebt. Dies wäre auch kein Problem, wenn man nicht ständig mit Steinmars dümmliches Äußerungen konfrontiert wäre. So nennt er Mathilde nie bei ihrem Namen, sondern nur "kleine Wachtel", was im totalen Widerspruch zu seiner Einstellung steht, denn er begehrt Mathilde zwar, möchte sich aber nicht binden. Aber nicht einmal in ernsten Situationen lässt er den Kosenamen außen vor. Dazu kommt noch, dass der Leser auch ständig mit Steinmars Gedankengängen konfrontiert wird, die nur von "ach, diese Augen", "aber sie ist ja noch so jung" bis hin zu "was für ein Weib" nicht gerade von einem großen Spektrum an Fantasie zeugen. Auch dies wäre noch akzeptabel, wenn es nicht ständig und andauernd vorkäme. Dazu kommen noch die stetigen - ziemlich mühselig wirkenden - Wortgefechte, die die beiden miteinander austragen.
Die ganze Geschichte wirkt ziemlich konstruiert und an den Haaren herbeigezogen. Dem Mainstream folgend hat Petra Gabriel eine wundersame starke Frau geschaffen, deren Mut alle Bedenken zerstreut und die sich sogar alleine aufmacht, den Spuren der Kreuzfahrer nach Akkon zu folgen, um ihren Vater und Bruder zu suchen. Ihre Erlebnisse auf dieser Reise und auch deren Ausgang haben mit der Realität der damaligen Zeit wenig zu tun und so wirkt alles mehr wie in einem Märchen als in einem historischen Roman.
Schön aufgemacht
Ein Buch, von dem man sich wesentlich mehr erwartet und das auch wesentlich mehr verspricht. Schön aufgemacht und im Anhang mit jeder Menge Rezepte aus dem Mittelalter, ist das Buch wirklich ansprechend. Die Umsetzung der Geschichte ist für Leser ideal, die keinen zu hohen Anspruch stellen und die sich nicht daran stoßen, dass sich Frauen im Mittelalter plötzlich verhalten und behaupten wie im 21. Jahrhundert.
Petra Gabriel, Emons
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