Totenwall

  • Rowohlt
  • Erschienen: Januar 2011
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  • Rowohlt, 2011, Titel: 'Totenwall', Originalausgabe
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Rita Dell'Agnese
751001

Histo-Couch Rezension vonOkt 2011

Netter Krimi vor einem interessanten historischen Hintergrund

Kurzgefasst:

Elbtunnel, Ringbahn, Mönckebergstraße: Im schwülen Frühsommer 1910 ist Hamburg eine einzige Baustelle. Auf den Straßen tuckern die ersten Automobile, und Rechtsanwalt Sören Bischop fährt jetzt ein Kraftrad der Marke Harley-Davidson. In der Hitze scheint auch das Verbrechen zu gedeihen: Die ganze Stadt spricht von dem Raubmord im Bankhaus Goldmann, bei dem der Seniorchef brutal erschlagen wurde. Kurze Zeit später meldet sich ein alter Kunde bei Sören, ein Panzerknacker. Er gesteht ohne Umschweife den Einbruch. Ein gut bezahlter Auftrag - aber Mord, damit habe er nichts zu tun. Dann spült ein heftiger Sommerregen eine kopflose Frauenleiche an einem Bahndamm frei. Und es wird nicht die letzte sein...

 

Wieder einmal ist der Rechtsanwalt Sören Bischop in einen geheimnisvollen Todesfall verwickelt. Der Seniorchef einer Bank wird erschlagen aufgefunden, der Tresor wurde ausgeraubt. Als ein einstiger Klient Sören Bischop gesteht, den Raub, nicht aber den Mord begangen zu haben, macht sich der Rechtsanwalt auf die Suche nach der Wahrheit. Doch da wird nach einem intensiven Regen am Bahndamm eine kopflose Frauenleiche angeschwemmt. Bei den Untersuchungen zum Fall stoßen die Ermittler auf Zusammenhänge. Und plötzlich bekommen die Morde eine ganz neue Dimension.

In bekannter Manier

So solide der Rechtsanwalt Sören Bischop seiner Berufung als Anwalt der kleinen Leute nachgeht, so solide kommen auch die Romane von Boris Meyn daher. Der Autor bleibt dem einmal gezeichneten Bild seines Serienhelds treu. Sören Bischop ist agil, interessiert und nicht abgeneigt, bei den Ermittlungen bezüglich der Mordfälle eine bedeutende Rolle zu spielen. Und so kann Boris Meyns Held einmal mehr seinen Scharfsinn beweisen. Er bleibt dabei seiner Linie treu, und wer die Sören Bischop-Romane bis jetzt gemocht hat, wird auch mit dieser Folge zufrieden sein. Außergewöhnliche Schachzüge sollten die Leser hier aber nicht erwarten. Sie bekommen einen soliden Krimi vorgesetzt, der auf bekannten Mustern aufbaut und durch eine saubere Sprache überzeugt. Aber sie bekommen keinen ausgeklügelten Thriller serviert.

Spannender Einblick in die Zeit

Viel tiefer als die nette Kriminalgeschichte geht einmal mehr der historische Hintergrund, den Boris Meyn mit seinem jüngsten Roman mitliefert. Seine Beschreibungen des Hamburgs von 1910 sind nicht nur äußerst bildhaft, sondern überzeugen auch durch Detailreichtum und durch die Einbettung in ein gutes Portrait der Gesellschaft. Sehr schön aufgefangen hat Bischop die beginnende "Stadtflucht" der Hamburger. In der Figur von Sörens Frau Tilda zeigt er die Beweggründe auf, die die zwar vermögende, aber nicht ganz so illustre Gesellschaft dazu veranlasst hatten, sich nach einem möglichen Domizil im Grünen umzusehen. Dabei geht Boris Meyn geschickt an die Sache heran und zeigt Bischops Kampf mit sich selber an. Der Rechtsanwalt möchte dem Wunsch seiner Frau nach mehr Grün - der bisherige Wohnort ist immer mehr verstädtert - erfüllen, fürchtet aber den längeren Arbeitsweg. Hier spielt plötzlich auch der Gedanke an eine motorisierte Fortbewegung mit.

Ein echtes Plus sind die Fotos, die im Innern des Romans zu finden sind. Sie geben einen sehr guten Eindruck über die beschriebenen Winkel der sich stetig verändernden Hansestadt. Ebenso ist die Karte der Hamburger Innenstadt eine nette Zugabe.

Nicht der letzte Fall

Fans von Sören Bischop können, spätestens wenn sie das Nachwort des jüngsten Falls gelesen haben, aufatmen. Der Rechtsanwalt wird sich noch nicht zur Ruhe setzen. Obwohl dieser Krimi in sich geschlossen ist, kündigt Boris Meyn schon nahezu direkt einen Nachfolgeroman an. Die historischen Krimis von Boris Meyn stehen für gute Unterhaltung. Davon weicht der Autor auch bei Totenwall nicht ab. Sören Bischop dürfte seine Fans hier durchaus zufrieden stellen.

Totenwall

Boris Meyn, Rowohlt

Totenwall

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