Süßes Alibi
- Emons
- Erschienen: Januar 2011
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- Emons, 2011, Titel: 'Süßes Alibi', Originalausgabe
Dritter Teil der glänzenden Marius-van-Larken-Reihe.
Kurzgefasst:
Köln um 1895. Ein stadtbekannter Fabrikant wird ermordet in seinem Büro aufgefunden. Alle Indizien weisen auf einen jungen Ingenieur als Täter hin. Als der auch noch jede Auskunft über sein Alibi verweigert, ist für Kommissar Strammel der Fall gelöst. Nur Marius van Larken hat Zweifel...
Privatermittler Marius van Larken langweilt sich in seiner Wohnung in der Brabanter Straße 21B, die er sich gemeinsam mit Dr. Möring teilt. Kein neuer Fall weit und breit, der seiner Fähigkeiten bedarf. Stattdessen werden ihm schon Scheidungsfälle angetragen, die er natürlich brüskiert zurückweist. Auch eine Anfrage des Industriellen Eduard Klingenberg, Direktor der "Kölner Automaten-Fabrik", erregt zunächst nicht Larkens Interesse, doch die in Aussicht gestellte Bezahlung lässt ihn dann doch umstimmen. So begibt sich Larken am nächsten Tag zu einem Gespräch mit Klingenberg, wo er in dessen Vorzimmer auf seinen ehemaligen Kommilitonen Wilhelm Koerfgen, einen Neffen des Firmenchefs, trifft. Von diesem erfährt er, dass es zuletzt einen großen Streit zwischen dem Onkel und dem Forschungsleiter Theodor Böken gegeben hat, welcher mit der Entlassung des Ingenieurs endete. Angeblich soll Böken Firmengeheimnisse an die Konkurrenz verraten haben.
Zur verabredeten Zeit will der Sekretär Remmers seinem Direktor den Besuch Larkens anmelden, macht dabei jedoch eine grausige Entdeckung, denn er findet Klingenberg, unter dem er schon Afrika gekämpft hat, erdrosselt auf seinem Sofa vor. Auch der Neffe reagiert schockiert, war er doch vermutlich der Letzte, der seinen Onkel lebend gesehen hat. Da Remmers in seinem Vorzimmer die ganze Zeit am Platz war, kann der Mörder nur über den Hof zu Klingenberg vorgedrungen sein, just zu jener Zeit, in der dieser seinen täglichen Mittagsschlaf hielt. Da bei einer kurzen Inspektion des Hofes Larken einen abgerissenen Knopf findet, der von der Jacke des entlassenen Böker stammt, ist für Kommissar Strammel der Fall schnell geklärt, zumal Böker widersprüchliche Angaben zu seinem vermeintlichen Alibi macht. Letztlich hat er keins und so wird er kurzerhand von Strammel verhaftet. Selbstredend hat Larken so seine Zweifel...
Möring musste lächeln: "Könnte es sein, dass Sie einfach nur schlecht gelaunt sind, weil sich Ihr prächtiger Mordfall so sang- und klanglos gelöst hat?"
"Gelöst? Wie kommen Sie denn darauf?", fragte Larken erstaunt. "Etwa, weil Strammel den Ingenieur verhaftet hat? Ich bitte Sie."
"Er hatte doch allen Grund dazu."
"Tatsächlich? Demnach teilen Sie Kommissar Strammels souveräne Verachtung für alle Details, die das anscheinend Offensichtliche in Frage stellen könnten. Sie beide gäben ein gutes Paar ab."
Auch in seinem dritten Fall, der wie die Vorgänger im Jahre 1895 in Köln spielt, stechen vor allem die Dialoge zwischen Larken und Dr. Möring beziehungsweise Larken und Strammel hervor. Larken gibt sich wie gewohnt eigenbrötlerisch, herablassend-sarkastisch und mitunter auch ein wenig seltsam.
Koerfgen sah ihn befremdlich an. Offensichtlich hielt er es für äußerst unpassend, an einem Ort, an dem vor Kurzem ein Mensch ermordet worden war, nun ausgerechnet ein Stück aus einer komischen Oper zu hören. Möring hätte ihm erklären können, dass Larken in einem Mord nicht so sehr die menschliche Tragödie sah, sondern in erster Linie das Rätsel und die Herausforderung, den Täter zu überführen. So gesehen, war Bizets "Auf in den Kampf, Torero!" vielleicht doch angemessen. Denn selbstverständlich würde Larken diese Herausforderung annehmen.
Die Handlung erinnert wie vieles andere auch (Brabanter Straße 21 B statt Bakerstreet 221 B) sehr stark an den Meisterdetektiv Sherlock Holmes, dessen Freunde hier völlig bedenkenlos zugreifen können. Die Marius-van-Larken-Reihe ist eine äußerst gelungene Adaption des Klassikers, allerdings noch eine deutliche Spur humorvoller. Im vorliegenden Band hätte man ein wenig mehr historischen "Touch" vertragen können, aber sei es drum. Auf knapp 190 Seiten im kleinen "Smartformat" (15,4 x 9,6 cm) bietet Süßes Alibi eine äußerst vergnügliche Unterhaltung mit einer Auflösung, auf die nur Larken - oder sein berühmter britischer Kollege - kommen kann.
Stefan Winges, Emons
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