Flügelschlag des Seeadlers
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- Erschienen: Januar 2011
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- , 2011, Titel: 'Flügelschlag des Seeadlers', Originalausgabe
Solider Germanenroman aus Cäsars Zeiten
Kurzgefasst:
Um fünfzig Jahre vor Christi: In den Wirren der Kriege Cäsars gegen die Gallier und Sueben und den blutigen Glaubensfehden der Germanen untereinander rettet der fünfzehnjährige suebische Fürstensohn Alian ein gallisches Kind aus dem reißenden Rhenus. Es ist die Tochter von Pona, der Druidin von der Isura. Von diesem Augenblick an träumt er von einem rätselhaften, dunklen Augenpaar. Er ahnt nicht, dass er Pona und diesem Mädchen Jahre später, wenn es um Leben und Tod geht, wieder begegnen wird. Nach der Niederlage der Sueben wird Alian als Geisel nach Pompeji gebracht, in einer vornehmen Familie erzogen und beginnt eine triumphale Laufbahn, die ihn zu ungeahnten Höhen, aber auch zu schmerzlichen Tiefen führen wird. Nie vergisst er dabei seine Herkunft: Nach der Weissagung seines Onkels, des Priesters Chalderich, wird er auf Seeadlerschwingen zu seinem Clan zurückkehren, dann, wenn niemand es erwartet...
Um das Jahr 50 v. Chr.: Es ist die Zeit der Kriege zwischen Cäsar und den Galliern und Sueben. Beim suebischen Stamm der Vangionen wächst Alian heran, der Sohn des Stammesfürsten Arbogast. Als Fünfzehnjähriger rettet Alian ein gallisches Mädchen aus den Fluten des Rhenus. Die Mutter des Mädchen ist die Druidin Pona, die Alian als Dank einen Ring schenkt, der ihn beschützen soll.
Unterdessen gibt es innerhalb Alians Stamm große Konflikte: Suebenkönig Ariovist will den befreundeten Völkern der Haeduer und Triboker in deren Kampf gegen die Averner beistehen. Allerdings sind Arbogast und andere Stammesmitglieder davon überzeugt, dass dies nur die halbe Wahrheit ist. Sie sind sicher, dass Ariovist zusammen mit den Frauen, Kindern und Alten weiter nach Westen jenseits des Rhenus ziehen und die dort ansässigen Averner vertreiben will, um das Land zu besiedeln. Dieses Gebiet untersteht dem römischen Imperium und Arbogast fürchtet einen Krieg gegen die Römer.
Entgegen aller Warnungen führt Ariovist seinen Plan durch - mit verheerenden Folgen. Die Sueben werden geschlagen, viele ihrer Söhne von den Römern als Geisel genommen. Zu ihnen gehört auch Alian, der zu einer vornehmen Familie in Pompeji gebracht wird. Hier wird er angemessen erzogen und beginnt eine große Laufbahn. Doch er weiß, dass er eines Tages in seine Heimat zurückkehren wird - ohne zu ahnen, dass Pona und ihre Tochter noch eine wichtige Rolle in seinem Leben spielen werden ...
Ein Germane in Pompeji
Das Schicksal der Druidin Pona war Thema des ersten Bandes Asche über Isura und auch in diesem Nachfolgeband taucht sie wieder auf - der Fokus der Handlung liegt aber zunächst auf dem Schicksal des jungen Sueben Alian. Der Roman vermischt historische Hintergründe mit dem Leben fiktiver Charaktere. Es ist eine interessante Zeit, in der der Roman spielt und auch der große Cäsar höchstselbst hat hier einen kurzen aber gelungenen Auftritt, ebenso wie der spätere Kaiser Augustus.
Verbesserungen gegenüber Vorgänger
Die Handlung ist im Vergleich zum Vorgängerband stringenter angelegt und mit Alian und seinem Vater, dem weisen Fürsten Arbogast, erlebt man zwei recht sympathische Charaktere. Ausführlich wird Alians Leben in Pompeji und in Rom und geschildert, seine soldatische Ausbildung und seine Erziehung, die ihn in das Leben der vornehmen Gesellschaft einführt. Die gefangenen Sueben werden entsprechend ihres Standes in römische Familien übergeben und Alian hat das Glück, dass Legat Loreius Tiburtinus, ein enger Vertrauter Cäsars, ihn bereitwillig als Ziehsohn zu sich nimmt. Der Legat verlor ein paar Jahre zuvor Frau und Sohn bei einem Schiffsunglück und ist gerne bereit, den Jungen aufzunehmen, dessen Vater Arbogast er sehr zu schätzen weiß. Aus Alian wird Alianus, der schon bald ein erstaunliches Geschickt mit Pfeil und Bogen beweist und sich die Anerkennung der Römer sichert. Es kommt eine gewisse Spannung durch die Fragen auf, wie sich Alian in sein neues Leben einfügen wird und welche Rolle die Druidin Pona und ihre Tochter darin einnehmen werden - und zu guter Letzt ist man gespannt, ob es eines Tages zum großen Wiedersehen zwischen Alian und seiner Familie kommen wird.
Positiv ist die Vermittlung historischer römischer Verhältnisse gelungen, die geschickt gelöst wurde: Loreius Tiburtinus klärt seinen Ziehsohn auf ihrer Reise nach Pompeji über die herrschenden Gegebenheiten auf und informiert indirekt damit auch den Leser. So gibt der Legat eine Kurzfassung über die Konflikte zwischen Senat und Konsuln und das mächtige Triumvirat aus Pompeius, Crassus und Cäsar. Auch wer sich nicht mit dieser Zeitspanne auskennt, erfährt hier kurz und knapp auf dezente Weise einige Hintergründe, die für das Grundverständnis notwendig sind.
Potential nicht ganz ausgeschöpft
Trotz einiger Verbesserungen gegenüber dem ersten Band hat auch dieses Werk noch gewisse Mängel. Wirklich in Schwung kommt die Handlung erst nach einer ganzen Weile, vor allem nach dem ersten Drittel, wenn Alians Zeit als römische Geisel beginnt. Für manche Leser mag allerdings enttäuschend sein, dass Alian so undramatisch nach Pompeji gelangt und so schnell die Gunst eines bedeutenden römischen Bürgers gewinnt. Zwar muss sich Alian dennoch gegenüber Anfeindungen und Vorurteile gegen die "Barbaren" wehren, doch es nimmt dieser Phase etwas von ihrer Brisanz und Spannung, dass er so mühelos einen Vertrauten gefunden hat - gleiches gilt für seine Freundin Julia, die bereits am ersten Schultag seine Vertraute wird. Schade ist darüber hinaus, dass den Leser am Ende lediglich ein Wortregister erwartet und kein Nachwort über den Hintergrund und die historischen Personen. Auch eine Aufstellung der wichtigsten Charaktere wäre sehr nützlich gewesen, zumal einige Namen doch recht lang und kompliziert sind. Schließlich fallen auch stilistische Schwächen auf, vor allem eine in der wörtlichen Rede oft zu geschwollene und übertrieben blumige Sprache.
Insgesamt ein solider Roman, der sich vor allem den Historikfreunden empfiehlt, die sich besonders für das Leben der Germanen interessieren.
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