Bozo und Bardo im Dienste Karls des Großen
- Triga
- Erschienen: Januar 2005
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- Triga, 2005, Titel: 'Bozo und Bardo', Originalausgabe
Ein Sachse im Dienste Karl des Großen
Kurzgefasst:
Ein Roman vor dem historischen Hintergrund der Zeit Karls des Großen und der Sachsenkriege von 772 bis 814. Bozo ist einer der Sachsenführer im Kampf gegen die Franken. Nach Jahren erbitterter Kämpfe wird er besiegt und unterwirft sich dem Frankenkönig. Er muss den christlichen Glauben annehmen und seinen achtjährigen Sohn Bardo als Geisel stellen, der daraufhin in einem fränkischen Kloster erzogen wird. Bardo tritt als junger Mann in das fränkische Heer ein. Nachdem er an vielen Kriegszügen teilgenommen hat, wird er an den Königshof berufen. Hier verliebt er sich in die Königstochter Gisla und wird zu einem von Karls Vertrauten. Als Königsbote besteht er im ganzen fränkischen Reich viele kriegerische Abenteuer und andere Auseinandersetzungen. Mit Unterstützung des Königs gründet Bardo auf der Besitzung seines alten Vaters Bozo im Dreingau das Damenstift Lisburn, um christliche Kultur dauerhaft ins Sachsenland zu bringen.
772 verbreitet es sich wie ein Lauffeuer im Dreingau: Die Franken sind in das Sachsenland eingefallen und haben die Eresburg erobert und dabei das Heiligtum Saxnots, die Irminsul, die Verkörperung der Weltesche, zerstört. Zudem wurden die den Göttern geweihten heiligen Hallen geplündert, ein Sakrileg, welches nach Rache schreit. So ruft der Edle Bozo zum Angriff auf die Franken, doch bereits beim ersten Kampf verlieren die Sachsen viele Männer, darunter Bozos Sohn Wulfhard. Die Sachsen sind tapfere und entschlossene Kämpfer, doch gegen die Scarae, die gepanzerten Reiter der Franken, letztlich chancenlos. So gelingt zwar die kurzzeitige Rückeroberung der Eresburg, wenig später wird Bozo jedoch vernichtend geschlagen. "Taufe oder Tod", Bozo hat die Qual der Wahl und um in dieser ausweglosen Situation den Schaden von seinem Stamm abzuwenden, stimmt Bozo der Taufe zu und unterwirft sich König Karl.
"Wenn der Sturm über das Land braust, wird der Baum, der sich ihm entgegenstemmt, gebrochen. Aber der sich mit ihm neigt, über den zieht er hinweg. Das ist ein altes Naturgesetz."
Karl fordert eine Geisel, um sich der Treue seines neuen Untertans sicher zu sein und so gibt Bozo seinen einzigen noch lebenden Sohn Bardo in die Obhut der Franken. Dieser wird in das Kloster Saint Denis gebracht, wo er vor allem die christliche Lehre verinnerlichen soll. Aber auch das Lesen und Schreiben kommt nicht zu kurz und als rund acht Jahre später aus dem wilden, sächsischen Knaben ein ebenso gläubiger wie gelehrter Mann geworden ist, wird Bardo unter Führung seines Mentors Graf Gero zum Krieger ausgebildet. Nach einer gemeinsamen Reise in die königliche Pfalz in Aachen stellt Graf Gero den jungen Bardo dem König vor. Karl nimmt Bardo in seine Gefolgschaft auf und lässt ihn zu einem Scara ausbilden. So kommt es, das ein ehemals junger heidnischer Sachse zu einem von Karls wichtigsten Gefolgsleuten wird, diesem in unzähligen Schlachten zur Seite steht und ihn letztlich als Sendgraf bis zu seinem Tode begleitet...
Chronologie Karls des Großen
772 bis 814 ist die Zeit der Sachsenkriege. Vor diesem Hintergrund erzählt der gealterte Bardo seinen Lebensweg, der natürlich ebenso den Werdegang von Karl aufzeigt. Bardo geniest seinen Lebensabend als Schutzherr des Damenstifts von Lisburn, welches auf dem Grundstück seines Vaters errichtet wurde und erzählt einer jungen Kanonissin, was er so alles erlebt hat. Zunächst erhalten wir einen kurzen Einblick in die Vielgötterwelt der Sachsen, bevor Bardos christliches Leben im Kloster Saint Denis beginnt. Was folgt ist der Eintritt in Karls militärisches Gefolge und sein Aufstieg bis hin zum Sendgrafen des Kaisers. Dazwischen begleiten wir Bardo bei diversen Abenteuern, die gleichzeitig eine "Chronologie" des Lebenswerkes von Karl widerspiegeln. Der Werdegang Karls soll an dieser Stelle einfach mal als bekannt vorausgesetzt werden, jedenfalls gibt es zahlreiche Schlachten (die eigentlich ständig stattfanden) und eine Darstellung der markantesten historischen Ereignisse, wie die umstrittene Art der Krönung zum Kaiser durch Papst Leo III.
Im Zentrum des Wirkens von Karl steht natürlich die Christianisierung von Barbaren aller Art, und so nimmt die Religion - neben den militärischen Begebenheiten - einen Großteil des Buches ein. Bardo wird ein gläubiger und folgsamer Christ, jedoch hat er nicht für alle Besonderheiten dieser Religion eine Erklärung. Da alle Menschen vor Gott gleich sind, will es ihm beispielsweise nicht ganz einleuchten, warum Menschen als Sklaven gehalten werden dürfen. Ein ähnliches Thema quält sogar Karl selbst kurz vor seinen Ableben in dessen Träumen:
"Dein christlicher Gott, dessen Glauben du uns aufzwingen wolltest, hat gesagt: Du sollst nicht töten. Seine Priester lehren, wer gegen dieses Gebot verstößt begeht eine Todsünde, ein Verbrechen gegen Gott. Wie viele Menschen hast du aus eigener Machtvollkommenheit töten lassen und damit immer wieder aufs Neue gegen Gottes Gebot verstoßen?"
Glücklicherweise ist die genaue Zahl nicht bekannt, doch allein bei der Schlacht an der Aller fielen 4.500 Sachsen seinem vernichtenden Angriff zum Opfer. Noch heute ist daher die Bezeichnung "Sachsenschlächter" geläufig.
Braucht es zu Leben und Werk von Karl dem Großen unbedingt ein weiteres Werk? Nein, denn sowohl Sachbücher wie historische Romane gibt es zu dieser ebenso strittigen wie herausragenden Persönlichkeit wahrlich zur Genüge. Zudem ist Bozo und Bardo... ein mitunter etwas sperriger Roman, da er eher als Erzählung daherkommt. Dies liegt vor allem daran, dass der Autor weitestgehend auf die wörtliche Rede verzichtet und Dialoge zwischen einzelnen Figuren fast gar nicht vorkommen. Blendet man diesen Punkt aus, erhält man ein informatives und vielschichtiges Werk über die damalige Zeit, welches nicht nur die hinlänglich bekannten Ereignisse in Erinnerung ruft, sondern beispielsweise auch immer wieder auf die alltäglichen Probleme der Menschen (zum Beispiel die der Reiter bei ihren anstrengenden Märschen) eingeht. Wer noch auf der Suche nach geeigneter Literatur über Karl den Großen ist oder sich für religiöse Themen interessiert, kann hier durchaus zugreifen. Gleiches gilt für "Mittelalter-Fans", die ebenfalls auf ihre (Lese-)Kosten kommen werden.
Bernhard Löppenberg, Triga
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