Der Trümmermörder
- DuMont
- Erschienen: Januar 2011
- 9
- DuMont, 2011, Titel: 'Der Trümmermörder', Originalausgabe
Als wäre man live dabei - und das bei minus 20 Grad
Kurzgefasst:
Hamburg 1947: Die Stadt liegt in Trümmern, und es ist einer der kältesten Winter des Jahrhunderts. Die Menschen versuchen irgendwie zu überleben. Da wird mitten in der Trümmerlandschaft eine Leiche entdeckt: eine junge Frau, nackt, kein Hinweis auf den Mörder. Oberinspektor Stave hat kaum Hoffnung, den Fall aufzuklären, auch wenn ihm Lothar Maschke von der Sitte und Lieutenant MacDonald von der britischen Verwaltung zur Seite gestellt werden. Bald werden weitere Tote entdeckt, und Stave ist für jede Hilfe dankbar, die er auf der Suche nach einem grausamen Mörder bekommt.
Hamburg, Anfang 1947. Seit Wochen sind die Temperaturen im zweistelligen Minusbereich. Zehn Grad minus erscheinen schon fast komfortabel. Den frierenden Menschen ist es beinahe egal, so wie fast alles in dieser entbehrungsreichen Zeit. Mit ein bisschen Glück kann man anhand der zugeteilten Lebensmittelkarten etwas Essbares kaufen oder ein kleines Stück Seife, dass für einen Monat ausreichen muss. Hätte man doch nur die Möglichkeit zu heizen oder wenigstens sich anständig zu waschen. Kein Wunder, dass der Schwarzmarkt blüht und jeder sich selbst der Nächste ist. Da fällt es auch gar nicht weiter auf, dass plötzlich mitten in Hamburg mehrere Menschen verschwinden. Zunächst wird die nackte Leiche einer erwürgten jungen Frau gefunden. Wenig später in einem weiter entfernten Stadtteil die Leiche eines älteren Mannes; ebenfalls nackt und erwürgt.
Oberinspektor Frank Stave arbeitet unermüdlich, sofern das unter den gegebenen Umständen überhaupt möglich ist. Schließlich verfügt die Hamburger Kriminalpolizei nur über fünf fahrtüchtige Einsatzwagen, die zwar per Funk erreichbar sind, aber selber nicht auf gleichem Weg antworten können. Stave wird unterstützt von Lothar Mischke, einem zynischen Ermittler von der Sitte sowie Lieutenant James MacDonald von der britischen Verwaltung. Doch die Ermittlungen kommen keinen Schritt voran.
Aufgrund der Temperaturen kann nur geschätzt werden, wann die Morde erfolgten und auf die zahlreichen Plakate mit den Opferfotos gibt es keinerlei Resonanz aus der Bevölkerung. Nur eines scheint klar: Da der Hafen zugefroren ist und die Züge nur sehr eingeschränkt fahren, spricht vieles dafür, dass sich der "Trümmermörder" noch in der Stadt befindet und vermutlich erneut zuschlagen wird...
Detaillierte Beschreibungen
Cay Rademacher, hauptberuflich Geschäftsführender Redakteur des Magazins GEO-Epoche, hat mit Der Trümmermörder einen beeindruckend realistischen Roman vorgelegt. Wer das Buch liest, fröstelt unwirklich mit, so detailliert beschreibt er die Verhältnisse zu Beginn des Jahres 1947, einem der kältesten Winter des Jahrhunderts, bei dem nicht wenige Menschen zu Tode kamen; sei es aus Kälte oder Hunger. Dabei leidet Hamburg wie viele andere Städte zu jener Zeit noch unter den Nachwirkungen des Zweiten Weltkrieges. Hamburg liegt in Trümmern, der Schwarzmarkt floriert. Viele Menschen leiden zudem unter den Geschehnissen des Krieges. So wie der Protagonist Frank Stave, dessen Frau vor einigen Jahren bei einem Bombenangriff verbrannte und von dessen verschollenen Sohn bisweilen jede Spur fehlt.
An wenigen Stellen übertreibt es Rademacher mit allzu genauen Beschreibungen. Etwa dann, wenn er detailliert auflistet, welche Zuteilungen Stave anhand seiner Lebensmittelkarte erwarten darf. Liest man hier ein Geschichtsbuch oder einen Kriminalroman? Irgendwie beides, "und das ist gut so", wobei ganz klar gesagt werden muss, dass vor allem jene Leserinnen und Leser zugreifen sollten, die Interesse an Geschichte, hier an Zeitgeschichte haben. Die damaligen Lebensverhältnisse werden - wie die Ermittlungen - ausführlich beschrieben, nur dass die Ermittlungen selbst eben kaum voran kommen. Historie pur, Erzähltempo eher beschaulich, doch selten war man so "live" dabei.
Die Handlung basiert auf einem wahren Fall, der allerdings nie aufgeklärt wurde. Insoweit erlaubt sich der Autor einige Freiheiten, indem er den Plot so "anpasst", dass es eine Auflösung gibt. "Dichterische Freiheit" in einem Buch, das vor allem am Ende optimistisch stimmt. Zumindest, soweit es in dem Kontext seiner Zeit möglich ist.
Cay Rademacher, DuMont
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