Das Geheimnis der Jaderinge

  • Bookspot
  • Erschienen: Januar 2011
  • 4
  • Bookspot, 2011, Titel: 'Das Gehemnis der Jaderinge', Originalausgabe
Das Geheimnis der Jaderinge
Das Geheimnis der Jaderinge
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Birgit Stöckel
911001

Histo-Couch Rezension vonDez 2011

Fesselnd, exotisch und spannend

Kurzgefasst:

Die verarmte Hamburger Reederstochter Viktoria Virchow kommt im Jahr 1882 nach Shanghai, um dort ihr Auskommen als Gesellschafterin zu suchen. Durch ihre Arbeitgeberin, eine alte britische Lady, stößt sie auf ein dunkles Familiengeheimnis. Ein grüner Jadering und ein chinesisches Schriftstück aus Zeiten des Taiping-Aufstands geben ihr Rätsel auf. Gemeinsam mit dem chinesischen Akrobaten Jinzi versucht sie, das Geheimnis zu lüften. Die Spurensuche bringt die Deutsche und den Chinesen in Lebensgefahr.

 

Momentan wird der historische Sektor des Buchmarktes geradezu von Auswanderersagas in unterschiedlicher Aufmachung und Qualität überschwemmt. Auf den ersten Blick könnte auch Tereza Vanek neuestes Buch Das Geheimnis der Jaderinge dazu zählen, doch es ist mehr als eine Auswanderersaga: Es ist ein fesselndes Buch über ein sehr faszinierendes Land und einen kaum bekannten Teil seiner Geschichte sowie über den ungewöhnlichen Weg einer jungen Frau, die für ihr Glück hart kämpfen muss.

Hamburg 1880: Viktoria Virchows behütetes und sorgenfreies Leben im Luxus findet ein jähes Ende, als ihr Vater, ein bekannter Hamburger Reeder, nach seinem Bankrott Selbstmord begeht. Da ihr Verlobter daraufhin nicht mehr zu der Hochzeit bereit ist und das Verhältnis zu ihrer Mutter, das schon immer schwierig war, sich weiter verschlechtert, versucht Viktoria, ihren Lebensunterhalt als Gouvernante zu verdienen. Als sie damit keinen Erfolg hat, nimmt sie ein Stellenangebot als Gesellschafterin in Shanghai an, wo sie sich um die nach einem Schlaganfall gelähmte Margaret Huntingdon kümmert. Doch es scheint ein dunkles Geheimnis auf der Familie zu liegen: Wer ist Andrew, von dem keiner sprechen will, und was hat es mit dem Jadering und den Stücken Papier auf sich, die Viktoria findet? Als es sie weiter ins Landesinnere Chinas verschlägt und sie schließlich den Halbchinesen Jinzi und seine Mutter Yazi kennenlernt, scheint sich das Geheimnis nach und nach zu lüften...

Eine neue Welt, eine fremde Kultur und ein blutiger Aufstand - informativ geschildert

Erneut ist es Tereza Vanek gelungen, ein spannendes, interessantes, informatives und fesselndes Buch zu schreiben, das den Leser unweigerlich in den Bann zieht.

Viktoria ist eine sympathische Hauptfigur, der man gerne folgt, doch hat sie durchaus ihre Ecken und Kanten, z.B. ihre Sturheit oder ihre fehlende Diplomatie. Die Wandlung von dem jungen, verwöhnten Mädchen zu einer selbstbewussten und unabhängigen Frau ist nachvollziehbar und glaubwürdig geschildert. Viktoria gewöhnt sich nur langsam an ihre Armut und auch China ist ihr anfangs suspekt: Zu laut, zu dreckig, zu fremdartig. Doch nach und nach gewöhnt sie sich an ihre neue Umgebung und die ihre Neugier auf dieses Land ist stärker als die Vorbehalte. Geschickt stellt Tereza Vanek dabei die chinesische der europäischen Kultur gegenüber und zeigt sowohl Unterschiede als auch Gemeinsamkeiten auf.

Doch nicht nur Viktorias Schicksal wird geschildert, einen großen Teil nimmt auch ein bislang bei uns vermutlich zum großen Teil unbekanntes Ereignis der chinesischen Geschichte ein: Der Taiping-Aufstand, der viel Blutvergießen und Leid über Teile von China brachte.

Erzählt wird das ganze aus Sicht der Chinesin Yazi, die für Viktoria zu einer Freundin wird. Anhand ihres Lebensweges wird die schwierige Situation von Frauen aufgezeigt, aber auch die strengen familiären Strukturen, der Unterschied zwischen Arm und Reich und der Grund, warum der Aufstand in den unteren Bevölkerungsschichten so erfolgreich war. Dabei ist auch Yazi hervorragend charakterisiert, man versteht, warum sie sich den Aufständigen anschließt, auch wenn ihre Taten zum Teil durchaus grausam zu nennen sind. Auch ihre stärker werdenden Zweifel an ihrem Tun und ihr Kampf ums Überleben sind hervorragend geschildert.

Gefühlvolle, aber zurückhaltende Liebesgeschichte

Natürlich gibt es auch einen ordentlichen Schuss Romantik, dafür sorgt die sich anbahnende Liebesgeschichte zwischen Yazis Sohn Jinzi und Viktoria sowie zwischen Yazi und Jinzis Vater. Doch auch wenn dieser Teil gefühlvoll erzählt ist, so droht die Geschichte nie ins Kitschige abzugleiten und allzu ausufernde Sexszenen werden, wie eigentlich in allen Büchern der Autorin, dem Leser erspart. Tereza Vanek setzt da mehr auf das Kopfkino ihrer Leser.

Das Geheimnis um das von Viktoria gefundene Schmuckstück und die Papierstücke ist zwar eher eine immer wieder unterbrochene Rahmenhandlung, hält die Geschichte aber zusammen und wird logisch aufgelöst.

Gemeinsam mit der schönen Aufmachung (Hardcover, gutes Cover und Lesebändchen sowie ein ausführliches Nachwort der Autorin und einer Zeittafel) kann man Das Geheimnis der Jaderinge nur als überaus gelungenes und stimmiges Werk bezeichnen, das auf knapp 650 Seiten pures Lesevergnügen verspricht.

Das Geheimnis der Jaderinge

Tereza Vanek, Bookspot

Das Geheimnis der Jaderinge

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