Purpurrot

  • -
  • Erschienen: Januar 2002
  • 1
  • , 2002, Titel: 'Purpurrot', Originalausgabe
Purpurrot
Purpurrot
Wertung wird geladen
Jörg Kijanski
851001

Histo-Couch Rezension vonJul 2006

Der Zweite Hofküchenmeister Langustier erlangt Kult-Status!

April 1750. Friedrich II. macht mit einer kleinen Gesellschaft Rast auf dem Jagdschloss Grunewald, welches seit kurzer Zeit Carl Gustav Graf von Randow gehört, nachdem er zum Ober-Hof-Jägermeister ernannt wurde. Seine Amtseinführung gibt den Anlass für ein üppiges Festmahl. Nach fünf recht schweren Gängen verordnet Friedrich II. sehr zur Freude seiner Gäste eine kleine Verschnaufpause, in der plötzlich Graf von Randow von heftigen Koliken heimgesucht wird, nachdem er zuvor eine Passionsfrucht gekostet hat. Der Gastgeber zieht sich in seine Privatgemächer zurück und der Tross des Königs am folgenden Tag weiter Richtung Berlin. Zwei Tage nach dem Vorfall, Friedrich II. weilt längst mit seinem Gefolge in Sans Souci, wird von Randow tot in einem zwielichtigen Berliner Etablissement, der ";Purpur-Glocke", aufgefunden.

Offiziell ermitteln die Polizeioffiziere von Trotha und von Manteuffel, doch Friedrich II. erinnert sich daran, dass sein Zweiter Küchenhofmeister Honoré Langustier schon einmal kriminalistische Ermittlungen erfolgreich zum Abschluss gebracht hat und bittet diesen, auch in diesen Todesfall Licht zu bringen. Langustier ist zunächst wenig angetan, zumal er selbst kurzzeitig verdächtigt wurde, die Passionsfrucht falsch zubereitet und damit den Tod von Randows verursacht zu haben. Angesichts der bevorstehenden Strapazen in der Hofküche anlässlich eines Besuches von Mustapha Aga, einem Abgesandten des türkischen Sultans und dessen Gefolge, ist Langustier schließlich bereit Ermittlungen anzustellen. Doch weder die letzten Gäste am Krankenbett des Grafen von Randow noch die Wirtin der ";Purpur-Glocke" können oder wollen Langustier bei seinen Ermittlungen helfen. Immerhin findet der Direktor der Berliner Charité, Johann Theodor Eller, heraus, dass von Randow eine Passion für die Tollkirsche (auch: Belladonna) hatte, deren Gift seinen Herzstillstand verursacht hat.

Der Koch ist der Star!

Zehn Jahre nachdem Langustier erfolgreich die Morde an Falckenberg und Marquard aufgeklärt hat (siehe ";Königsblau. Mord nach jeder Fasson"), darf der Zweite Hofküchenmeister erneut seinen kriminalistischen Spürsinn unter Beweis stellen.

 

Langustier deutete behutsam an, was ihn herführte, und der Justizrat besah sich das Permissschreiben Sr. Königlichen Majestät mit verletztem Gesichtsausdruck. War es schon so weit mit der Berliner Polizei gekommen, dass man sich der Köche bedienen musste, um Licht in die heiklen Fälle zu bringen?

Einmal mehr besticht Autor Tom Wolf mit einem fulminanten Einblick in die Zeit Friedrichs des Großen, der allerdings nicht immer einfach zu lesen ist, da sich Tom Wolf um ein Höchstmaß an Authentizität bemüht und dies gerade auch in sprachlicher Hinsicht. So ist von Randow nicht einfach nur gestorben beziehungsweise ermordet worden, sondern hat nach den Worten Seiner Majestät schlichtweg ";den Löffel retourniert".

Die Themenpalette reicht diesmal über Porzellan (Meißen - Berlin - China) und Opium bis hin zur Entschlüsselung eines Geheimdokumentes. Nebenbei besuchen Abgesandte des türkischen Sultans Friedrich II. in Sans Souci, was auch für Langustier nicht ohne verheerende Folgen bleibt, da er unter denkwürdigen Umständen erstmals in den Genuss einer Opiumpfeife kommt. Zu allem Überfluss erhält Friedrich II. zudem noch Besuch von seinem Freund und Philosophen Voltaire.

30 Köche und 50 Küchenjungen. Na dann: Guten Appetit!

Dies bedeutet für Langustier Arbeit im Akkord, denn nicht nur die Ermittlungen wollen zum Abschluss gebracht, sondern auch die ausufernden Festmahlzeiten ordentlich vorbereitet werden. Bei 30 Köchen und 50 Küchenjungen (von dem zahlreichen Personal, wie Bäckern, Konditoren und so weiter, einmal ganz abgesehen) sollte dies allerdings problemlos funktionieren. Tom Wolf gewährt mehrere Male Einblick auf die ausufernde königliche Speisekarte, welche einem das sprichwörtliche Wasser im Munde zusammen laufen lässt. Oder auch nicht, denn nicht jeder wird ";Bärentatzen mit Trüffeln" oder ";Biberschwänze mit Maronenkroketten" mögen. An dieser Stelle sei übrigens ein Verweis auf das ";Preußen-Krimi-Kochbuch: Kochen wie Langustier" erlaubt.

Ein sprachlicher Leckerbissen (wer's mag)

Sei's drum, Langustier ist schon jetzt Kult, sofern man sich für Geschichte im Allgemeinen und hier insbesondere für Preußen interessiert. Andernfalls könnte man mit der Sprache des Königs

 

";Die Schlächter morten nicht dem Spaße halber, sondern für der Leiber Gemeinwohl - dagegen die Jägers morten bloß aus alleiniger Lust, und das dünkt mich eine rechte Schande zu seindt, Messieurs. Was aber nun folgert mir daraus? N'est ce pas: dass die Jägers in puncto der Moral seindt weit unter den Bouchers einzurangieren!"

sowie der Formulierungskunst des Autors leichte Probleme haben.

Purpurrot

Tom Wolf, -

Purpurrot

Ähnliche Bücher:

Deine Meinung zu »Purpurrot«

Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!

Letzte Kommentare:
Loading
Loading
Letzte Kommentare:
Loading
Loading

Zeitpunkt.
Menschen, Schicksale und Ereignisse.

Wir schauen auf einen Zeitpunkte unserer Weltgeschichte und nennen Euch passende historische Romane.

mehr erfahren