Inseln im Wind
- Blanvalet
- Erschienen: Januar 2012
- 3
- Blanvalet, 2012, Titel: 'Inseln im Wind', Originalausgabe
Platte Story, aber schön geschrieben
Kurzgefasst:
London, 1649. Nach der Hinrichtung Königs Charles I. heiratet Elizabeth Raleigh den Sohn einer reichen Pflanzerfamilie von Barbados. Schon während der stürmischen Reise in die karibische See erkennt sie jedoch, dass ihr Mann Robert nicht der ist, für den sie ihn anfangs hielt. Ihr Zwiespalt vertieft sich, als sie dem charismatischen Freibeuter Duncan Haynes begegnet.
Nach Wochen erblickt Elizabeth endlich ihre neue Heimat Barbados und erliegt dem tropischen Zauber der Karibik. Doch bald überschatten dunkle Familiengeheimnisse ihr Leben, und als auf Barbados ein tödlicher Freiheitskampf entbrennt, spitzen sich die Ereignisse auf dramatische Weise zu...
London, Mitte des 17. Jahrhunderts: Elizabeth Raleigh steht kurz vor der Heirat mit dem Pflanzer-Sohn Robert, dem sie von England nach Barbados folgen wird. Kurz vor der Hochzeit muss die junge Frau miterleben, wie König Charles I. in London enthauptet wird, der König, dem ihr wohlhabender Vater bis zuletzt die Treue gehalten hat. Im Gedränge verliert Elizabeth ihren Vater, der der Hinrichtung mit wütender Ohnmacht beigewohnt hat, aus den Augen. Da begegnet sie dem Freibeuter Duncan Haynes, der bei der jungen Frau einen tiefen Eindruck hinterlässt. Allerdings erfährt Elizabeth, dass ihre Familie gegenüber jener von Haynes Schuld auf sich geladen hat. Doch sie hat keine Zeit, sich in Gedanken daran zu verlieren. Auf Barbados lernt sie ihren Ehemann von einer ganz anderen Seite kennen und muss sich der neuen, schwierigen Situation stellen.
Kaum Überraschungen
Die Geschichte von Elena Santiago folgt einem sehr durchschaubaren Strickmuster und birgt kaum Überraschungen. Schon nach wenigen Szenen zeichnet sich nur allzu deutlich ab, wie sich der Roman entwickeln wird. Er birgt kaum Überraschungen, die Handlung ist nett, aber nicht besonders tiefgreifend, obwohl im Plot einiges an Potenzial steckt. Die Autorin hat den Roman so angelegt, dass er sich leicht lesen lässt, aber kaum Ansprüche an die Leserschaft stellt. Weder bleiben die Ereignisse besonders haften, noch gibt es Wendungen, mit denen aufgrund des Aufbaus nicht längst schon zu rechnen war. Auch die Beschreibung vom Leben auf Barbados folgt einem oberflächlichen Muster und vermag es letztlich nicht, der seichten Geschichte einen exotischen Schwerpunkt gegenüber zu setzen. Zwar spricht die Autorin den Konflikt zwischen Pflanzern und arbeitender Bevölkerung an, doch bleibt die gesellschaftskritische Komponente der üppigen Liebesgeschichte untergeordnet und verliert sich in den Gefühlswirren Elizabeths. Einzig die Entwicklung weg von den irischen Schuldnern hin zur Sklaverei bringt Aspekte in die Geschichte hinein, die eher unbekannt sind und mit denen man sich eine tiefergehende Auseinandersetzung gewünscht hätte.
Klischeehaft und unspektakulär
Die Protagonisten schließlich passen absolut ins Schema, nach dem der Roman angelegt ist. Sie sind nett gezeichnet, es fehlt ihnen aber an Substanz und Persönlichkeit. Sie entsprechen ganz dem Klischee, das "Inseln im Wind" einen klaren Stempel aufdrückt und sich leider wie ein roter Faden quer durch den Roman zieht. So ist und bleibt der Roman, was er schon ganz zu Beginn scheint: Eine nette Lektüre für zwischendurch, der zwar den Fans von schmachtenden Liebesgeschichten entgegen kommen dürfte, aber jene Leserinnen und Leser eher langweilen dürfte, die von einem historischen Roman mehr Inhalt und mehr Tiefe erwarten. Abgesehen davon hat die Autorin in ihren bisherigen - unter anderem Pseudonym erschienen - historischen Romanen schon mehrfach bewiesen, dass sie sowohl vom Aufbau des Plots als auch von der Figurenzeichnung her einiges mehr zu bieten hätte.
Dass es sich bei der Autorin Elena Santiago um eine begnadete Schreiberin handelt, wird anhand ihres geübten Umgangs mit der Sprache mühelos deutlich. Sie schreibt eingängig, fließend und überzeugend. Umso bedauerlicher ist es, dass hier das Handwerk und die Story so stark differieren.
Freude bereitet hingegen die Aufmachung des Romans, auch wenn der in den Buchdeckel-Innenseiten abgebildete Kartenausschnitt nicht ganz glücklich gewählt ist. Barbados lässt sich nämlich nur noch knapp am Rande entdecken. Optisch ist die Karte aber schön gestaltet, wie auch das Cover durchaus gefällig ist. Ein echtes Plus stellt die Erklärung der Begriffe zum Schluss des Buches dar.
Alles in allem ist Inseln im Wind eher ein klassischer Liebesroman vor historischer Kulisse denn ein historischer Roman. Es bleibt zu hoffen, dass die durch einen Cliffhanger zum Schluss des Buches in Aussicht gestellte Fortsetzung etwas mehr Gehalt bekommt und dem wahren Können der Autorin wieder stärker schmeichelt.
Elena Santiago, Blanvalet
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