Das Lächeln der Gerberstochter

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  • Erschienen: Januar 2012
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  • , 2012, Titel: 'Das Lächeln der Gerberstochter', Originalausgabe
Das Lächeln der Gerberstochter
Das Lächeln der Gerberstochter
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Histo-Couch Rezension vonJan 2012

Eine Wasserleiche und eine brennende Stadt

Kurzgefasst:

Magdeburg im Jahr 1631. Die reiche Hansestadt steht kurz davor, in den Dreißigjährigen Krieg verwickelt zu werden. Da stößt die Gerberstochter Rosa Münkoff auf eine verstümmelte Leiche in der Elbe. Der junge Advokat Benno Greve unterstützt die bildhübsche Frau bei der Aufklärung des rätselhaften Mordes und fühlt sich zu ihr hingezogen. Doch seine Ermittlungen beeinflussen auch das Schicksal der gesamten Stadt. Als die kaiserlichen Söldnertruppen anrücken, überstürzen sich die Ereignisse.

 

Die junge Gerberstochter Rosa Münkoff fischt zufällig eine Leiche aus der Elbe. Da es sich nicht um einen Soldaten handelt, ruft das schnell den jungen Advokaten Benno Greve auf dem Plan. Benno fühlt sich prompt zu der hübschen Rosa hingezogen. Und gemeinsam versuchen sie, den rätselhaften Fund, der nichts weiter als der Mord an dem Kaufmann Emmerich ist, auf die Schliche zu kommen.

Doch auch die Ratsherrentochter Anneliese Stetter interessiert sich für den Toten und die Aufklärung des Mordes. Und während die beiden Damen um die Gunst von Benno ringen, bahnt sich Grauenvolles den Weg nach Magdeburg: Die Heerführer Tilly und Pappheim mit ihrem riesigen Söldnerheer nähern sich den Toren der Stadt. Und diesmal steht alles auf Messers Schneide...

Eine Zeitreise in den 30jährigen Krieg

Magdeburg ist trotz den langen Krieges eine stolze und aufblühende Stadt. Der Handel blüht und noch hat die Stadt jeder Belagerung getrotzt. Doch das soll sich bald ändern, und Siegfried Wittwer nimmt seine Leser auf eine spannende Zeitreise mit ins Magdeburg von 1631.

Geschickt spinnt sich seine kleine Kriminalgeschichte um den Fall von Magdeburg. Die Tod des Kaufmanns Emmerich war kein Zufall, davon sind Rosa und Benno überzeugt. Als der vermeintlich Tode scheinbar aus dem Grabe wieder aufersteht, kennen beide kein Halten mehr, sie wollen das Rätsel unbedingt lösen. Dabei kommen sie sich trotz der Standesunterschieden nahe. Aber da ist auch noch Anneliese, die Ratsherrentochter, die Benno vor einem Sturz gerettet hat. Es ist eine Dreiecksbeziehung um eine zarte Liebe, die aber zum Glück nicht den geschichtlichen Rahmen erdrückt. Im Gegenteil, durch diese Liebesgeschichte erlaubt Wittwer seinen Lesern auch einen Blick in die Welt der Lohgerber, ihre Arbeit und ihr Leben. Wittwer zeigt ein Berufsgruppe, die zwar gebraucht wird in den Städten, die aber nicht hoch angesehen ist, da die Gerber sich mit übelriechenden Gerüchen umgeben müssen. Gerben ist kein leichter Beruf, doch Benno scheint es nicht zu stören. In seinem Wesen lässt Wittwer das langsame Sich-neu-ordnen der Stände erkennen und zeigt darüber hinaus, dass ein Mensch auch über den Tellerrand seiner Berufsgruppe hinaus schauen darf, in die er hineingeboren wurde. Etwas, was für uns heute selbst verständlich ist. Er zeigt das einfache Leben genauso wie das der gut behüteten und gebildeten Familie Stetter. Das ist ein völlig anderes Leben, ein Leben voller Bücher und Wissen, aber auch mit ein bisschen Macht und Standesbewusstsein.

Der Krieg in seiner hässlichen Fratze

Während die drei einen Mörder jagen, ziehen die Heere von Tilly und Pappheim vor die Tore von Magdeburg. Dieses Mal sind sie gewillt, Magdeburg zu Fall zu beginnen. Doch die Magdeburger sind stolz und setzen auf die Unterstützung von König Gustav von Schweden. Doch der kommt nicht, und so muss die Stadt sich selbst zur Wehr setzen bis sie in Flammen ausgeht und alles verloren scheint.

Aus der Sicht des Söldners George Ackermann lässt Wittwer die Leser die hässliche Fratze des Krieges sehen. Ohne Rücksicht beschreibt er den Krieg in all seinem Wirken. Blutig und scheußlich geht es da zur Sache. Er zeigt, dass es schon lange nicht mehr um Religion geht, sondern um Macht und Reichtum. Denn längst kämpfen Katholiken in den Reihen der Evangelischen und umkehrt. George Ackermann ist ein solchen Beispiel. Selbst Katholik, muss er mit ansehen, wie ein katholischer Trupp seine Familie niedermetzelt. Wegen seiner Rachegelüste, aber auch weil sie sein Überleben sichern, schließt er sich den Evangelischen an. Doch er ist des Krieges müde und sucht nach einem Ausweg...

Ein klarer, bildhafter Schreibstil macht die Zeitreise ins Jahr 1631 mit Leichtigkeit möglich. Wittwer zieht seine Leser mit seinem profunden historischen Wissen in den Bann, ohne zu langweilen oder gar wie ein Lehrer zu klingen. Seine Krimigeschichte verbindet er geschickt mit dem Schicksal von Magdeburg, und auch wenn der Leser glaubt zu wissen, in welche Richtung es geht, wird er doch hin und wieder überrascht werden.

Das Lächeln der Gerberstochter

Siegfried Wittwer, -

Das Lächeln der Gerberstochter

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