Schwefelgelb

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  • Erschienen: Januar 2003
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  • , 2003, Titel: 'Schwefelgelb', Originalausgabe
Schwefelgelb
Schwefelgelb
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Jörg Kijanski
851001

Histo-Couch Rezension vonJul 2006

Friedrich II. in Geldnöten

Januar 1757: Der Siebenjährige Krieg steht noch am Anfang, aber eine erfolgreiche Schlacht gegen die Sachsen kann Friedrich II. bereits für sich verbuchen. So kehrt er samt Gefolge aus Dresden zurück nach Berlin, wo ihm ein großer Empfang bereitet wird. Hier will er sich mit dem jüdischen Münzunternehmer Hamann treffen, da er dringend große Mengen Geld für seine Kriegskasse benötigt. Doch Hamann wird erdolcht vor dem Schlesischen Tor aufgefunden.

Friedrich II. erleidet einen Schwächeanfall als er von dem Verbrechen erfährt und bittet den Berliner Polizeichef Becker um äußerste Diskretion. Honoré Langustier, Zweiter Küchenchef des Königs, lassen Verbrechen im Umfeld seiner Majestät grundsätzlich unruhig werden und da er bereits den einen oder anderen Mord aufgeklärt hat, stürzt er sich einmal mehr beherzt in die Ermittlungen. Dabei stellt er schon bald fest, dass es mehrere Menschen gibt, die ein Motiv hatten. Beispielsweise der Jude Abramson, der Hauptschuldner Hamanns, oder der Jude Herrschel, der sein Nachfolger als Generalpächter der Königlichen Münzstätte wird. Und selbst Hamanns eigener Sohn hat ein durchaus erkennbares Motiv, denn er will unbedingt die hübsche Tochter von Herrschel heiraten; eine Hochzeit, die Hamann unbedingt verhindern wollte...

Langustier ermittelt

Wer sich für die Geschichte Preußens im Allgemeinen und Friedrich II. im Besonderen interessiert, wird an der Honoré-Langustier-Reihe von Tom Wolf kaum vorbei kommen. Auch wenn die meisten Romane dieser Serie "nur" rund 250 Seiten umfassen, so sind sie doch, inhaltlich prall gefüllt, alles andere als leichte Kost. Insbesondere Friedrich II. spricht eine - aus heutiger Sicht - doch arg gewöhnungsbedürftige Sprache, gespickt mit etlichen französischen Einschlägen.

 

Se. Königliche Majestät haben nach der Verhaftung des jungen Hamann expressis angeordnet, dass alle weiteren Recognoscierungen und Raisonnements in betreffs des Hamann obsolet seien! Wie kommt Er dazu, Herr Koch, hier noch nachzuforschen, wo doch alles schon besiegelt ist?

Dabei steht der außergewöhnliche Protagonist, ein Küchenmeister des Königs, im Mittelpunkt des Geschehens und so werden mitunter recht gewagte Speisen zubereitet, denn Friedrich II. ist für seine Vorliebe für besonders deftig gewürzte Speisen bekannt.

 

Nun hatte die eigentliche Delikatesse Zeit zum Garen: der Schnepfendreck. Währenddessen kamen messerrückendicke, lang viereckig geschnittene und gelb geröstete Semmelschnitten unter den Schnepfen am Spieß zu liegen, welche das abtriefende Fett und den aus den Leibern abfließenden Kot aufsaugten. Diese heißen, flüssigen Exkremente hatten nämlich einen würzigeren, fruchtigen Geschmack, der vor allem von der Nahrung der Schnepfen herrührte: den Würmern und Beeren, die man ihnen als eigennützige Henkersmahlzeit vorgeworfen hatte. Aus einigen halb gebratenen Tieren entfernte Langustier Herzen und Lungen, hackte sie im Gemenge mit Sardellen und Kräutern klein, salzte und pfefferte die Materie reichlich. Er verteilte sie ebenfalls auf den betropften Semmelscheiben, die schließlich, nach Beendigung des Bratens, den gegarten Schnepfen als Bettstatt dienten, mit der zusammen sie aufgetragen und serviert wurden. Es war wohl richtig, dass einem diese Delikatesse erst dann richtig munden wollte, wenn man vergaß, was zu ihrer Herstellung gehörte.

Schwefelgelb gibt einen Einblick in die politische Lage, wie sie sich gut ein Dreivierteljahr nach Ausbruch des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) darstellte. Dabei zeigt sich der König auch gerne mal von seiner uncharmanten Seite. Das Leben am Hofe, die Lebensweisen der Juden (mehrere Seiten drehen sich allein um deren religiös bedingte Essgewohnheiten) sowie Einblicke in das Münzwesen tragen zu diesem stimmungsvollen und historisch dichten Krimi maßgeblich bei, welcher einmal mehr beweist, dass es nicht immer die "dicken Schinken" sein müssen, um seine Leser in eine andere Zeit zu versetzen. Dazu ein sympathischer Ermittler und mehrere Verdächtige, die den Spannungsbogen hochhalten, sorgen für ein weiteres gelungenes Werk einer überaus beachtenswerten Reihe. Ein Personenverzeichnis sowie ein mehrseitiges Glossar runden den positiven Gesamteindruck ab.

Schwefelgelb

Tom Wolf, -

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