Fortunas Schatten
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- Erschienen: Januar 2012
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- , 2012, Titel: 'Fortunas Schatten', Originalausgabe
Könnte der Start in eine erfolgreiche Serie sein
Kurzgefasst:
Glückstadt an der Elbe, 1894. Er hat alles verloren: Sein Schiff, seine Mannschaft, seinen Ruf. Kapitän Hauke Sötje steht vor dem Nichts. Ein ehrenvoller Tod scheint ihm der einzige Ausweg aus einer gescheiterten Existenz, doch zuvor will er in der Hafenstadt Glückstadt eine alte Schuld begleichen. Dabei wird er in einen Mordfall verwickelt. Einzig Sophie, die Tochter eines angesehenen Bürgers der Stadt, glaubt an ihn und seine Unschuld. Als Feuer und Intrigen die Stadt bedrohen, erkennen beide, wer Freund und wer Feind ist.
1894. Vor einem Jahr sank die Revenge, der ganze Stolz von Kapitän Hauke Sötje. Warum das Schiff sank, weiß Hauke bis heute nicht. Auch ist ihm rätselhaft, warum alle Besatzungsmitglieder starben und nur er überlebte. Kurz vor der Fahrt wurde ihm eine Kursänderung befohlen, doch das entsprechende Schreiben ging mit dem Schiff unter und so kam es zur Anklage vor Gericht wegen Totschlags in 53 Fällen. Durch das Eingreifen von Graf von Lahn kommt es zu einem Freispruch aus Mangel an Beweisen. Hauke selbst hat zu diesem Zeitpunkt bereits mit seinem Leben abgeschlossen, zu sehr bedrücken ihn die Geschehnisse und so fährt er nach Glücksstadt, um sich dort von seiner zwischenzeitlich verstorbenen Frau zu verabschieden, bevor er den Freitod suchen will.
In Glücksstadt gerät er jedoch umgehend in Handgreiflichkeiten und findet sich im Gefängnis wieder. Erneut ist von Lahn zur Stelle, fordert allerdings eine Gegenleistung ein. Die örtliche Heringsfischerei ist im Aufbau und soll auf Wunsch des deutschen Kaisers mit vier Schiffen auf Fang gehen, wobei es dem Kaiser allerdings weniger um den Fisch geht als vielmehr um die Beobachtung der französischen und englischen Küsten. Die neu entstandene Gesellschaft erlebt einen riesigen Zuspruch in der Stadt, jeder, der Geld übrig hat, zeichnet Aktien, und dennoch will es nicht recht voran gehen. Immer wieder kommt es zu seltsamen Zwischenfällen, so dass von Lahn einen Saboteur am Werk wähnt. Darum bittet er Hauke, sich in der Gesellschaft umzuhören und den fraglichen Störenfried zu finden. Kurz darauf drohen sich die Ereignisse in der Stadt zu überschlagen...
Ansprechende Atmosphäre
Anja Marschall hat einen ebenso kurzen wie unterhaltsamen historischen Kriminalroman geschrieben, der zum Ende des 19. Jahrhunderts spielt. Hauke Sötje, ein gescheiterter und lebensmüder Schiffskapitän, gelangt also nach Glücksstadt, wo seine Frau beerdigt wurde. Eigentlich will er sich nur verabschieden, doch seine Vergangenheit holt ihn in Person von Graf von Lahn ein. Er schuldet ihm einen Gefallen und wird letztlich zu einer Art Sonderermittler, was den Grundstein für eine Serie begründen könnte. Trotz der Kürze des Romans gelingt es der Autorin, eine ansprechende Atmosphäre zu schaffen, so dass man sich in Ansätzen in die damalige Zeit hineinversetzen kann. Allerdings wäre hier sicher mehr möglich gewesen. Es ist halt immer wieder das schwierige Unterfangen, gleichzeitig historische Atmosphäre, lebendige Figuren und dann auch noch eine flüssige und stichhaltige Handlung aufzubauen. Dass dies alles zusammen auf rund 270 Seiten nicht immer hundertprozentig gelingt, ist verständlich, und so bleiben insbesondere die Nebenfiguren reichlich blass beziehungsweise klischeehaft, was insbesondere am Beispiel des Reviervorstehers Rübcke festzustellen ist.
Die Handlung, über die hier nicht zu viel verraten werden soll, ist spannend und (fast) selbstverständlich erfahren wir auch, wie es zum Untergang der Revenge kommen konnte. Was überraschenderweise fehlt ist die bei historischen Romanen ja meist schon obligatorische Liebesgeschichte, aber immerhin lernt Hauke die Tochter eines in der Stadt nicht unumstrittenen Unternehmers kennen, die bislang nicht den richtigen Mann finden konnte. Das alles hört sich gegen Ende des Plots danach an, als arbeite die Autorin gedanklich schon an einer Fortsetzung. Dem keineswegs unsympathischen Protagonisten wäre ein weiterer Fall durchaus zu gönnen und so ist es wohl kein Zufall, dass Hauke nach dem Finale einen Job bei der Kriminalpolizei in Aussicht gestellt bekommt. Den positiven Gesamteindruck runden ein Personenregister, ein Glossar, Literaturhinweise und zwei Kartenausschnitte ab.
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