Moser und der Tote vom Tunnel

  • Gmeiner
  • Erschienen: Januar 2012
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  • Gmeiner, 2012, Titel: 'Moser und der Tote vom Tunnel', Originalausgabe
Moser und der Tote vom Tunnel
Moser und der Tote vom Tunnel
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Carsten Jaehner
801001

Histo-Couch Rezension vonMär 2012

Ein spannender Mordfall beim Gleisbau

Kurzgefasst:

Die südliche Pfalz im Jahr 1888. Eine Explosion am Münchweiler Tunnel bei Pirmasens erschüttert die Bauarbeiten der Queichtalbahn, einer internationalen Fernzugstrecke. In der allgemeinen Aufregung fällt anfangs niemandem auf, dass einer der ungarischen Arbeiter verschwindet. Wenige Tage später findet man nahe der Baustelle seine Leiche, kurz darauf werden die Einzelteile eines damals hochmodernen französischen Gewehres entdeckt. Die königliche Regierung in München beauftragt Kriminalrat Moser, einen ebenso schrulligen wie fähigen Kriminalisten, diesen Fall aufzuklären.

 

Im Jahr 1888 wird in der südlichen Pfalz bei Pirmasens eine bereits bestehende Eisenbahnstrecke zweigleisig ausgebaut. Bei einer Explosion im Zuge der Bauarbeiten am Münchweiler Eisenbahntunnel gibt es viele Verletzte. Wenige Tage später wird nahe der Baustelle die Leiche eines ungarischen Arbeiters gefunden, den bislang keiner vermisst hat. Doch er wurde erstochen und ist daher kein Opfer der Explosion. Die königliche Regierung beauftragt Kriminalrat Moser aus München mit den Ermittlungen.

Gemeinsam mit dem örtlichen Kriminalbeamten Sehnert macht er sich an die Arbeit. Dabei untersucht er nicht nur eine gefundene Waffe, die in Einzelteilen verpackt gefunden wurde. Er befragt alle an der Baustelle, von den ungarischen Arbeitern bis zum Koch und natürlich auch den Baustellenleiter Kettenring. Immer wieder die Großstadt München und deren Möglichkeiten vermissend, macht sich Moser ein Bild vom Tatort und der Umgebung, was durch den Schneefall nicht unbedingt erleichtert wird. Nach seiner Rückkehr nach München ist der Fall jedoch noch nicht abgeschlossen, aber so leicht gibt Moser nicht auf.

Interessante Lokal- und Weltpolitik

Mit seinem Kriminalrat Moser hat Autor Martin Bähr einen Ermittler erschaffen, der in der Gegend von Pirmasens einen kniffligen Fall zu lösen hat. Der Fall, der sich knapp über 220 Seiten erstreckt, ist dabei logisch und interessant, bisweilen auch spannend, und immer ist man als Leser bei Moser und seinen Ermittlungen mit dabei. Dabei versteht es der Autor, auch Lokalkolorit und Welt- und Lokalpolitik mit einfliessen zu lassen.

Der Fall selber geht anfangs zügig, zwischendurch etwas träge dahin und sitzt sich am Ende wieder zu. Die Ermittlungen erstrecken sich über fast ein Jahr, was einerseits recht lang ist, andererseits ergeben sich erst langsam einige Dinge und Zusammenhänge. Zudem stehen die Gleisarbeiten vor dem Abschluß, und bis dahin muss Moser den Täter gefasst haben, denn ab dann ist der Tatort verlassen und die Arbeiter und Verdächtigen in alle Himmelsrichtungen verstreut.

Eine handvoll Verdächtiger

Der Klappentext weist Moser als "ebenso schrulligen wie fähigen Kriminalisten" aus. Fähig ist er auf jeden Fall und entdeckt natürlich Dinge, die die Kollegen vor Ort nicht gefunden haben. Allerdings hätte er dann doch schrulliger sein dürfen, er wirkt doch sehr brav und "normal".

Die Sprache des Romans ist klar und unkompliziert, der Leser wird alles verstehen und wird auch nicht mit kriminalistischem oder bayrischem Fachchinesisch belastet. Gelegentlich geraten Zeitsprünge oder Rückerzählungen doch recht lang, vielleicht hätte man die Ergebnisse mehr mit in die Handlung einbauen können. Doch dies fällt insgesamt nicht negativ ins Gewicht. Positiv zu vermerken ist auf jeden Fall eine gute handvoll Verdächtiger, von denen erst nach und nach einer nach dem anderen als Täter ausscheidet. Seien es der Waffenhändler Tschulnigg, der Koch oder jeder andere Bahnarbeiter - jeder scheint irgendwie mit drinhängen zu können. Doch Moser lässt sich nicht beirren und macht sogar eine Dienstreise nach Österreich, um dem wirklichen Täter auf die Spur zu kommen.

Gerne noch einmal

Dass sich die Handlung um ein tatsächlich reales Ereignis, die Tunnelexplosion von 1888, herumrankt, zeigt der Autor im interessanten Nachwort auf, an dem man erkennen kann, wie wohl der Autor recherchiert hat und wie sehr er versucht hat, die Ereignisse in ein neues Licht zu rücken. Überhaupt erfährt man einiges über den Eisenbahnbau und das Bahnfahren zur dieser Zeit, das viel unbequemer (wenngleich nicht unbedingt pünktlicher) als heute war. Besonders Mosers Mitfahrt im Führerstand der Eisenbahn, die vom Autor herrlich beschrieben wird, ist eine gelungene Beschreibung und bestimmt ein Highlight in Mosers Ermittlungen.

Insgesamt ist Moser und der Tote vom Tunnel ein gelungener Histo-Krimi mit ordentlich Lokalkolorit, in dem der Ermittler Moser gerne hätte etwas schrulliger sein können. Historische Ereignisse werden geschickt erwähnt oder eingeflochten, und gerade Bahnfahrer können hier einiges über die Geschichte des Gleisbaus lernen. Und es steht zu hoffen, dass Kriminalrat Moser noch öfter zum Einsatz kommen darf.

Moser und der Tote vom Tunnel

Martin Bähr, Gmeiner

Moser und der Tote vom Tunnel

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