Die englische Ketzerin
- Blanvalet
- Erschienen: Januar 2012
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- Blanvalet, 2010, Titel: 'The Heretic's Wife', Originalausgabe
Verbotene Schriften, mutige Männer und eine liebende Frau
Kurzgefasst:
England im 16. Jahrhundert. Die Zeiten sind gefährlich für Buchhändler wie Kate Gough und ihren Bruder John, die verbotene Übersetzungen der Bibel vertreiben. Die beiden finden sich in einem Krieg zwischen englischen Katholiken und lutherischen Reformanten wieder, in dem kein Protestant seines Lebens sicher sein kann. Während ihr Bruder widerruft, um sein Leben zu retten, stärkt Kate die Liebe zu dem Übersetzer John Frith in ihrem Glauben. Das Paar geht nach Antwerpen ins Exil. Doch auch in Belgien werden ihre Überzeugungen und ihre Liebe einer harten Prüfung unterzogen...
England, zur Zeit der Renaissance. Der junge Buchdrucker John Gough wird verhaftet, weil er verbotene Schriften druckt und verbreitet. Seine Schwester Kate versucht alles um ihn aus dem Kerker zu befreien, aber ihr Bruder widerruft seine ketzerischen Ansicht und wird freigelassen. Aber nun will er von all den Dingen, für die er und Kate eingestanden sind, nichts mehr wissen und zieht sich mit seiner Familie aufs Land zurück. Kate jedoch will nicht aufgeben und will an seiner statt die verbotenen Schriften, die mit einem Schiff vom Festland nach England gebracht werden, in Empfang nehmen. Dabei lernt sie den Übersetzer John Frith, den Thomas Cromwell schon von seinen Häschern suchen lässt, kennen und lieben. Sie flüchtet mit ihm nach Antwerpen...
Und wieder sind es ketzerische Texte
Ist es das erste Buch, das man von der Autorin liest, so kann man sich unvoreingenommen darauf einlassen und bekommt solide Unterhaltung geboten. Kennt man jedoch Vantreases erste beiden Bücher "Der Illuminator" und "Die Schriftenhändlerin", so ist man schnell verleitet zu sagen "Ach, schon wieder...".
Das Thema ist zweifelsfrei interessant, denn John Frith war damals neben William Tyndale einer der meist gesuchten Ketzer Englands. Dennoch hätte man sich vielleicht gewünscht, von Brenda Vantrease auch einmal etwas anderes als von verbotenen Schriften zu lesen. Dies ist aber wohl Geschmacksache.
Zu John Friths Zeiten kommt man nicht umhin, auch Henry VIII. in die Geschichte mit einzubeziehen, führte nicht gerade sein "Kampf" um die Annullierung seiner Ehe mit Katharina von Aragon zu sehr geteilten Ansichten über die Kirche. Jene Leser die gerne über die Tudors lesen, werden auch hier auf ihre Kosten kommen, denn Vantrease gibt auch dem König immer wieder Gelegenheit, die Bühne zu betreten.
Vantrease führt den Leser flott und spannend ins Geschehen und als man das erste Mal auf die Protagonistin stößt, überschlagen sich auch schon die Ereignisse. Aber so temporeich der Beginn auch ist, so träge dümpelt die Geschichte dann weiter dahin. Nie langweilig, nie öde, aber sehr gemäßigt. Zwischendurch immer wieder ein Schwenk zu Henry VIII. und Anne Boleyn, zu Thomas More oder Thomas Cromwell. Stimmig erzählt, folgt man aber einem nicht gerade innovativen Geschehen, denn der Vielleser historischer Romane ist diesen Figuren schon öfter und interessanter umgesetzt begegnet.
Langer Atem gefragt
Kate sucht ihren Bruder, begegnet Lady Roper, unterstützt ihre Schwägerin und wartet, bis ihr Bruder zurückkommt. Als sie letztendlich beschließt, seinen Part zu übernehmen und für ihn eine Lieferung abzuholen, trifft sie auf John Frith. Bis die beiden heiraten und auf den Kontinent flüchten, hat man die Hälfte des gut 600 Seiten umfassenden Buches gelesen. Noch immer ist nichts Gravierendes geschehen. Tempo nimmt die Geschichte erst in der zweiten Hälfte des Buches auf und da wird es auch richtig spannend. Die Machtspiele der Einflussreichen und die ständige Suche nach Sündenböcken prägen die Szenerie. Die politischen Hintergründe webt Vantrease auf gewohnt geschickte Weise mit ein und dies sorgt für Spannung ohne ermüdend zu wirken. Man hätte sich nur gewünscht, die erste Hälfte des Buches wäre mehr gestrafft worden, denn die Durststrecke bis zu den ereignisreichen Geschehen verlangt ein gutes Durchhaltevermögen.
Der Grundstock des Themas ist zweifelsfrei interessant, wenngleich die zwischenmenschlichen Beziehungen meist sehr vorhersehbar sind und es zu viele ach zu gütige Menschen gibt. Dennoch bietet das Buch gute und solide Unterhaltung. Zwar kann man über Henry VIII. jede Menge anderer, bessere Bücher lesen, so sind die Ereignisse rund um William Tyndale und John Frith doch zweifellos ein Buch wert.
Brenda Vantrease, Blanvalet
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