Wie ein Funke im Feuer
- TraumFaenger
- Erschienen: Januar 2012
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- TraumFaenger, 2012, Titel: 'Wie ein Funke im Feuer', Originalausgabe
Weit entfernt von Indianer-Romantik
Kurzgefasst:
Black Hills um 1790. Tanzt-im-Feuer, ein junger Lakota-Krieger trifft bei einem Erkundungsritt auf ein feindliches Mädchen. Aus Sorge, sie könnte ihr Dorf warnen, schießt sein Bruder einen Pfeil auf die Flüchtende und nur im letzten Moment kann Tanzt-im-Feuer verhindern, dass sein Bruder das Mädchen mit seiner Keule erschlägt. Sie bleibt verletzt zurück und den ganzen Winter über wird Tanzt-im-Feuer in seinen Träumen von der Erinnerung an ihre entsetzten Augen verfolgt. Als sein ungestümer Bruder ihm ausgerechnet dieses Mädchen nach einem Raubzug zum Geschenk macht, ist Tanzt-im-Feuer verwirrt und beschließt, die Gefangene zu ihrem Volk zurückzubringen. Dies erweist sich als schwieriger und gefahrvoller als gedacht. Als er schwer verletzt wird, sucht er den Schutz der Geister, und fleht am Bear Butte um spirituellen Beistand. Fortan wird die Vision der Bärin sein Leben bestimmen.
Seit Karl May stehen Indianer-Romane immer im Verdacht, eine stark verzerrte Welt der amerikanischen Ureinwohner zu präsentieren. Kerstin Groepers Roman Wie ein Funke im Feuer bildet da keine Ausnahme: Das Vorurteil wird durch ein entsprechendes Cover noch bestärkt. Wer sich dennoch auf den Roman einlässt, wird schnell erkennen, dass er weit ab von verklärter Indianer-Romantik ist. Die Autorin erschließt dem Leser eine Welt, in der die Völker um ihr Überleben kämpfen müssen. Dies nicht nur aufgrund kriegerischer Auseinandersetzungen mit anderen Stämmen sondern auch im Alltag. Hunger, Kälte und Krankheiten fordern die Menschen. Erzählt wird dies alles anhand des Schicksals des Lakota-Kriegers Tanzt-im-Feuer und seiner Liebe Taischée, die allerdings zum Stamme der Cheyenne gehört.
Tanzt-im-Feuer begegnet Taischée erstmals auf einem Erkundungsritt durch das Gebirge. Aus Angst, das Cheyenne-Mädchen könne ihren Stamm alarmieren, will Tanzt-im-Feuers Bruder sie töten. Im letzten Moment kann der junge Lakota verhindern, dass Taischée stirbt. Sie bleibt verletzt im Wald zurück. Den ganzen Winter über sehnt sich Tanzt-im-Feuer nach Taischée, nicht ahnend, dass er auf die junge Frau ebenfalls Eindruck gemacht hat. Sein Bruder macht Taischée Tanzt-im-Feuer schließlich zum Geschenk, doch der junge Lakota will die Frau nicht dazu zwingen, mit ihm in seinem Dorf zu leben. Er will sie zu ihrem Stamm zurück bringen. Der aber ist aufgebrochen, um sich ein neues, sicheres Lager zu suchen. So irren Tanzt-im-Feuer und Taischée zusammen mit ihren Begleitern in der Weite der Landschaft umher und sind mancherlei Gefahren ausgesetzt.
Temporeich und witzig
Kerstin Groeper erzählt temporeich und witzig. Die Kabbeleien zwischen Taischée und Tanzt-im-Feuer sind amüsant zu lesen und wirken zu keinem Zeitpunkt aufgesetzt oder übertrieben. Auch die Situationen, in die die Gruppe gerät, wirken gut in die Geschichte eingebettet und tragen dazu bei, die Suche nach Taischées Stamm spannend und abwechslungsreich zu gestalten. Dass die Autorin weiß, wovon sie schreibt, kommt immer wieder klar zum Ausdruck - die Szenen sind eindringlich und bildhaft beschrieben, die fremde Kultur wird dem Leser feinfühlig nahe gebracht. Trotz ihrer Nähe zu den Indianern verfällt die Autorin aber nicht in den Fehler, hier ein fehlerloses Volk zu präsentieren, das nur durch die Böswilligkeit der anderen an seine Grenzen gerät. Groeper gelingt es, die Stärken und Schwächen der verschiedenen Stämme aufzuzeigen und darauf zu verzichten, die einzelnen Gruppen in "Gut" und "Böse" einzuteilen. Vielmehr wechselt sie immer wieder den Fokus, so dass es dem Leser möglich wird, eine Situation von mehreren Seiten zu betrachten und die Handlungsweise der jeweiligen Protagonisten zu verstehen.
Wenig Zurückhaltung pflegt die Autorin nur dort, wo es um die Rolle der Weißen geht. Sie zeigt die Verachtung auf, die die Weißen den Indianern aller Stämme in der Regel entgegen brachten und macht deutlich, dass die vermeintliche Zivilisation ein feines Gefüge zerstört hat, in der Menschen und Tiere nebeneinander existieren konnten.
Wissen vermittelt
Quasi ohne sich dessen bewusst zu werden, bekommt der Leser ein umfangreiches Bild über die Situation im ausgehenden 18. Jahrhundert. Die Gier nach Bodenschätzen und Fellen bringt immer mehr Weiße in die Indianer-Gebiete, die Stämme werden mit Dingen konfrontiert, die ihnen fremd sind, die bei ihnen aber Begehrlichkeiten wecken. Dazu gehören Gewehre ebenso wie Alkohol. Nicht alles ist dem Leser unbekannt. Und doch lädt Kerstin Groeper dazu ein, in eine Welt einzutauchen, die es längst nicht mehr gibt. Eine gelungene Figurenzeichnung und die ausgezeichnete Einführung in die indianischen Gepflogenheiten machen den Roman Wie ein Funke im Feuer zu einer gelungenen Unterhaltung mit viel Tiefgang.
Kerstin Groeper, TraumFaenger
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