Karibikfeuer
- Droemer-Knaur
- Erschienen: Januar 2012
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- Droemer-Knaur, 2012, Titel: 'Karibikfeuer', Originalausgabe
Zwischen Zuckerrohr und Voodoo-Zauber
Kurzgefasst:
Würzburg, 1858: Der junge Hermann will nach Kuba gehen, um dort sein Glück zu machen - und um den Nachstellungen der hartnäckigen Wilma zu entfliehen, die versucht hat, ihn mit einer Intrige an sich zu fesseln. In Havanna findet Hermann Arbeit bei einem deutschen Kaufmann, der ihn nach Kräften fördert. Und er verliebt sich das erste Mal in seinem Leben - in die schöne Marisol, Tochter eines kreolischen Brauereibesitzers. Dieser hat für seine Tochter eigentlich einen anderen Ehemann im Sinn und stellt dem jungen Deutschen ein Ultimatum: Hermann hat ein Jahr Zeit, um ein Vermögen anzuhäufen und sich so seiner Zukünftigen würdig zu erweisen. Mit Feuereifer stürzt er sich in diese Aufgabe, doch da steht eines Tages Wilma vor ihm - in ihren Armen ein kleines Kind ...
Hermann und Titine verlieren ihre Eltern beim Brand des Elternhauses, einer stattlichen Apotheke. Um sich und seine kleine Schwester, die beim Brand ihre Sprache verloren hat, durchzubringen, will der 17jährige Hermann in die Fußstapfen seines Vaters treten und das Apothekerhandwerk lernen. Doch einzig ein alter Bekannter seiner Eltern gewährt den beiden Obdach, wenn auch unter sehr schwierigen Bedingungen. Besonders die Tochter des Apothekers, Wilma, setzt Hermann zu. Sie versucht unter allen Mitteln, ihn zur Ehe zu drängen. Als Wilma behauptet, von Hermann schwanger zu sein, flüchtet der junge Mann im Jahr 1858 mit seiner Schwester nach Kuba. Dort gelingt es ihm bald, Fuß zu fassen und sich eine gute Stellung zu erarbeiten. Doch gerade, als er um die schöne Ramona freit, steht Wilma mit dem Kind vor ihm und bezichtigt ihn der Ehrlosigkeit. Abermals muss Hermann versuchen, den Intrigen der gehässigen Apothekerstochter zu entkommen. Seine Schwester Titine, die in Kuba als eine Art Heilige verehrt wird, begleitet ihn.
Es fehlt an Tiefe
Beatrice Fabregas hat einen faszinierenden Roman über das Leben auf der Karibik-Insel Kuba geschrieben. Besonders die Farbenpracht der Insel und die scheinbare Leichtigkeit des Lebens hat die Autorin sehr gut umgesetzt und versteht es, dies den Lesern als üppige Bilder näher zu bringen. Auch das Thema Sklaverei sowie die Probleme mit dem Anbau von Zuckerrohr oder die Hintergründe des Handels mit Europa haben ausreichend Platz bekommen, um ein überzeugendes Bild zu ergeben. Vor diesem Hintergrund müsste man nun davon ausgehen, dass auch die Charaktere schillernde Figuren sind. Doch leider fehlt es gerade hier an Tiefe. Die Charaktere bleiben an der Oberfläche und können kein richtiges Profil entwickeln. Hermann wirkt die ganze Zeit über distanziert und stellenweise auch überaus naiv. So nimmt der Leser den jungen Mann bis fast zum Schluss des Buches mehr oder weniger als einen unreifen Jungen wahr, was besonders bei den Bemühungen Herrmanns um seine große Liebe Ramona etwas irritierend wirkt.
Götter und Voodoo
Nicht ganz überzeugend ist auch die Geschichte Titines, die von den Kubanern schnell als ein Mädchen mit besonderer Begabung erkannt wird. Hier zeichnet Beatrice Fabregas zunächst das Bild eines kleinen Mädchens, was mit Titines Alter - sie ist zu Beginn des Buches bereits 12 Jahre alt - nicht überein stimmt. So wirken Szenen, in denen Titine vom Schoss der gutmütigen Grace - einer alten Kubanerin, die sich dem Mädchen annimmt - klettert, verfehlt. Besonders irritierend wirkt die Situation dann, wenn Titine einerseits Reife bei einem Ritual mit Voodoo-Zauber zeigt, andererseits aber noch als das kleine, fast elfenartige Wesen beschrieben wird, das sich in ihrer Rolle im Hause des Kaufmanns Groth nicht richtig wohl fühlt und sich eher schüchtern zurück zieht.
Gut und Böse, aber keine Graustufen
Der Roman ist spannend aufgebaut und lässt sich flüssig lesen. Damit erfüllt er eine wichtige Aufgabe: Er unterhält die Leserinnen und Leser während mehrerer Stunden. Große Ansprüche sollte man allerdings an die Geschichte nicht stellen. Obwohl Kuba als Land überzeugend und vielschichtig beschrieben ist, bleibt die Geschichte auf dem rein unterhaltenden Niveau. Sämtliche handelnde Personen sind umgehend in "Gut" und "Böse" einteilbar, Überraschungen bleiben weitgehend aus - nicht zuletzt, weil schon wesentliche Teile des Verlaufs im Klappentext verraten werden - und eine Entwicklung der einzelnen Protagonisten ist leider auch nicht auszumachen. So sollte also letztlich nur zu diesem Roman greifen, wer eine farbenfrohe und mit sinnlichen Eindrücken angereicherte, wenngleich oberflächliche Unterhaltung wünscht und in die Figuren nicht zu hohe Erwartungen hat.
Beim Cover hat der Verlag die üppige Beschreibung der Insel gut aufgenommen. Allerdings wurde beim Klappentext wie auch beim Text auf der Buchrückseite unsorgfältig gearbeitet - hier wird etwa die Kreolin Ramona mit der Köchin Marisol verwechselt, was bei jenen zu Verwirrung führt, die den Klappentext vor der Lektüre des Romans gelesen haben.
Beatrice Fabregas, Droemer-Knaur
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