Die Farben des Feuers

  • Lübbe
  • Erschienen: Januar 2012
  • 0
  • Lübbe, 2010, Titel: 'The Book of Fires', Originalausgabe
Die Farben des Feuers
Die Farben des Feuers
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Daniela Loisl
841001

Histo-Couch Rezension vonMai 2012

Explosives Thema still und eindringlich umgesetzt

Kurzgefasst:

1752. Ein Feuerwerk, wie ihr Dienstherr John Blacklock es fertigt, hat die junge Agnes noch nie gesehen. Erst vor wenigen Tagen hat sie ihr beengtes Elternhaus in Sussex verlassen, um Schimpf und Schande von ihrer Familie fernzuhalten. Das Glitzern und Brausen fasziniert sie, und dank ihrer geschickten Finger lernt Agnes rasch, Raketen zu bauen, Wunderkerzen, Leuchtsterne und Feuerregen. Doch ein Schatten liegt über Agnes╚ Leben. Sie ist schwanger, ungewollt. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie es nicht mehr verbergen kann und sie auch ihr neues Heim verliert. Blacklock hat ebenfalls ein dunkles Geheimnis. Kann er ihr dennoch helfen?

 

London in der Barockzeit. Die junge Agnes Trussel wird ungewollt schwanger, was sie weder wahrhaben will, noch jemandem in ihrer großen Familie erzählen kann. Um die Familie vor Schande zu schützen, flieht sie eines Nachts und geht nach London. Durch Zufall landet sie im Haushalt des Pyrotechnikers John Blacklock. Blacklock stellt Agnes als Gehilfin zum Fertigen von Feuerwerksrakten an und ihr macht die Arbeit Freude. Aber Agnes weiß auch, dass sie ihre Schwangerschaft nicht mehr lange verheimlichen kann und sucht verzweifelt nach einem Ausweg.

Melancholische Stimmung

Borodale hat ihre Geschichte zur Zeit des Barocks angesiedelt, allerdings erschließt sich dies dem Leser nur aufgrund der Beschreibung von Kleidung und Frisuren, denn es wurde leider versäumt, irgendwo eine Jahreszahl anzumerken.

Mit Agnes hat Borodale alles andere als eine - für so viele historische Romane typische - Protagonistin geschaffen. Weder ist sie von strahlender Schönheit, noch raffiniert oder außerordentlich klug. Eine junge Frau, wie es sie auch damals zu tausenden gab. Die Autorin lässt Agnes ihre Geschichte selbst erzählen und die Schilderungen des harten Lebens der Bauern und Dienstmädchen ist ihr auf schon leicht bedrückend realistische Weise hervorragend gelungen. Einkommensnot, Krankheiten und alltägliche Sorgen der ganz einfachen Leute sind ungemein eindringlich und authentisch gezeichnet. Allein diese Darstellung schafft eine ungemein glaubwürdige und regelrecht greifbare Atmosphäre, der man sich nur mehr schwer entzieht, obwohl stets ein dunkler Schatten über dem Leben der Protagonistin zu schweben scheint.

Interessante und vielschichtige Figuren

Es sind derer Figuren nicht viele, denen man in diesem Roman begegnet. Agnes Familie lernt man nur flüchtig kennen, und als sie in London in das Haus des Pyrotechnikers kommt, sind es Blacklock, sein Geschäftspartner Cornelius Soul, die Köchin Mrs. Blight, das Dienstmädchen Mary Spurren und letztendlich noch ihre Zufallsbekanntschaft Lettice Talbot, denen man regelmäßig begegnet. Andere Figuren kommen nur am Rande vor und da man sich zu neunzig Prozent mit Agnes im Hause Blacklocks bewegt, scheint die ganze Geschichte ähnlich einem Kammerspiel aufgebaut. Borodales Darsteller sind alles andere als schablonenhaft, sondern haben Ecken und Kanten und wogegen man für die eine oder andere Figur Sympathie oder Verständnis entwickelt, würde man wieder einer anderen nicht über den Weg trauen, würde man ihr begegnen.

Das Entstehen von knallendem Feuerwerk

Erwartet man sich aufgrund des Klappentextes noch mehr Einblick in die Pyrotechnik des 18. Jahrhunderts, so halten sich jedoch die Beschreibung der Herstellung von Raketen und Feuerregen mit der Lebensgeschichte von Agnes ziemlich die Waage. Die Autorin gewährt dem Leser aber sehr wohl tiefe Einblicke in die chemische Zusammensetzung diverser explosiver Stoffe und beschreibt den Bau der unterschiedlichsten Raketen sehr detailliert. Die Ängste und Befürchtungen, die Agnes wegen ihrer verheimlichten Schwangerschaft hegt, zeichnet die Autorin mit ebensolcher Ausführlichkeit, wie sie ein Feuerwerk im Kopf des Lesers entstehen lässt.

Die Geschichte lebt nicht von ereignisreichen und spannungsgeladenen Einzelheiten, sondern von der doch ziemlich stillen Erzählweise, die so sehr großen Tiefgang ermöglicht und intensive Einblicke in die Gedankenwelt und Ängste der Protagonistin gewährt. Man meint auch, relativ schnell den Ausgang der Geschichte zu kennen und wird doch gegen Ende des Buches verblüfft sein, mit welcher Wendung Borodale ihre Leser überrascht.

Die Farben des Feuers ist kein Buch für Liebhaber spannungsgeladener und ereignisreicher Geschichten, sondern für die Leser geeignet, die Tiefgang bei den Figuren lieben und eine Erzählung fernab der üblichen Klischees bevorzugen.

Die Farben des Feuers

Jane Borodale, Lübbe

Die Farben des Feuers

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