Das Lied der weißen Wölfin
- Lübbe
- Erschienen: Januar 2012
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- Lübbe, 2012, Titel: 'Das Lied der weißen Wölfin', Originalausgabe
Ausflug zu den Cree-Indianern
Kurzgefasst:
Kanada, 1882. Nach dem Tod ihres Bruders beschließt Marie Blumfeld, nach Kanada auszuwandern, um einen Reverend zu heiraten. Als der Treck, mit dem Marie ihre neue Heimat Selkirk erreichen soll, überfallen wird, bleibt Marie schwer verletzt zurück. Cree-Indianer, die in der Prärie nahe des Saskatchewan River leben, pflegen sie gesund. Besonders Onawah, die Heilerin des Stammes, kümmert sich aufopferungsvoll um die Deutsche und bringt ihr die Kultur des Stammes nahe. Als Marie schließlich bei ihrem Verlobten eintrifft, sorgt ihre Begeisterung für die Indianer für reichlich Zündstoff in ihrer jungen Beziehung. Denn Reverend Plummer kann ist den Cree alles andere als freundlich gesinnt. Und dann ist da auch noch der Pelzhändler Philipp Carter, den Marie einfach nicht aus ihren Gedanken verbannen kann ...
Ende des 19. Jahrhunderts: Nach persönlichen Schicksalsschlägen beschließt die junge deutsche Lehrerin Marie Blumenfeld, in Kanada ein neues Leben zu beginnen. Sie hat sich verpflichtet, dort einen jungen Reverend zu heiraten. Ohne zu wissen, was auf sie in Kanada zukommt, macht sie sich auf den Weg zu ihrem künftigen Gatten. Doch der Treck, mit dem Marie Blumenfeld reist, wird von Menschenhändlern überfallen. Marie bleibt verletzt zurück, wird aber von Cree-Indianern gefunden und gesund gepflegt. Dem Volk sehr verbunden macht sie sich Monate später dennoch auf den Weg in die Stadt, um zu ihrem Bräutigam zu reisen. Dieser bringt sie bis zur Heirat bei seiner Tante und deren Tochter unter. Doch so sehr sich Marie auch bemüht, sie fühlt sich in der Gesellschaft der kanadischen Kleinstadt nicht so richtig wohl. Besonders die Abneigung der Weißen gegen die Indianer setzt Marie zu. Als sie von einem Komplott erfährt, das die Indianer um ihr Land und womöglich auch um ihr Leben bringen soll, muss sie sich entscheiden, wohin sie gehört. An der Seite des attraktiven Pelzhändlers Philipp macht sie sich erneut auf in die Prärie.
Mehr als ein Liebesroman
Die Geschichte hat alle Elemente eines klassischen Liebesromans. Eine sanftmütige und doch beherzte junge Heldin, mit einer natürlichen Schönheit gesegnet, muss sich gegen eine ganze Schar von skrupellosen Bösewichten durchsetzen, die sie als Frau nicht ganz ernst nehmen. Die missgünstige und bigotte Tante, die viel Wert auf gesellschaftliche Konventionen legt, gehört ebenso zum klassischen Bild wie der attraktive und verwegene Pelzhändler Philipp, der just im richtigen Moment zur Stelle ist. Der zwar erträgliche aber langweilige Bräutigam und einige weitere Figuren vervollständigen das Bild. Und doch ist Das Lied der weißen Wölfin mehr als nur ein Liebesroman vor historischer Kulisse. Die Autorin geht immer wieder auf zeitgenössische Probleme ein: Seien dies nun die Überfälle auf die Trecks, die den Menschen zusetzen oder die verschiedenen Bedürfnisse der weißen Siedler und der Indianer, die zum Kampf um das Land führen. Interessant sind auch die Hintergründe, die die europäischen Frauen dazu bewogen haben, über Vermittler in eine Heirat mit einem ihnen unbekannten Mann einzuwilligen und nach Kanada zu reisen. Zwar würde man sich eine weitere Verschiebung des Schwergewichts in diesen Bereich wünschen, doch bietet Claire Bouvier schon jetzt einen schönen Einblick auch in die Lebensweise der Cree.
Gut und Böse klar erkennbar
Obwohl gut erzählt, fehlt es der Geschichte etwas an Tiefe. Die Charaktere sind sehr einfach gezeichnet und können mühelos in die beiden Bereiche "Gut" und "Böse" eingeteilt werden. Ist ein Urteil gefallen, bleibt es bis zum Ende des Romans unumstößlich. Graubereiche gibt es nicht, facettenreiche Protagonisten sucht man vergebens. In diesem Bereich hat Claire Bouvier eindeutig noch Spielraum nach oben. Allerdings hat sie auch Potential, diesen Spielraum zu nutzen. So flicht gekonnt die Kindheits-Geschichte Maries in den Roman ein. Natürlich ist unschwer zu erkennen, dass die Ereignisse auf ein Fiasko zusteuern, die tatsächliche Auflösung beeindruckt dann aber doch und lässt auch Einiges verständlicher werden. Hier zeigt sich, dass Claire Bouvier durchaus in der Lage ist, komplexere Zusammenhänge optimal auszuarbeiten und sie für den Leser auf eine spannende Art und Weise zu präsentieren.
Das Lied der weißen Wölfin ist ein unterhaltsamer Roman, die Spannungselemente sind aber eher zurückhaltend eingebaut. Dafür kann die Autorin mit einem guten Auge für Details punkten und bringt ihren Lesern die Weite von Kanada sowie die Geschichte des Landes etwas näher. Zu ihrem ersten Roman Im Land des roten Ahorns ist eine deutliche Steigerung zu erkennen und so darf man auf weitere Romane von Claire Bouvier durchaus gespannt sein.
Claire Bouvier, Lübbe
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