Frevel
- Limes
- Erschienen: Januar 2012
- 4
- Limes, 2011, Titel: 'Prophecy', Originalausgabe
Nicht unbedingt originell, aber solide umgesetzt
Kurzgefasst:
England, 1583. Königin Elisabeths Herrschaft ist bedroht. Gerüchte gehen um, dass die katholische Maria Stuart, Elisabeths Cousine, auf den Thron gesetzt werden soll. Der Freigeist Giordano Bruno wird nach London geschickt, um Beweise für das Komplott zu finden. Doch dann wird eine der Ehrenjungfrauen der Königin ermordet aufgefunden. In den Händen hält sie einen Rosenkranz, ihr toter Körper ist mit okkulten Symbolen übersät. Ist schwarze Magie im Spiel? Oder hat der Mord etwas mit Elisabeth zu tun? Bruno ermittelt und verstrickt sich immer tiefer in höfische Intrigen und religiöse Verschwörungen ...
London 1583. Nach Ketzer lässt Stephanie Parris ihren ehemaligen Mönch Giordano Bruno nun ein zweites Mal für den Ersten Staatssekretär Königin Elizabeths, Sir Francis Walsingham, aktiv werden.
Die Hofdame Cecily Ashe wird ermordet aufgefunden. Es scheint aber mehr dahinterzustecken als ein einfacher Mord, denn alles deutet darauf hin, dass es sich um einen Ritualmord handelt. Neben der Leiche wird nicht nur ein Rosenkranz, sondern auch eine der Königin ähnelnde Wachspuppe gefunden, der an mehreren Stellen Nadeln eingesteckt wurden. Bruno muss wieder ermitteln und es dauert nicht lange bis er bemerken muss, dass man auch hinter ihm her ist und man nach seinem Leben trachtet...
Durchwegs historisch belegte Figuren
Stephanie Parris erzählt nicht einfach eine Kriminalgeschichte im späten 16. Jahrhundert, sondern hat sich immens bemüht, alles möglichst authentisch zu gestalten, sodass man ohne weiteres annehmen könnte, dass alles so hätte verlaufen können.
Schon ihr Protagonist Giordano Bruno, ein Reformer der Gedanken rund um das Weltall und deren Entstehung, ist eine vielschichtige und äußerst interessante Figur. Ob Robert Dudley, Walsingham, John Dee oder Philip Howard den Earl von Arundel, jeder Menge bekannter Persönlichkeiten des damaligen Englands begegnet man und jeder hat seinen ausgeprägten Charakter.
Generell zeigt die Autorin viel Liebe zum Detail und schildert die Begegnungen mit den unzähligen Figuren sehr cineastisch, sodass ohne große und ausschweifende Beschreibungen die jeweilige Person vor dem geistigen Auge des Lesers erscheint.
Giordano Bruno ist eine sehr sympathische Hauptfigur. Er ist kein "Überheld" und kein Adonis, aber durch die sehr menschliche Darstellung würde man ihm dennoch gerne wirklich begegnen, wenngleich er einem mitunter etwas zu gutgläubig scheint, was zu seiner Tätigkeit nicht so recht passen mag.
Flott erzählt, aber keine nervenaufreibende Spannung
Parris erzählt zweifelsfrei kurzweilig und durch häufigen Szenenwechsel gibt es auch keine wirklichen Längen. Die Spannung ist zwar gegeben, aber durch die Figuren, die zu Tode kommen, wird nicht unbedingt eine an den Nerven zerrende Neugierde geweckt, denn dafür sind diese zu uninteressant, stehen nicht im Zentrum des Geschehens und berühren so auch nicht die Gefühle des Lesers, um die Lösung um jeden Preis erfahren zu wollen. Dies ist ein Wermutstropfen in diesen an und für sich gelungenen historischen Krimi. Die, wenn auch gemäßigte, Spannung strebt zielsicher dem Ende zu und geschickt gesetzte Cliffhanger treiben am Schluss den Leser doch noch an, den Ausgang der Geschichte erfahren zu wollen. Setzte hier die Autorin wesentlich früher an, wäre es dem Leser auch möglich, so richtig mitzufiebern, was so leider verschenkt wurde. Ein etwas mehr eingreifendes Lektorat wäre hier wünschenswert gewesen.
Leichte, aber bildhafte Sprache
Sprachlich einfach und leicht zu lesen, bietet dieser historische Krimi letztendlich einen interessanten Einblick in die gesellschaftliche Hierarchie der damaligen Zeit und auch abwechslungsreiche und interessante Unterhaltung. Wie schon im ersten Band Ketzer erzählt auch diese Geschichte wieder Bruno selbst und so kommt es, dass der Leser nie mehr weiß als der Protagonist.
Allerdings stolpert man so manches Mal über Begebenheiten, bei denen man das Handeln Brunos nicht ganz nachvollziehen kann. Wittert der Leser in der einen oder anderen Szene schon Gefahr oder zeigt sich an, dass Bruno in eine Falle tappen könnte, so geht der doch gutgläubige Giordano Bruno dennoch stoisch seines Weges und schlittert wiederum in eine scheinbar ausweglose Situation. An solchen Stellen wünschte man der Autorin etwas mehr Kreativität für ihre Hauptfigur, ohne sie gleich allwissend dastehen zu lassen. Als Ermittler einer so hochgestellten Persönlichkeit wie Walsingham es ist, würde man sich dies doch erwarten.
Ob Stephanie Parris ihre Figur an der Spionagetätigkeit wachsen lassen wird, wird man, wenn der Verlag auch weitere Bücher der Autorin übersetzt, im dritten Fall erfahren können.
Stephanie Parris, Limes
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