Ein ungezähmtes Mädchen
- Wunderlich
- Erschienen: Januar 2012
- 2
- Wunderlich, 2010, Titel: 'Överenskommelser', Originalausgabe
Liebesgeschichte mit viel Tempo
Kurzgefasst:
Im Dezember 1880 begegnen sie sich zum ersten Mal: Beatrice Löwenström, die nach dem Tod ihrer Eltern das biedere Heim des Onkels kaum verlassen hat, und der so wohlhabende wie charismatische Seth Hammerstaal werden einander in der Stockholmer Oper vorgestellt - zwischen ihnen knistert es auf Anhieb. Danach kreuzen sich ihre Wege immer wieder: auf Bällen, Jagdausflügen und Landpartien. Bald erkennt Beatrice, dass sie und Seth mehr verbindet als bloße Leidenschaft. Dabei ahnt sie nicht, dass ihr Onkel sie längst dem hartherzigen Grafen Rosenschöld versprochen hat und dass dem jedes Mittel recht ist, seine Ansprüche an sie geltend zu machen und den rothaarigen Wirbelwind zu zähmen ...
Seit dem frühen Tod ihres Vaters lebt Beatrice Löwenström im Hause ihres Onkels Wilhelm in Stockholm. Der kann mit seiner gebildeten Nichte wenig anfangen. Ganz anders seine Tochter Sofia, die der Cousine herzlich zugetan ist. Bei einem Opernbesuch lernt Beatrice den undurchsichtigen Geschäftsmann Seth Hammerstaal kennen. Die beiden sind sofort fasziniert voneinander. Doch Wilhelm hat mit seiner Nichte anderes vor: Gegen ihren Willen verheiratet er sie mit dem grobschlächtigen und sadistischen Grafen Rosenschöld. Beatrice, die sich von Seth verraten glaubt, geht durch die Hölle. Auch Seth - überzeugt davon, Beatrice habe mit ihm nur gespielt - ist an der Seite seiner Verlobten nicht glücklich. Auf einer Feier in der Normandie begegnen sich die beiden wieder.
Es geht ausschließlich um die Liebe
Wer hier einen historischen Roman erwartet, der etwas über die Zeit, in der er spielt - hier sind es die Jahre um 1880 - erzählt, wird schnell eines Besseren belehrt. Der historische Hintergrund bietet zwar eine nette Kulisse, spielt aber für den Roman kaum eine Rolle. Einzig das Gesellschaftsbild und die den Frauen zugebilligte oder verwehrte Stellung in der Gesellschaft sind Elemente, die sich auf den Verlauf der Geschichte auswirken. Ist die klare Ausrichtung des Romans auf das Thema Liebe aber erkannt, vermag man sich auf eine temporeiche Geschichte nicht ohne witzige und einige wenige berührende Momente einzulassen. Immerhin verhindern immer wieder gut konstruierte Situationen, dass sich die Liebe der beiden Protagonisten erfüllen kann.
Aschenputtel-Effekt
Der Plot erinnert stark an das bekannte Grimm-Märchen vom Aschenputtel. Beatrice ist ein herzensgutes und gebildetes Mädchen, selbstlos und doch von innerem Feuer. Seth - zwar kein Prinz im eigentlichen Sinne - verkörpert alles, was ein Mann haben muss: Er ist attraktiv, undurchsichtig und dennoch hochanständig, erfolgreich und dadurch reich. Die besten Voraussetzungen also, um alle Klischees zu bedienen. Simona Ahrnstedt schafft aber die Kurve und löst sich teilweise aus der vorgezeichneten Spur. Sie serviert Protagonisten, die nicht ganz so oberflächlich bleiben, wie es zunächst den Anschein macht. Richtig in die Tiefe geht die Autorin allerdings nicht. Man wünschte sich für die handelnden Personen denn doch noch etwas mehr Ecken und Kanten.
Übersetzung harzt
Die Originalversion von Simona Ahrnstedts Roman erschien in Schwedisch. Es mag deshalb der Übersetzung geschuldet sein, dass sich einige sprachliche Stolpersteine eingeschlichen haben. Die Wortwahl wirkt teilweise prätentiös und erinnert fatal an die eher schwülstige Sprache der Liebesromane aus der ersten Hälfe des 20. Jahrhunderts. Es wird nicht ersichtlich, ob diese Anlehnung an die Romane von Hedwig Courts-Mahler gewollt oder einem reinen Zufall geschuldet ist. Damit rückt der Roman Ein ungezähmtes Mädchenzu stark in die Ecke der Trivial-Literatur. Denn trotz Begrenzung des Themas auf die Liebe liest sich der Roman flüssig. Dies wohl vor allem deshalb, weil es der Autorin gelingt, recht viel Tempo in die Geschichte hinein zu bringen und Neugier zu wecken, obwohl das Ende von Anfang an auf der Hand liegt.
Grundsätzlich handelt es sich bei Ein ungezähmtes Mädchen also um leichte Ferienlektüre, die sich aber auch bestens für einen verregneten Herbstabend am Kaminfeuer eignet. Tiefgang oder historischen Gehalt wird man allerdings vergebens suchen. Wer sich dessen bewusst ist, wird gut unterhalten sein.
Simona Ahrnstedt, Wunderlich
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