Der Papstkäufer
- Gmeiner
- Erschienen: Januar 2012
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- Gmeiner, 2012, Titel: 'Der Papstkäufer', Originalausgabe
Informativer Roman über eine weitgehend unbekannte Persönlichkeit mit ein paar Schwächen
Kurzgefasst:
Der Augsburger Kaufmann Johannes Zink ist selbst in der korrupten Zeit zu Beginn der Renaissance eine ungewöhnliche Erscheinung. Als Faktor von Jakob Fugger in Rom tut er alles, um seine Ziele und die der Fugger durchzusetzen. Fürsten, Bischöfe und Kardinäle stehen in seinem Sold. Die Palette seiner Untaten ist vielfältig. Eines Tages schießt Zink nicht nur mit der Bestechung des Papstes über das Ziel hinaus ...
Die in Augsburg ansässige Kaufmannsfamilie Fugger ist vermutlich vielen historisch interessierten Lesern bekannt, ebenso wie die Tatsache, dass sich die Geschäfte der Fugger nicht nur auf Augsburg beschränkten. Weniger bis kaum bekannt dürfte der in ihren Diensten stehende Kaufmann Johannes Zink sein, der bereits ab Ende des 15. Jahrhundert für das Unternehmen arbeitete und ab Anfang des 16. Jahrhunderts deren Niederlassung in Rom leitete.
Johannes Zink - kein sonderlich netter Zeitgenosse
Diesen Mann hat Günther Thömmes in seinem neuesten Roman Der Papstkäufer zur zentralen Figur gemacht und verwebt dabei die wenigen bekannten Fakten mit einigem an Fiktion zu einem interessanten Portrait. Selbst gemessen an den damaligen Zeiten war Johannes Zink kein sonderlich netter Zeitgenosse. Unterschlagung, Korruption, Erpressung und Bestechung gehörten nicht nur zu seinem täglichen Geschäft, sondern waren auch seine Leidenschaft, denn er hatte schon früh beschlossen, dass der ehrliche Weg nicht rentabel genug ist. Grenzen kennt er dabei keine. So gelingt es ihm rasch, auch die einflussreichsten und mächtigsten Kirchenfürsten in seinen Dunstkreis zu ziehen, da Zink den dringend benötigten Geldfluss kontrolliert und somit selbst bald große Macht erreicht und großen Reichtum anhäuft.
Natürlich kann es auch anstrengend sein, über so eine unsympathische Figur lesen, doch Günther Thömmes versteht es, auch ein paar Episoden einzustreuen, die zeigen, dass selbst in Johannes Zink eine menschliche Seite steckt, die von Gefühlen berührt werden kann.
Doch obwohl sich so ein facettenreiches und informatives Bild seines Charakters ergibt, so vermag Johannes Zink doch nicht, den Leser wirklich zu berühren. Dazu erhält man zu wenig Einblick in seine Gedanken- und Gefühlswelt. Am Ende der Lektüre hat man den Eindruck, Johannes Zink zwar über seine Taten zu kennen, aber eben nicht durch ihn selber. Dadurch bleibt das ganze Buch eine gewisse Distanz bestehen, die es schwer macht, sich völlig auf die Geschichte und den Protagonisten einzulassen.
Leben, Liebe, Laster in Rom
Neben der Charakterisierung Johannes Zink entwirft Günther Thömmes ein farbenprächtiges Gemälde der damaligen Zeit. Es gibt kaum ein Laster, das man in Rom nicht findet und das man nicht kaufen kann. Die Borgias und ihre Geliebten samt Kindern haben ebenso ihre Auftritte wie nachfolgende Päpste, unter denen es oft nur wenig keuscher zuging. Auch das feingewebte Netz aus Abhängigkeiten und Intrigen stellt der Autor gut dar, sowie die Lasterhaftigkeit vieler hochrangiger Menschen.
Doch auch hier sind Abstriche zu verzeichnen: Manchmal ähneln sich die beschriebenen Ereignisse, gerade, wenn es um die Schulden der diversen Päpste geht, doch sehr und das führt zu Längen, die ermüden und manchmal doch Durchhaltevermögen vom Leser fordern. Auch der Stil des Autors wirkt manchmal etwas abgehackt, was den Lesefluss immer wieder stört.
Insgesamt ist Günther Thömmes ein über große Teile unterhaltsamer und informativer Roman über eine wenig bekannte Persönlichkeit gelungen, der allerdings Schwächen in der Personenzeichnung aufweist und insgesamt Verbesserungspotential nach oben aufweist. Doch trotzdem kann er denjenigen Lesern empfohlen werden, die über eine bis dahin fast unbekannte Person etwas erfahren möchten.
Günther Thömmes, Gmeiner
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