Die Bruderschaft des Feuers

  • Page & Turner
  • Erschienen: Januar 2012
  • 1
  • Page & Turner, 2010, Titel: 'I discepoli del fuoco', Originalausgabe
Die Bruderschaft des Feuers
Die Bruderschaft des Feuers
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Jörg Kijanski
701001

Histo-Couch Rezension vonAug 2012

Unterhaltsame Reise in das Bologna des Jahres 1311

Kurzgefasst:

Bologna im Herbst 1312: Mondino de´ Liuzzi, Medicus und Anatom, wird vom Bürgermeister mit der Aufklärung eines seltsamen Todesfalls beauftragt: Ein Mitglied des Ältestenrats wurde völlig verkohlt in seinem Haus gefunden. Doch im Zimmer, in dem sich die Leiche befindet, deutet nichts auf einen Brand hin. Mondino bringt die sterblichen Überreste in seinen Sezierraum, um sie zu untersuchen. An einem Arm des Toten entdeckt er eine Tätowierung: ein Monster mit Flügeln und einem Löwenkopf, dessen Körper von einer Schlange umringt wird. Wenig später wird ein Franziskanermönch im Bordellviertel tot aufgefunden. In seiner Tasche findet man eine Zeichnung, die der Tätowierung auf dem Arm der ersten Leiche sehr ähnelt. Gemeinsam mit dem ehemaligen Templer Gerardo del Castelbretone kommt Mondino einer Sekte auf die Spur, die dem Gott der Sonne und des Feuers Mithra huldigt - und die eine ungeheuerliche Verschwörung plant ...

 

Bologna im Dezember 1311. Der angesehene Arzt Mondino de´ Liuzzi wird vom Bürgermeister persönlich aus einer Vorlesung herausgebeten, da sich ein seltsamer Todesfall ereignet hat. In seiner Wohnung wurden die verkohlten Überreste von Bertrando Lamberti gefunden, dessen Knochen teilweise zu Asche zerfielen. Spuren eines Feuers oder dergleichen finden sich jedoch nicht. Da Bertrando der Vater des jähzornigen Azzone ist, der Mondino für den Tod seines Sohnes verantwortlich macht, bittet Mondino den Leichnam in seine Medizinschule zu bringen, damit er dort in Ruhe die nähere Todesursache herausfinden kann. Zunächst findet Mondino allerdings nur eine seltsame Tätowierung und kurz darauf ist die Leiche verschwunden. Natürlich vermutet Azzone, dass hinter dem Verschwinden der Leiche Mondino selbst steckt, doch bevor es zu einem gerichtlichen Verfahren kommt, erhält Mondino eine Woche Zeit, den Leichnam zu finden.

Als nur kurz nach Bertrandos Tod die Leiche eines Franziskanermönches im Bordellviertel der Stadt aufgefunden wird, erfährt der frühere Tempelritter Gerardo del Castelbretone eher zufällig, dass bei dem Mönch eine Zeichnung gefunden wurde, die mit der Tätowierung Bertrandos nahezu identisch ist. Gemeinsam machen sich Mondino und Gerardo auf die Suche nach einem diabolischen Mörder, der offenbar einer heidnischen Sekte angehört. Diese will in einem rituellen Großbrand die Stadt Bologna vernichten und das ausgerechnet an dem für die Christen so wichtigen Heiligabend...

Gelungener zweiter Fall

Nach Das Geheimnis des Alchimisten ist der vorliegende Band bereits der zweite Fall für das "Ermittler-Duo" Mondino und Gerardo. Ein eigensinniger Medicus und ein ehemaliger Tempelritter, die schon im ersten Fall nur mit Glück aus den größten Turbulenzen herausfanden. Seitdem gibt es zahlreiche Bewunderer, jedoch auch viele Neider. Offenbar sind noch einige Rechnungen offen, Azzone Lamberti ist da nur die berühmte Spitze des Eisberges.

 

 

Was er jetzt vorhatte, widersprach sowohl seinem neuen als auch dem alten Glauben und all seinen moralischen Prinzipien: Er sollte zwei Unschuldige töten.

Zu deren Pech sah sein erfahrener Soldatenverstand keinen anderen Ausweg.

 

Alfredo Colitto, dessen beide Romane in Italien ausgezeichnet wurden, entwirft vor allem ein breitgefächertes, farbenfrohes Bild der damaligen Zeit. Die Stadt Bologna entwickelt sich zeitweise zum eigentlichen Helden der Geschichte, was auch an dem etwas schwierigen Charakter Mondinos liegen mag.

 

 

"Vater, bitte verzeiht mir, doch ich bin nicht wegen einer Physikstunde gekommen."

"Ich wollte lediglich in das Thema einführen. Habt ein wenig Geduld."

"Das ist eine Gabe, die mir leider fehlt."

 

Der leicht aufbrausende und starrköpfige Protagonist verprellt des Öfteren die Menschen, die ihm nahestehen, womit er sich nicht selten unnötige Probleme schafft. Dabei hätte Mondino mit dem Auffinden von Bertrandos Leiche schon genug zu tun, zumal ihm Azzone einen seiner nach einem Unfall im Sterben liegenden Mitarbeiter zur medizinischen Versorgung übergibt. Dies freilich nur, um wichtige Zeit zu gewinnen, denn eine Verurteilung seines Intimfeindes wäre Azzone fast wichtiger als eine standesgemäße Beerdigung des eigenen Vaters. Die Zeit läuft Mondino umso mehr davon, als der unfähige Bürgermeister allem vermeintlichen Ärger aus dem Weg geht und der zuständige Capitano del Popolo erst gar nicht daran denkt, irgendwelche Ermittlungen aufzunehmen.
In dem weitgespannten Erzählbogen spielen die Themen der damaligen Zeit, allen voran die Religion, eine wichtige Rolle. So erfahren wir viel über die unterschiedlichen Orden sowie den im Römischen Reich populären Sonnengott Mithras, auf den sich die schon erwähnte Sekte bezieht. Einen wichtigen Hinweis auf den Täter liefert eine Guidonische Hand, mit der Mondino jedoch zunächst nichts anzufangen weiß. Sehr ausführlich wird zudem die Arbeit des Medicus beschrieben, der durch seine mitunter recht unkonventionellen Methoden einmal mehr in Kontakt mit der Inquisition gerät.

Die Handlung wechselt häufig zwischen den einzelnen Figuren und erhöht damit das Lesetempo. Auch weiß der Leser häufig mehr als die handelnden Personen, was durchaus unterhaltsam ist. Beim Aufbau der Krimihandlung hätte sich der Autor jedoch etwas mehr bemühen dürfen, sprich die Zügel ein bisschen mehr anziehen können. Nach zwei Drittel des Buches tappt das ungleiche Ermittlerduo noch immer im Dunkeln (die Leser übrigens auch), zumal sich die Handlung immer wieder in Nebensträngen (unter anderem diverse amouröse Verflechtungen) zu verlieren droht. Auch die Figurenzeichnungen sind recht blass, sieht man von Mondino einmal ab. Dennoch ist Alfredo Colitto ein abwechslungsreicher Mittelalter-Mix gelungen, der Genrefans sicher gefallen wird.

Die Bruderschaft des Feuers

Alfredo Colitto, Page & Turner

Die Bruderschaft des Feuers

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