Die Farben von Florenz
- Droemer-Knaur
- Erschienen: Januar 2012
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- Droemer-Knaur, 2012, Titel: 'Die Farben von Florenz', Originalausgabe
Ein Pater ermittelt in Florenz
Kurzgefasst:
1489 im Florenz der Medici. Seit Wochen bangt der angesehene Freskenmaler Pater Angelico um eine Lieferung Lapislazuli, die er zur Herstellung der kostbaren Farbe Ultramarin benötigt. Doch dann findet Angelico seinen säumigen Lieferanten erhängt auf. Selbstmord? Commissario Scalvetti von der gefürchteten Geheimpolizei ist davon überzeugt. Doch das kann und darf nicht sein, denn ohne einen Schuldigen wird der Mönch Angelico nie das von Lorenzo de' Medici geliehene Gold zurückerstatten können! Mit Scharfsinn und florentinischem Witz, unterstützt von seinem naiven Novizen Bartolo, beginnt er zu ermitteln, begegnet einer faszinierenden Frau - und schwebt kurz darauf in Todesgefahr...
1489 in der Hochzeit der Renaissance in Florenz. Pater Angelico ist kein gewöhnlicher Pater, er war früher Waffenknecht und besitzt ein außerordentliches Talent für die Freskenmalerei, mit dem er auch die Kassen seines Klosters füllt. Für das Fertigstellen eines Bildes, das bei ihm in Auftrag gegeben wurde, braucht er jedoch noch jede Menge der Farbe Ultramarin. Da dieses Blau aus dem sehr teuren Lapislazuli hergestellt wird und sein Lieferant bereits säumig ist, macht sich Angelico auf dem Weg zu ihm, um endlich die Ware zu holen, - und findet ihn erhängt in seinem Heim...
Nicht unbedingt neu
Ein Pater als Ermittler, nichts, was man nicht schon aus unzähligen anderen historischen Krimis kennt. Dennoch meint man nach dem sehr packenden und intensiv gezeichneten Prolog, eine spannungsgeladene und temporeiche Geschichte vor sich zu haben. Leider wird Rainer M. Schröder diesen Erwartungen so gar nicht gerecht.
Der sehr feine, immens plastische und bildhafte Erzählstil des Autors ist auch seine größte Stärke. Das Florenz der Renaissance wird auch für den Leser sichtbar, der diese Stadt noch nie betreten hat. Atmosphärisch dicht, farbenprächtig und realitätsnah, macht Schröder das Flair der toskanischen Hauptstadt greifbar. Man wandert mit Pater Angelico durch die Gassen, betrachtet die schönen Gebäude und auch die ärmlichen Häuser, sieht Leute nach der damals neuesten Mode gekleidet, elegant und teuer, um einige Straßen später zerlumpten, schmutzigen und unappetitlich riechenden Gestalten zu begegnen.
Ob im Kloster, im Folterkeller, im Haus des verstorbenen Lieferanten oder auch im großzügigen Palast von Angelicos neuem Auftraggeber mit seiner schönen und klugen Tochter, der Leser hat stets das Gefühl in die Vergangenheit gereist zu sein, so authentisch, lebensnah und detailliert schafft der Autor sein Szenenbild.
Ein mäßig interessanter Fall
Der Ermordete, Pater Angelicos Lapislazuli-Lieferant war einfacher Mann, aber dennoch ein Schlitzohr. Da Angelico ihm eine große Summe im Voraus für die Lieferung bezahlte, will er den Mörder finden, um vielleicht doch noch irgendwie das Geld zurückzubekommen, das ihm ja nicht gehört.
Wäre da nicht das teure Lapislazuli und das Geld, so könnte man nicht einmal nachvollziehen, was Angelico dazu bewegt, den Fall unbedingt lösen zu wollen. Der Ermordete selbst wirkt auf den Leser uninteressant und dient lediglich als Alibi, um Angelico auf die Jagd zu schicken.
Spannung sucht man vergeblich
Wartet man nun auf eine ebenso spannende Fortführung der Erzählung, wie der Prolog versprochen hat, wird man schnell feststellen, dass dem bei Weitem nicht so ist. Die Geschichte plätschert dahin, und passierte nicht ab und an ein unerwartetes Ereignis, legte man das Buch wohl schnell aus der Hand. Unzählige Straßennamen, jede Menge Nebendarsteller und auch philosophische Erläuterungen seitens Angelicos an seinen ihm zur Seite gestellten Novizen Bartolo sorgen zwar für einen sehr interessanten Hintergrund, gleicht aber das etwas zähe Tempo nicht aus.
Lebensnahe Figurenzeichnung
Die Figuren jedoch sind ebenso facettenreich wie die Beschreibung der Stadt Florenz malerisch ist. Darsteller gibt es jede Menge in dem Roman, aber jede Figur hat ihre eigenen Wesenszüge, die Schröder gekonnt und auf sehr intelligente Weise einzusetzen vermag. Auch gibt es keine "wundersamen" Fügungen und keine unglaubwürdigen Zufälle. Die Geschichte selbst ist gut durchdacht und in sich schlüssig - auch, wenn der Fall an sich nicht gerade zu den Spektakulärsten zählen wird.
Schröders Stärken liegen zweifelsfrei am realistischen und authentischen Schaffen des Schauplatzes und der gelungenen Zeichnung der Figuren. Dass Schröder sehr wohl die Gabe hat, auch temporeich zu erzählen, hat er dem Leser schon durch den gelungenen Prolog bewiesen. Allerdings war dieser nicht mehr als eine Kostprobe und so darf man hoffen, dass der Autor im zweiten Band seiner neuen Krimi-Reihe das Tempo forciert und seine Begabungen ausschöpft.
Rainer M. Schröder, Droemer-Knaur
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