Das Geheimnis der Äbtissin
- Weltbild
- Erschienen: Januar 2011
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- Weltbild, 2011, Titel: 'Das Geheimnis der Äbtissin', Originalausgabe
Aus dem Leben einer jungen Grafentochter
Die junge Grafentochter Judith von Lare tritt 1156 in die Dienste der Gemahlin von Kaiser Friedrich I. ein. Sie kümmert sich um sie und begleitet sie auch auf Reisen. Aber das eigentliche Interesse hegt Judith für Kräuter-und Heilkunde und nicht zuletzt für Silas. Dieser ist der maurische Leibarzt des Kaisers. Auch er ist an Judith interessiert. Aber kann diese Liebe überhaupt eine Chance haben?
Die Seiten fliegen nur so dahin
In Das Geheimnis der Äbtissin erzählt die Autorin Johanna Marie Jakob aus dem Leben der Äbtissin Judith von Lare. Sie lebte im 12. Jahrhundert in Eschwege im Cyriakusstift. Sie beginnt von ihrer Protagonistin zu erzählen, als diese gerade einmal 12 Jahre alt ist, mehr noch ein Kind als eine junge Frau. Aber schon bald ist klar, dass Judith schnell erwachsen werden und sich in dieser Welt, in der unmittelbaren Nähe des Kaisers zurecht finden muss.
Die Autorin hat hier geschickt ihre fiktive Geschichte mit historischen Fakten gemischt und auch ihre Charaktere gut miteinander verwoben. Ihre fiktiven Charaktere gliedern sich gut in die Geschichte ein. Es klingt authentisch und echt und macht Spaß zu lesen. Es zeigt aber auch, dass das Leben als Frau in dieser Zeit nicht so einfach war. Freiheiten hatte Judith so gut wie gar keine. Sie musste sich der Männerwelt stellen und das Beste daraus machen. Geholfen haben ihr sicherlich die guten Beziehungen zum Kaiserhaus und die Freundschaft zu Beatrix von Burgund, der Kaiserin. So hat Judith einige Abenteuer zu überstehen und auch einige Intrigen auszuhalten. Es ist für sie ein langer Weg von der Grafentochter in die Sicherheit eines Klosters.
Die Geschichte selbst ist spannend erzählt, der Erzählstil flüssig zu lesen. Auch Judiths Zweifel, ob ein Leben im Kloster für sie erstrebenswert sei, ist nachvollziehbar. Nicht zuletzt gibt der fiktive Charakter des maurischen Arztes Silas Anlass zum Zweifeln. Silas ist als Protagonist etwas schwer zu durchschauen und hat auch nur wenige Auftritte, dafür aber sehr intensive. Die Beziehung zu Judith ist nicht ganz einfach, aber diese Liebesgeschichte liest sich einfach gut.
Lediglich das letzte Drittel ist ein bisschen schwierig zu lesen, da es einige Zeitsprünge gibt. Hier hat die Autorin vielleicht ein bisschen zu sehr gerafft und einiges aus dem Leben der Äbtissin weggelassen. Insgesamt umfasst die Geschichte einen Zeitraum von 35 Jahren und erzählt wohl das Wichtigste aus dem Leben dieser Frau.
Leider ohne Nachwort
Die zeitlichen Abläufe der politischen Ereignisse hat die Autorin gut mit eingebaut und vor jedem Kapitel steht, in welchem Jahr und Ort sich der Leser befindet. So klingt es schön authentisch. Vielleicht hat sich das Leben dieser Frau auch so abgespielt, aber ein Nachwort gibt es hier leider nicht, dafür ein Personenregister der historisch belegten Personen. Was wirklich Fiktion ist und was Wahrheit, bleibt der Fantasie des Lesers überlassen. Dafür gibt es aber immer wieder kleine Gedichte aus dem 12. Jahrhundert vor einigen Kapiteln. Diese sorgen für das nötige Zeitgefühl, da sie auch in alter Sprache geschrieben sind, zwar auch immer mit einer Übersetzung, aber sie sind einfach schön zu lesen und runden die Geschichte um die Äbtissin ab.
Johanna Marie Jakob, Weltbild
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