Mandrifolie 2
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- Erschienen: Januar 2011
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- , 2011, Titel: 'Mandrifolie - Eine Tochter Zar Nikolaus II. von Russland (Band 2)', Originalausgabe
Das Schicksal der Romanows mit den Augen einer der letzten Zeitzeugen
Russland zu Beginn des Ersten Weltkriegs. Maria Nikolajewna Romanowa, von ihrem Vater "Mandrifolie" genannt, ist fünfzehn Jahre alt und auf dem Weg zu einer jungen Frau. Das Schicksal meint es nicht gut mit den Romanows, das Volk begehrt auf und dunkle Wolken brauen sich über das bis dahin so herrliche Leben der Familie zusammen. Noch ahnt niemand von ihnen, welch grausames Schicksal sie erwartet und dass man noch Jahrzehnte später über das Geschehen spekulieren wird.
Zusteuern auf den Untergang
Das Buch schließt im Grunde dort an, wo die Erzählung im ersten Band endet. Maria, Mandrifolie, ist nun schon fünfzehn und erzählt die Geschichte ihrer Familie aus ihrer Perspektive weiter. Wie schon im ersten Teil zeigt sich auch hier das immense Wissen der Autorin über die Romanows. Akribische Recherche, explizites Auseinandersetzen mit dem Zeitgeschehen und die zeitliche Abfolge der großen Tragödie sind zweifelsfrei die Stärke Silke Ellenbecks.
War es im ersten Band noch immens schwierig, aufgrund der Fülle an Figuren den Überblick zu behalten, so hält sich dieses "Problem" in diesem Buch in Grenzen, was zur Folge hat, dass der Leser dem Geschehen leichter folgen kann. Deutlich klar wird, dass Maria die Geschichte nach ihrem Tod erzählt und allzu viele Gedanken über Logik sollte man sich wohl hier nicht machen. Auch, dass sie als Tochter über Begebenheiten ausführlich berichtet, bei denen sie gar nicht zugegen war, aber dies hat sich schon im ersten Band gezeigt.
Gut dargestellt hat Ellenbeck wie sukzessiv die Familie in den Abgrund schlittert, ohne es selbst zu ahnen. Im Gegenteil, gerade die Zarin selbst versucht die Augen vor der Realität zu verschließen und will die nur allzu deutlichen Anzeichen für den Untergang des Zarenreichs nicht wahrhaben.
Fehlende Empathie
So gut die Autorin ihr Wissen auch in die Geschichte packt, kommt man nicht umhin, das Fehlen jeglichen Einfühlungsvermögens in die einzelnen Figuren zu bemerken. Emotionen werden beschrieben, aber nicht greifbar gemacht, was für das Buch, das mit so viel Liebe für die Historie geschrieben wurde, äußerst schade ist. Spürbar werden Gefühle dann, wenn – und das kommt in diesem Band recht häufig vor – Briefe von Familienmitgliedern zwischen die Erzählung mit eingewoben wurden. Dies macht alles wesentlich authentischer und nachvollziehbarer.
In diesem Band der Romanbiografie hat sich Ellenbeck am Schluss noch die legitime Freiheit eines Romanautors erlaubt und ein "was wäre wenn" in die Erzählung eingebaut. Nämlich, wenn die Geschichte anders ausgegangen wäre. Dieser Part ist so etwas wie ein kleines Highlight in der so tragischen Geschichte und will der Leser nur allzu gerne glauben können. Auch hebt diese fiktive Möglichkeit die Schwere und das Melancholische des Romans etwas auf und lässt den Leser nicht gar so bedrückt zurück.
Im Gesamten sind diese beiden Bände ein ungewöhnlicher Einblick in die Historie der Romanows. Wenngleich jeder weiß, wie alles endet, erlebt der Interessierte die Welt der Romanows noch einmal und bekommt im zweiten Band durch die vielen eingefügten Briefe ein etwas anderes Bild der weltbekannten Zarenfamilie.
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