Die Plantage
- dtv
- Erschienen: Januar 2012
- 5
- dtv, 2012, Titel: 'Die Plantage', Originalausgabe
Ambitioniertes, aber nicht ganz ausgereiftes Südstaaten-Epos
Kurzgefasst:
South Carolina, 1781. Die junge Witwe Antonia Lorimer lebt allein auf ihrer vom Krieg zerstörten Plantage Legacy. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Anwesen wieder aufzubauen und einen verwundeten britischen Soldaten gesund zu pflegen: William Marshall. Dass ausgerechnet er in den Kriegswirren ihren Mann Henry erschossen hat, weiß sie nicht. Und so lässt sie sich immer mehr in den Bann dieses außergewöhnlichen Mannes ziehen. Ein Epos aus dem amerikanischen Unabhängigkeitskrieg. Die Menschen sind verwundet an Körper und Seele, das Leben ist geprägt von Verlust und roher Gewalt, aber auch von einer unerschöpflichen Aufbruchsstimmung und der Hoffnung auf eine bessere Zukunft.
South Carolina, 1781, gegen Ende des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges: Der Krieg hat im ganzen Land seine Spuren hinterlassen, viele Plantagen sind zerstört. Auch die junge Antonia Lorimer hat es hart getroffen - ihr Mann Henry wurde erschossen, ihre Plantage Legacy am Plains River wurde von den Engländern überfallen.
Trotz dieser Rückschläge will Antonia nicht aufgeben und ist fest entschlossen, Legacy wieder aufzubauen. Als alleinstehende Frau ist dies nicht leicht, zumal ihr missgünstiger Schwager ihr immer wieder Probleme bereitet. Eines Nachts findet Antonia in den Stallungen einen verletzten britischen Soldaten. Auch wenn William Marshall eigentlich zu den Feinden gehört, fühlt sie sich verpflichtet, den schwerverwundeten Mann gesund zu pflegen.
Während Marshalls Genesung entwickeln er und Antonia ein zunächst zwiespältiges Verhältnis zueinander. Trotz seiner Verletzungen zeigt Marshall Selbstbewusstsein und Dominanz und es kommt zu Spannungen. Auf der anderen Seite fühlt sich Antonia mehr und mehr zu ihm hingezogen. Als Marshall sich als Ausgleich um den Wiederaufbau der Plantage kümmert, muss sich Antonia dem Gerede im Ort stellen. Zudem ahnt sie noch nichts von seiner düsteren Vergangenheit - und was ihn mit ihrem verstorbenen Mann verbindet ...
Dramatischer Südstaatenroman
Südstaatenromane bieten einen dankbaren Hintergrund für dramatische Handlungen und große Gefühle. Auch in Die Plantage begegnet der Leser einem zunächst durchaus reizvollen Setting, dessen Potential sich allerdings nicht ganz entfaltet.
Der ausgehende Krieg hat ein verwüstetes Land hinterlassen, wie so viele Plantagen ist auch Legacy davon betroffen. Antonia Lorimer erinnert zunächst ein wenig an Scarlett O´Hara, die seinerzeit in Vom Winde verweht Tara wieder aufbaute und sich gegen dominante Männer zu wehren wusste. Der mysteriöse William Marshall ist nicht nur für Antonia, sondern auch für den Leser eine ganze Weile schwer einzuschätzen. Obgleich lebensgefährlich verletzt, gewinnt er schnell seine bestimmende Art zurück. Schon bald ist er weniger ein Gast auf der Plantage als vielmehr ein Fädenzieher, der sich auch gegen Antonia durchzusetzen weiß. Der Roman spielt mit Perspektivwechseln, der personale Erzähler fokussiert verschiedene Charaktere, sodass der Leser deren Gedanken und Beweggründe oft früher erfährt als die anderen Figuren. Ein gewisser Reiz liegt dadurch in der Frage, wie etwa Antonia darauf reagieren wird, was Marshall ihr eines Tages über ihren verstorbenen Ehemann Henry offenbaren wird.
Der historische Hintergrund wurde offenbar sorgfältig recherchiert und wird ausführlich dargestellt, er ist eindeutig mehr als nur Staffage für eine Liebesgeschichte. Dabei sind Hintergrundkenntnisse zum Unabhängigkeitskrieg nicht erforderlich, auch wenn sie das Verständnis erleichtern. Der detaillierte Anhang erläutert zudem spezielle Begriffe von Größeneinheiten über Nahrungsmittel bis hin zu Indianerstämmen und Berufsbezeichnungen. Leider sind diese Endnoten im eigentlichen Text nicht markiert, sodass der Leser auf gut Glück nach hinten blättern muss, um zu sehen, ob es zu einem Wort eine Erklärung gibt oder nicht.
Wechselhafte Charakterzeichnung
Bei den Charakteren zeigt sich Licht und Schatten gleichermaßen. Anfangs ist Antonia Lorimer eine interessante Frau, ihr Starrsinn und ihre oft undamenhafte Art zeichnen zunächst ein recht gelungenes Bild. Mehr und mehr allerdings verliert sich dieser Eindruck und Antonia wird immer passiver, ihr Charakter wirkt zu sprunghaft, ihre Handlungen erscheinen nicht immer nachvollziehbar und motiviert. William Marshall als zwiespältige Figur und dunkler Vergangenheit strahlt durchaus einen gewissen Charme aus, kann aber nicht auf Dauer als Sympathieträger funktionieren. Vor allem im zweiten Teil des Romans offenbart er doch einige sehr zynische Züge. Überzeugend dargestellt sind dagegen Joshua, der freigelassene Sklave Antonias, der später zum Verwalter von Legacy wird, Rovena, die schöne Afro-Karibianerin mit der geheimnisvollen Voodooclan-Abstammung sowie die weise Indianerin Vier Federn, die gerne noch größere Rollen hätten einnehmen dürfen.
Die häufige Perspektivwechsel tragen zwar dazu bei, die verschiedenen Charaktere näher kennen zu lernen, sind auf Dauer allerdings etwas ermüdend, zumal dabei auch in die Vergangenheit gesprungen wird und etwa der verstorbene Henry Lorimer als handelnde Figur auftaucht. Alles in allem ist der Roman ein bisschen zu ausführlich geraten, einige Straffungen hätten ihm sicherlich gut getan. Das Ende hat sicherlich einen leicht überraschenden Charakter; Vorhersehbarkeit kann man ihm nicht vorwerfen, allerdings ist der Schluss auch ein wenig zu offen inszeniert.
Insgesamt ist Die Plantage sicherlich kein schlechter Südstaatenroman, kann allerdings die Erwartungen nicht ganz erfüllen. Vor allem die beiden Hauptcharaktere können nicht so recht überzeugen, was das Lesevergnügen schmälert - wenngleich der historische Hintergrund wiederum interessant und facettenreich dargestellt wird.
Catherine Tarley, dtv
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