Ein Koffer voller Träume

  • Insel
  • Erschienen: Januar 2012
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  • Insel, 2012, Titel: 'The Dressmaker', Originalausgabe
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Daniela Loisl
751001

Histo-Couch Rezension vonDez 2012

Einfaches Mädchen klettert die Karriereleiter hoch

Cherbourg 1912. Tess, ein junges Nähmädchen, setzt alles daran, mit der Titanic nach New York reisen zu können. Als sich ihr die Chance bietet, für die Designerin Lucile Duff Gordon als Dienstmädchen arbeiten zu können, greift sie mit beiden Händen zu; Hauptsache, sie kann mit auf die Reise.

Als die Titanic untergeht, kann Tess sich mit ein paar anderen in einem kleinen Boot retten, was aber in diesem vor sich geht, hat in New York noch gerichtliche Konsequenzen. Dennoch macht Tess ihren Weg und begegnet auch zwei Männern, die beide um sie werben.

Mainstream mit vielen Klischees

Der eigentliche Plot ist schnell zusammengefasst. Ein armes Mädchen kann hervorragend nähen, muss sich aber mit niedriger Arbeit ihr Brot verdienen. Durch Zufall begegnet sie einer reichen Designerin, die ihr Talent entdeckt und sie fördert. Schnell macht das Mädchen, das natürlich eine Schönheit ist, ihren Weg und begegnet auch noch ihrem Prinzen.

Alleine der Titel und die Aufmachung des Buches suggerieren, dass es sich um ein einfaches, leichtes Werk handeln wird, und liest man die ersten Seiten, bestätigt sich dies auch. Die Protagonistin Tess ist eine wunderhübsche junge Frau, die fleißig arbeitet, aber eine keifende Furie als Arbeitgeberin hat. Durch einen Zufall kommt sie auf die Titanic, reist nach New York und ihre kühnsten Träume werden wahr. Wie alles endet liegt auf der Hand.

Zweiter, interessanterer Handlungsstrang

Wurde diese Geschichte schon tausendfach in etwas abgeänderter Form erzählt, so hat Kate Alcott ihrem Roman jedoch noch einen zweiten, interessanten Plot beigefügt. Einen Großteil der Geschichte nehmen die Personen ein, die sich im Rettungsboot alles andere als sozial verhalten und sich deshalb vor Gericht verantworten müssen.

Wer sich mit der Titanic näher beschäftigt hat oder schon mehrere Dokumentationen sah, wird so einige Szenen wiedererkennen. Reiche Leute, die dem Steuermann des Rettungsbootes Geld anbieten, damit sie keine hilflos im Wasser treibenden Menschen aufnehmen oder Männer, die Ertrinkenden, die sich verzweifelt an das Boot klammern, auf die Hände schlagen, damit sie loslassen. Dies alles ist durch Zeugenaussagen belegt und wurde von der Autorin nochmals aufgegriffen und in die Geschichte mit eingewoben. Dieser Part ist es auch, der aus einem platten, seichten Roman eine doch ganz spannende Geschichte mit Unterhaltungswert macht.

Die Autorin hat es hervorragend verstanden, sich in die Menschen, die aus heutiger Sicht so egoistisch handelten, hineinzuversetzen und nachvollziehbar zu veranschaulichen. Es ist eben nicht alles nur gut oder böse und niemand kann sagen, dass er so und nicht anders in derselben Situation gehandelt hätte. Die Ausnahmesituation, die in den Rettungsbooten herrschte, versteht Alcott so greifbar darzustellen, dass der Leser so manches Vorurteil vielleicht nochmals überdenkt.

Leicht zu lesen

Wenngleich der Plot rund um die Gerichtsverhandlungen das Niveau des Romans um einiges hebt, wird daraus dennoch kein literarisches Highlight, dazu ist der Roman auch sprachlich zu schwach. Das Buch ist sehr leicht zu lesen und flüssig geschrieben. Zugute halten muss man der Autorin, dass sie es sehr gut versteht zu unterhalten, denn Längen kommen keine auf.

Die Darsteller und ihre Handlungsweisen sind glaubhaft und nachvollziehbar, aber einen wirklichen Tiefgang darf man sich leider nicht erwarten. Wer das Buch aber als das nimmt, was es ist, eine kurzweilige Geschichte mit ganz guten Einblicken in das Geschehen nach dem tragischen Untergang des Luxusdampfers, wird gut unterhalten werden.

Ein Koffer voller Träume

Kate Alcott, Insel

Ein Koffer voller Träume

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