Steels Duell
- Lübbe
- Erschienen: Januar 2012
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- Lübbe, 2008, Titel: 'Rules of War', Originalausgabe
Aufregende Belagerung von Ostende
Kurzgefasst:
Spanische Niederlande, 1706. Trotz ihres glorreichen Siegs in der Schlacht von Ramillies kommt die britische Armee nicht zur Ruhe. Zwar haben die Männer unter dem Duke of Marlborough die französische Streitmacht bezwungen, doch Captain Jack Steel steht mit seinen Grenadieren noch immer im Dreck. Die Lage ist nach wie vor gefährlich: Überall lauern Verräter - sogar in den eigenen Reihen. Sie aufzuspüren lautet Captain Jack Steels neuer Auftrag. Ein Auftrag, der ihn schnell das Leben kosten könnte ...
1706 in den Spanischen Niederlanden. Die englische Armee belagert das von den Franzosen besetzte Dorf Ramillies. Unter dem Oberbefehl des Duke of Marlborough kämpft auch die Grenadiereinheit von Captain Jack Steel, wobei dessen Captains-Titel immer noch nicht von Queen Anne bestätigt wurde. Trotz einiger Unstimmigkeiten wird Ramillies eingenommen, doch einige sind mit dem Sieg nicht recht zufrieden.
Da die Franzosen weiter vertrieben werden sollen, geht es vor allem an die besetzten Küstenstädte, darunter vor allem Ostende, das nebenbei auch ein Nest von Piraten und Freibeutern ist. Hier hat sich auch der Freibeuter Trouins eingenistet und führt ein hartes Regiment. Die Engländer belagern das hervorragend befestigte Ostende vom Land und vom Wasser her, und es scheint auf eine monatelange Belagerung hinauszulaufen.
Jack Steel erhält den Auftrag, zusammen mit seinen Grenadieren einen Weg zu finden, die Belagerung zu beschleunigen. Dabei gerät er nicht nur in Lebensgefahr, sondern er muss auch noch Spione in den eigenen Reihen finden und ausschalten. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt.
Für Königin Anne und Vaterland
Nach Steels Ehre schickt Autor Iain Gale seinen Helden Jack Steel in Steels Duell zum zweiten Mal auf die Schlachtfelder der Spanischen Niederlande. Nach dem Sieg von Blenheim wird mit Ramillies ein weiterer von den Franzosen besetzter Ort belagert, und Captain Steel führt seine Grenadiere zu einem weiteren Sieg, wenngleich er einen faden Beigeschmack hat und Steels ins Grübeln kommt, ob solch ein Sieg so viele tote Soldaten rechtfertigt. Eine ungewohnte Denkweise für einen Soldaten, aber nichtsdestotrotz kämpft man für die englische Königin, für Ruhm und Ehre und vor allem auf Befehl von oben, und dem kann und darf man sich nicht verweigern.
Wie bereits in seinem Vorgängerroman schart Steel eine handvoll fähiger Offiziere um sich, die ihm in Rat und vor allem Tat zu Seite stehen. Da sich Steels Führungsqualitäten als Mann der Tat auch in die oberen Etagen des Generalstabs herumgesprochen haben, wird er mit seinen Grenadieren mit der komplizierten Aufgabe betraut, sich mit der Einnahme von Ostende zu beschäftigen.
Bunte Charakterenschar
Wie durch Zufall belauscht er ein dabei ein Gespräch zwischen zwei Offizieren der Armee, die der Meinung sind, dass der Oberbefehlshaber, der Duke of Marlborough, doch seine Kämpfe besser nach Spanien verlagern sollte und beschliessen, ihn durch Flugblätter zu diskreditieren. Schnell sind die Verräter erkannt und Steel wird ob seiner Wachsamkeit allseits gelobt. Allerdings nimmt diese Verratsgeschichte nicht so viel Raum ein, wie man aufgrund des Klappentextes vermuten könnte. Hier hätte man ein zusätzliches Spannungselement gehabt, wenn sich diese Verratsgeschichte über längere Zeit gezogen hätte, so hätte man sie auch eigentlich weglassen können.
Iain Gale gibt eine stimmige Einsicht in die Hierarchien der Armee und beschreibt die Offiziere nicht nur schwarz-weiß, sondern auch mit Zwischentönen. Da gibt es kompromisslosere Captains wie Argyll, aber auch andere, die nicht gleich alles zu Kleinholz verarbeiten, was sie vor die Flinte oder den Degen bekommen. Gerade auch in Ostende malt der Autor seine Charaktere in vielschichtigen Farben, vom Freibeuter Trouins über seine Piraten bis zum Statthalter oder den normalen gebeutelten Bürgern der Stadt.
Wenn allerdings Steel gefangen genommen und gefoltert wird, könnte das für einige zartbesaitete Leser doch etwas zu brutal geraten sein, denn Gale spart in seinen Beschreibungen nichts aus. Aber nun, im Krieg ist alles erlaubt, und wer sich seiner Sache sicher ist, nimmt sich die nötige Zeit, seine Opfer anständig zu quälen, und wenn es nur aus Spaß an der Freude ist. Das Böse ist eben böse.
Das Böse ist böse
Alles in allem ist Steels Duell ein würdiger Nachfolger seines Vorgängers, wenngleich er leichte dramaturgische Schwächen aufweist. In der Mitte mit einem kleinen Leerlauf ausgestattet und ein paar philosophische Betrachtungen über den Krieg einstreuend, geht Steel jedoch seinen Weg. Das Ende ist in einigen Teilen überraschend, wird aber in aufschlussreichen historischen Anmerkungen am Ende des Romans ausreichend erklärt. Dieses sollte man auf jeden Fall erst nach dem Roman lesen und nicht bereits vorher mogeln. Warum der Verlag den Originaltitel Rules of War mit Steels Duell übersetzt hat, bleibt schleierhaft, nicht nur wegen der wörtlich falschen Übersetzung, sondern auch, weil es eigentlich kein Duell zwischen Steel und sonst jemandem gibt. Auch gibt es eine Stelle, an der das Lektorat besser hätte aufpassen müssen, denn ein Wort reicht, und man denkt als Leser, die ganze Spionage wäre aufgeflogen.
Es bleiben am Ende 400 spannende Seiten, die für jeden Leser von Abenteuerromanen alles beinhalten, was ein historischer Roman dieser Thematik haben sollte: Mantel, Degen und auch ein bisschen Romantik. Ein dritter Teil ist bereits erschienen und setzt die gut lesbare Reihe um Captain Jack Steel fort. Lohnenswert.
Iain Gale, Lübbe
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