Versteckerles
- Gmeiner
- Erschienen: Januar 2013
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- Gmeiner, 2013, Titel: 'Versteckerles', Originalausgabe
Auch der zweite Teil hat Schwächen
Kurzgefasst:
Karlsruhe im August 1945. Eine Mordserie beunruhigt die Bevölkerung. Die Leichen weisen Spuren von Blausäure auf. Da die Polizei keine Ergebnisse liefert, beauftragt Major Arlington seinen Freund Captain John Edwards mit dem Fall. Edwards ruft kurzerhand seine Scoutpatrouille zusammen und macht sich auf die Suche nach dem Täter. Die Spur führt zu Schwarzhändlern und schließlich bis in die eigenen Reihen.
Am Mittelbecken des Karlsruher Rheinhafens waren drei Lagerhallen der ehemaligen Werftgesellschaft vollgestopft mit allen möglichen Kleidungsstücken. Doch nun sind die Lagerhallen leergeräumt und Major Arlington, Kommandeur der Militärpolizei, vermutet, dass eine Gruppe ehemaliger russischer Zwangsarbeiter hinter der Aktion steckt. Dann werden zwei Tote im Rheinhafen entdeckt, die offenbar der 591. Infanterie angehörten, aber wie kommen diese nach Karlsruhe? Als der Verdacht aufkommt, dass möglicherweise Giftgas zum Einsatz kam, beauftragt Arlington seinen Freund Captain Edwards, seine zwischenzeitlich aufgelöste Scoutpatrouille wieder zu reaktivieren und die Vorfälle zu untersuchen. Kurz darauf überschlagen sich die Ereignisse. Arlington wird in seinem Büro erschossen, zwei weitere Leichen erhärten den Giftgasverdacht und Private Graham gerät ins Visier der Scouts, da dieser offenbar für die Russen arbeitet ...
Der Grund für den Mord ist vermutlich der, das Arlington seit einigen Wochen gegen eine große Gruppe organisierter Krimineller aus den Reihen der ehemaligen Zwangsarbeiter in Karlsruhe ermittelte und die Ordonnanz davon Wind bekommen hat. Wir vermuten, dass der Private die Informationen an die DPs weitergegeben hat. Warum er das gemacht hat, ist uns ein Rätsel.
Kasernenleben
Nach Tschoklet ist Versteckerles bereits der zweite Roman über Captain Edwards und seine Scouts. Die Geschichte spielt in der zweiten Augusthälfte 1945 und bietet vor allem einen Einblick in das Leben in den US-Kasernen nach Kriegsende. Dies ist durchaus interessant, da eine solche Sichtweise ja eher unüblich ist, steht doch bevorzugt die Situation der leidenden Bevölkerung im Vordergrund. Hier nun geht es also um die Scouts und deren alltägliche Probleme, als da wären Material- und beispielsweise Benzinmangel. Darüber hinaus wirkt das Leben in den einzelnen Kasernen ein wenig unstrukturiert und so überrascht es kaum, dass auch die "Ermittlungen" der Scouts alles andere als durchdacht wirken. Das Ganze erinnert eher an einen aufgeschreckten Hühnerhaufen; ein einzelner Gegenspieler (Private Graham) tanzt die Gruppe immer wieder aus, was auf Dauer ein wenig befremdet. Die Handlung springt zwischen den einzelnen Gruppen (Scouts, Graham, Russen) hin und her, was grundsätzlich den Lesefluss erhöht. Allerdings erfährt der Leser im vorliegenden Roman dabei immer, wer was wann wo gerade macht, was natürlich den Spannungsbogen recht überschaubar werden lässt.
Begrenzte Spannung
Neben begrenzter Spannung kommt erschwerend hinzu, dass der Autor dem Plot zusätzliche Authentizität dadurch verleihen möchte, indem er konsequent auf amerikanische Bezeichnungen (Dienstgrade, Fahrzeuge, Waffen) setzt. Eigentlich eine nette Sache, nur wer sich mit dem Militärjargon nicht auskennt, kann schnell Verständnisprobleme bekommen; nämlich dann, wenn beispielsweise Personen nicht mit ihrem Namen, sondern stattdessen mit ihrem Dienstrang genannt werden. Dass zudem gefühlte hundert Chesterfield geraucht werden sei nur beiläufig erwähnt.
Captain Edwards sollte an diesem Morgen nach Mannheim gebracht werden, denn in der riesigen Zeltstadt von Y-79 war gerade eine der mobilen US-Röntgeneinheiten eingetroffen.
Ein seltsamer Mix mit einigen Schwachstellen (Grüße auch von Kommissar Zufall), der den Lesespaß einschränkt. Schade, denn der ungewöhnliche Ansatz klang vielversprechend.
Harald Pflug, Gmeiner
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