Die Rosen des Laurin
- Rosenheimer
- Erschienen: Januar 2013
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- Rosenheimer, 2013, Titel: 'Die Rosen des Laurin', Originalausgabe
Die Geschichte Tirols aufgearbeitet
Kurzgefasst:
Tirol im Jahre 1809. Im Land wütet der Volksaufstand gegen Napoleon, die Tiroler wehren sich verzweifelt gegen die aufgezwungene Herrschaft durch die Bayern. In diesen stürmischen Zeiten erleben drei junge Frauen ihre erste Liebe: Maria verliebt sich ausgerechnet in einen bayerischen Leutnant. Da ihre Beziehung weder von ihrem Vater, noch von ihren Landsmännern toleriert werden würde, können sich die beiden nur heimlich treffen. Regina heiratet ihre Jugendliebe und Anna verlobt sich mit Franz, der geheime Aufträge für Andreas Hofer, den Anführer des Widerstandes, ausführt und dabei immer wieder in Gefahr gerät. Die drei Frauen werden in den Sog von Krieg und Gewalt hineingerissen, und nur für eine hält das Schicksal einen versöhnlichen Ausgang bereit.
Auf dem Obersteinhof erlebt Maria Heller im beginnenden 19. Jahrhundert eine glückliche Kindheit. Nach dem frühen Tod ihrer Mutter hat ihr in Innsbruck lebender Vater sie zu seinem Bruder und dessen Familie gebracht, die das Mädchen wie eine eigene Tochter aufziehen. Zusammen mit ihren beiden Cousinen Anna und Regina spinnt Maria Zukunftspläne. Doch dann rückt der Krieg näher - und legt sich wie ein dunkler Schatten über Tirol. Denn nach der Eroberung durch Napoleon untersteht Tirol der Herrschaft Bayerns - eine Vereinbarung zwischen dem Französischen Kaiser und seinem bayrischen Verbündeten. Um den Willen der Tiroler zu brechen und Napoleons Wünsche zu befolgen, erlässt der bayrische König strenge Gesetze. Diese fordern den Widerstand der Tiroler Bevölkerung heraus. Denn die streng gläubigen Menschen sollen all ihre religiösen Bräuche ablegen. Damit will der König die absolute Herrschaft über die trotzige Bevölkerung erlangen. Doch je stärker die Knechtung durch die Bayern die Bevölkerung in die Knie zwingt, desto grösser wird der Widerstand der Bauern. Auch Franz, Reginas Verlobter, mag sich dem Diktat nicht beugen. Er schließt sich einer Gruppe um den Freiheitskämpfer Andreas Hofer an. Auch Maria ist im wachsenden Hass der Tiroler auf die Bayern gefangen - allerdings auf eine ganz andere Art: Sie verliebt sich in einen bayrischen Soldaten. Eine Liebe, die in den Augen ihrer Landsleute nicht sein darf. Und so muss Maria um ihr Glück bangen.
Sehr viel Hintergrund
Es zeigt sich, dass Elisabeth Häntschel über ein großes Wissen verfügt, was die Geschichte Tirols betrifft. Sie arbeitet sich sehr seriös durch die historische Materie. Teilweise bewegt sie sich dabei allerdings zu stark auf einer Ebene, die an schulischen Geschichtsunterricht erinnert. Obwohl alle Fakten, die die Autorin zusammen trägt und präsentiert, interessant und aufschlussreich sind, wirkt sich deren Fülle etwas dämpfend auf den Roman als solches aus. Es braucht immer wieder Disziplin der Leserinnen und Leser, bei der Präsentation der Hintergründe nicht abzuschweifen oder quer zu lesen. Da der Aufbau des Romans eine Auseinandersetzung mit den geschichtlichen Details verlangt, könnte dies aber dazu führen, den tieferen Sinn des Romans nicht mehr ganz zu verstehen. Leider wirkt sich die üppige Faktenpräsentation auf das Tempo des Romans aus - er entwickelt sich etwas schleppend und verliert an Lebendigkeit.
Interessanter Einblick
Jenen Lesern aber, denen die Geschichte Tirols ein spezielles Anliegen ist, hat Elisabeth Häntschel sehr viel zu bieten. Sie zeigt minutiös auf, wie es dazu gekommen ist, dass sich die Bevölkerung gegen die Obrigkeit aus Bayern auflehnte und weshalb der Widerstand selbst mit harten Maßnahmen nicht gebrochen werden konnte. Die Wahl der Protagonisten ist denn auch sehr sorgfältig erfolgt und lässt genügend Spielraum, um anhand ihres Schicksals die Situation Tirols optimal darzustellen. Wenn auch die Figuren oft etwas zu lieblich gemalt sind und gerade auch Maria einige Kanten und Ecken mehr vertragen hätte, so sind die einzelnen Charaktere doch weitgehend stimmig und bieten der Autorin genügend Spielraum, um auch Gefühle in den ansonsten eher geschichtslastigen Roman einzubringen. Auf diese Weise gelingt es Elisabeth Häntschel, die Leser zu unterhalten und ihnen gleichzeitig eine Zeit näher zu bringen, von der vor allem Auswärtige nicht viel wissen.
Besonderer Heimatroman
Obwohl von der Anlage her ein klassischer Heimatroman, grenzt sich Die Rosen des Laurin doch deutlich von der breiten Masse ab. Die Konstellation der handelnden Figuren wie auch der Aufbau und die Aussage des Romans folgen einem anderen Schema und entsprechen trotz des heimatverbundenen Umfelds klar dem Schema eines historischen Romans. Elisabeth Häntschel hat den Lesern viel zu bieten - und sie lädt mit ihrem Roman dazu ein, sich mit einem wichtigen Kapitel in der Geschichte Tirols auseinanderzusetzen. Bemerkenswert ist die hochwertige Verarbeitung des Romans. Ein gut gewähltes Cover, ein Personenregister und ein angenehmes Schriftbild runden das Werk optimal ab.
Elisabeth Häntschel, Rosenheimer
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