Süßes Gift und bittere Orangen

  • Gmeiner
  • Erschienen: Januar 2013
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  • Gmeiner, 2013, Titel: 'Süßes Gift und bittere Orangen', Originalausgabe
Süßes Gift und bittere Orangen
Süßes Gift und bittere Orangen
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Carsten Jaehner
901001

Histo-Couch Rezension vonMär 2013

Ein äußerst geschmackvoller Roman

Kurzgefasst:

Landshut im Advent 1541. Anna Lucretia, die uneheliche Tochter Herzog Ludwigs X., fiebert ihrer Heirat entgegen. Doch Unheimliches geschieht auf Burg Trausnitz: Ihr Verlobter entgeht knapp dem Tod, ein Bote stirbt auf mysteriöse Weise. Ihr Vater erkrankt an Diabetes, dem süßen Fluss , was einen Krieg der deutschen und italienischen Köche um die bessere Heilkost auslöst. Doch der Herzog weist bald Vergiftungserscheinungen auf. Wer steckt hinter den rätselhaften Ereignissen?

 

Am Hof von Herzog Ludwig X. in Landshut geschehen im Advent 1541 seltsame Dinge. Der Berater des Herzogs, Johann Albrecht Widmannstetter, findet sich in der Löwengrube wieder und muss gerettet werden, ehe die Tiere sich an ihm gütlich tun, zudem kann er sich nicht erinnern, wir er dort hineingeraten ist. Ein Bote wird tot am Fuss einer Kellertreppe gefunden, und zudem leidet der Herzog an Diabetes und muss seine Ernährung umstellen.

Schnell zeigt sich, dass all diese Dinge irgendwie miteinander zu tun haben und irgendjemand des Herzogs Krankheit ausnutzt, um ihn vielleicht ebenfalls zu töten. Das ruft Ludwigs Schwester Sabina und seine uneheliche Tochter Anna Lucretia, die zudem Widmannstetters Verlobte ist, auf den Plan, die sich fortan bemühen, Licht in die mysteriösen Angelegenheiten zu bringen. Allerdings kann man sich nie sicher sein, wen man denn einweihen darf und wen nicht.

Nachdem sowohl der Herzog als auch Sabina Vergiftungsanschlägen entkommen, scheinen sich die Spuren ausgerechnet in der Küche zu verdichten, und das zur Weihnachtszeit, wo die Vorratskeller voll sind, die schönsten Menüs kreiert werden und die Armen auch mitgespeist werden. Da heisst es, der Sache schnell auf den Grund zu gehen, doch die erweist sich als weiter reichend als zunächst gedacht.

Ein diabetischer Herzog in Lebensgefahr

Mit ihrem historischen Kriminalroman Süßes Gift und bittere Orangen entführt die Autorin ihre Leser in das Landshut der Adventszeit 1541 und die Zeit bis ins Frühjahr des folgenden Jahres. Herzog Ludwig X. ist krank, ernsthaft krank, der leidet an Diabetes, wenngleich das Krankenbild noch nicht ganz dem heutigen entspricht, aber dass man mit der Umstellung der Ernährung Erfolge erzielen kann, ist bereits bekannt.

In dieser Zeit, da der Hofstaat Angst um die eigene Ernährung hat, da sie befürchten, des Herzogs Diät mitmachen zu müssen, um ihn nicht zu brüskieren, fällt ein Mordanschlag auf Johann Albrecht Widmannstetter, der aus einer Löwengrube vor den Löwen gerettet werden muss und wo sich allmählich Intrigen aufdecken, die man nicht für möglich gehalten hätte.

Spannender Kriminalfall mit vielen Elementen

Eve Rudschies versteht es, den Kriminalfall beziehungsweise die Entwicklung der einzelnen Elemente des Romans klug zu entwickeln und miteinander zu verknüpfen. Die einzelnen Kapitel sind recht kurz und allein dadurch bleibt der Roman immer in Schwung und hält ein recht hohes Tempo. Auch ermöglicht es, den Roman in vielen Sequenzen zu erzählen und so ungestört zwischen einzelnen Erzählsträngen hin und her wechseln zu können, ohne den Leser dabei zu verwirren. Eve Rudschies bedient sich dieses Mittels gekonnt und verliert nie den Überblick und verrät nie zu früh zu viel.

So wie Autorin die Handlung aufbaut, führt sie auch die handelnden Charaktere ein, von denen sie eine bunte Fülle präsentiert. Allen voran natürlich Widmanstetter und seine Verlobte, die Herzogstochter Anna Lucretia, die eigentlich als Paar nicht standesgemäß sind, aber der Herzog hat seine Einwilligung gegeben. Ein vierte Hauptrolle spielt des Herzogs Schwester Sabina, bei der man sich nie sicher sein kann, auf wessen Seite sie steht und ob und wie sie im Hintergrund welche Fäden zieht oder auch nicht.

Man merkt der Autorin auch an, dass sie sich oft vor Ort aufgehalten hat, denn das Lokalkolorit ist beeindruckend und lässt den Leser tatsächlich auf der Burg Trausnitz und im Stadtsitz des Herzogs sein. Hinzu kommen die historischen Gepflogenheiten und Rituale, die authentisch beschrieben werden und den Leser so tatsächlich gekonnt an Ort und Zeit versetzen.

Die Liebe zur Küche und zum Kochen

Beeindruckend sind vor allem die Beschreibungen der Küche, der Mahlzeiten, der Köche und allem, was dazu gehört. Die Autorin hat sich eingehend mit ihrer persönlichen Leidenschaft, dem Kochen beschäftigt und schafft es, diese Leidenschaft dem Leser zu übertragen. Was hier an Menüs und einzelnen Mahlzeiten in fünfzehn Gängen serviert wird, ist wohl recherchiert und, wie dem Anhang zu entnehmen ist, auch teilweise selbst nachgekocht und somit nicht nur ausgedacht.

Überhaupt ist der Anhang ein dreißigseitiger (!) Rezeptteil mit den Speisen und Getränken, die von der Autorin selbst nach- oder vorgekocht wurden und die im Roman erwähnt werden. Dabei werden nicht nur die Rezepte vorgestellt, sondern sie werden auch ausführlich eingeleitet und begründet und erklärt. Dazu gibt es noch Literaturhinweise und im letzten Kapitel des Romans wird erklärt, wie es tatsächlich mit den handeln Personen in der Realität weitergegangen ist. Ein ansprechendes Cover und ein dazu passendes Lesezeichen runden den überaus positiven Eindruck ab, den der Roman nach Beendigung der Lektüre hinterlässt.

Alles in allem ist ein Kriminalroman entstanden, der nicht nur durch seine Personen und die Krimikonstellation, sondern auch durch die Lokalität und vor allem durch das Küchenwesen besticht, das gerade dadurch wichtig wird, da der Herzog an Diabetes leidet. Damit wäre der Roman wohl der erste historische Krimi, bei dem diese Krankheit eine entscheidende dramaturgische Rolle spielt. Der Roman ist flott geschrieben und spannend, nur nach und nach entwirren sich die einzelnen Fäden, und am Ende geht es um Leben und Tod, wobei nicht immer klar ist, wessen Leben und wessen Tod. Einzig eine Liste der handelnden Personen wäre hilfreich gewesen. Aber auch so ist der Roman nicht nur für Freunde des guten Geschmacks eine absolute gelungene Empfehlung.

Süßes Gift und bittere Orangen

Eve Rudschies, Gmeiner

Süßes Gift und bittere Orangen

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