Starbuck - Der Rebell

  • Rowohlt
  • Erschienen: Januar 2013
  • 4
  • Rowohlt, 1993, Titel: 'Starbuck: Rebel', Originalausgabe
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Carsten Jaehner
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Histo-Couch Rezension vonApr 2013

Der Beginn des Amerikanischen Bürgerkriegs

In den Vereinigten Staaten von Amerika stehen im Frühjahr 1861 die Zeichen auf Krieg. Auf Bürgerkrieg, denn nicht etwa kämpfen die Amerikaner gemeinsam gegen einen Feind, sondern die Nordstaaten kämpfen gegen die Südstaaten, Bruder gegen Bruder, Freund gegen Freund. Nathaniel Starbuck, genannt Nate, ist der Sohn eines überfrommen Pastors aus Boston in den Nordstaaten. Ein Skandal um eine junge Frau lässt ihn in die Südstaaten zu seinem Freund Adam Faulconer fliehen, dessen Vater der reichste Mann in Virginia ist und ein privates Heer aufbaut, mit dem er sich den Armeen anschliessen will.

Nate Soll zunächst den umtriebigen und mit zahlreichen Gerüchten umhangenen Thomas Truslow und dessen Männer für Faulconer gewinnen, was ihm entgegen allen Prognosen auch gelingt. Truslow hat, wie Faulconer auch, eine Tochter, doch Truslows Tochter Sally raubt ihm alle Sinne. Truslows letzter Wunsch, bevor er mit Nate mitzieht, ist die Verheiratung seiner schwangeren Tochter mit einem nicht geliebten Mann, der wohl auch nicht der Vater des Kindes ist, aber alles muss seine Ordnung haben, vielleicht kommt man ja nicht wieder aus dem Krieg. Nate, Sohn eines Pastors und ebenfalls durch das Studium der Theologie zu gewissen sakralen Ehren gekommen, soll die Trauung vollziehen, was er zu Truslows Freude auch tut.

Colonel Faulconer erweist sich als eigensinniger Herrführer, der sich dem offizielle Heerverbund anschliessen will, aber nur unter seinen eigenen Bedingungen. Doch der Krieg nimmt keine Rücksicht auf persönliche Wünsche und Hoffnungen, und so kämpft Faulconers Armee ohne ihn, noch bevor es einen Befehl bekommen hat. Faulconer schickt Nate nach Hause in den Norden, doch entdeckt Nate, dass die Nordstaatler bereits näher an der Südstaatenarmee sind als gedacht, und so kehrt er wieder zurück und beschliesst, ein Rebell zu sein, hungrig auf Krieg und gewillt, Sally für sich zu gewinnen. Da fallen die ersten Schüsse, und der Amerikanische Bürgerkrieg beginnt...

Ein vierteiliges Frühwerk Cornwells

Wer bereits das eine oder andere Buch von Bernard Cornwell gelesen hat, der weiß, was ihn ungefähr erwartet: Eine spannende und interessante Personenkonstellation, einen jungen Mann als Helden, der sich in schwierigen Situationen beweisen muss und vor allem die eine oder andere militärische Schlacht. Das ist nicht verwunderlich, bezeichnet sich Cornwell doch selbst als Militärhistoriker, und so dürfte der allgemeine Plot nicht überraschen.

Die vierteilige Starbuck-Reihe erschien im englischen Original bereits ab 1993, umso erstaunlicher ist es, dass sich der Rowohlt Verlag erst nach zwanzig Jahren an eine Übersetzung wagt und somit die letzte Lücke im Gesamtwerk Cornwells schliesst, dessen andere Reihen und Einzelromane ansonsten bereits in deutscher Übersetzung vorliegen. Starbuck: Der Rebell beschreibt, wie der junge Nathaniel Starbuck in die Wirren des Amerikanischen Bürgerkriegs gerät und beginnt mit einem längeren Vorlauf, bevor überhaupt zu den Waffen gegriffen wird.

Dies ist für Cornwell ungewöhnlich. Er lässt sich, verglichen mit anderen Romanen, sehr viel Zeit, seine Figuren einzuführen und die Ausgangssituation für die kommenden Ereignisse zu schaffen. Streckenweise passiert zu Beginn nicht viel, hier hätten Straffungen helfen können, dass der Leser nicht darüber nachdenkt, ob es Straffungen geben sollte.

Nord gegen Süd, Bruder gegen Bruder

Cornwell schafft mit Starbuck einen jungen Charakter, der allein dadurch bei den meisten unbeliebt ist, dass er denselben Namen wie sein Vater trägt, der sehr streng und unbeliebt ist. Er flieht zu seinem Freund Adam in den Süden, doch ist Adam noch gar nicht zugegen, und so trifft er durch Glück auf Adams Vater, der ihn noch von früher kennt und ihn zunächst bei sich aufnimmt. Colonel Faulconer ist der reichste Mann im Staat und baut sein eigenes Privatheer auf, um selbst einmal an der Front zu glänzen und seinem Traum, ruhmreich vor dem Präsidenten defilieren zu können, näher kommen zu können.

Im Ridley, dem Verlobten von Adams Schwester, macht sich Starbuck direkt einen Feind, und man muss kein Weissager sein, um zu ahnen, dass dort weiteres Konfliktpotenzial liegt. Dass Nate als Nordstaatler für den Süden kämpft, ist nicht nur familiär bedingt, und so gibt es einige interessante Aspekte, die mit der Handlung mitspielen und die den Leser trotz allem an die Lektüre fesseln. Denn selbst bei den kleinsten Nebenschauplätzen behält der Autor den Überblick und weiß dies dem Leser auch interessant, spannend und unterhaltsam mitzuteilen.

 

Der Krieg, das hatte Starbuck an diesem Tag gelernt, nahm alles, was existierte, schüttelte es durch und ließ die einzelnen Teile fallen, wohin sie fallen mochten. Der Krieg war ein gigantisches Glücksspiel, eine riesige Lotterie, eine Verleugnung aller Vorherbestimmung und Besonnenheit.

 

Cornwells Beschreibungen sowohl der Zeit als auch der politischen Hintergründe und der Begebenheiten vor Ort lassen ein authentisches Bild entstehen. Zwar ist dem Roman eine Karte vorangestellt von dem Gebiet, wo diese erste Schlacht von Manassas am 21. Juli 1861 stattgefunden hat, doch wären in dieser Karte ein paar Einzeichnungen der beiden Lager hilfreich gewesen, um das Geschehen noch besser verfolgen zu können. Ebenso hätte ein Personenregister der Nord- und Südstaaten sowie der Familien gutgetan. Immerhin ist bei den Nordstaatlern mit Nates älterem Bruder ebenfalls ein Starbuck unterwegs, und er ist in derselben Schlacht unterwegs... Ein historisches Nachwort des Autors bietet zudem interessante Hintergründe zum Roman.

Erwähnung finden auch Personen, die Cornwell Jahre später in seinem gelungenen Roman Das Fortbeschrieben hat. Es gibt weitere Dinge, die an diesen Roman erinnern, wie die unzulängliche Bewaffnung, die unpassenden Patronen und Kugeln, die falschen Kanonen usw. Wer bereits Das Fortgenossen hat, wird hier einiges wiedererkennen, man sollte jedoch im Hinterkopf haben, dass die Starbuck-Reihe ursprünglich eher erschienen ist.

Nichts für zarte Gemüter

Cornwells Stärke liegt ein ums andere Mal in den Schilderungen der Schlachten, die nichts für zarte Gemüter sind. Da fliesst nicht nur das Blut, es verteilt sich auch auf andere Weise, und wer sich die Schrecken eines Lazaretts oder den Umgang mit verletzten Pferden und den Auswirkungen von noch nicht erprobten Kanonen ersparen will, der sollte um diesen Roman einen Bogen machen.

Wer jedoch ein Fan von Cornwell ist, der wird gerade in der zweiten Hälfte einen Roman lesen, wie man ihn vom Autor erwartet. Die erste Hälfte hat leider die eine oder andere Länge, und nicht alle Personen, die auftauchen, oder alle Ausgangskonstellationen, die geschildert werden, werden im zweiten Teil aufgenommen. Man darf auf die drei weiteren Starbuck-Romane gespannt sein und dort Nathaniels Starbucks Karriere weiter mitverfolgen, wie er vom Pastorssohn zum Soldaten wird. Spannung und Historie sind gekonnt miteinander verknüpft, und auch zwanzig Jahre alte Romane bleiben spannend. Auch wenn Cornwell noch nicht die sprachliche und teils dramaturgische Meisterschaft seiner aktuelleren Romane erreicht hat, so sind es doch lohnenswerte Romane. Weiter so.

Starbuck - Der Rebell

Bernard Cornwell, Rowohlt

Starbuck - Der Rebell

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