Die Rosen von Montevideo
- Droemer-Knaur
- Erschienen: Januar 2013
- 6
- Droemer-Knaur, 2013, Titel: 'Die Rosen von Montevideo', Originalausgabe
Viel Liebe, viel Leid und etwas Politik
Kurzgefasst:
Montevideo 1843. Der Frankfurter Bankierssohn Albert Gothmann verliebt sich Hals über Kopf in die lebenslustige Rosa, Tochter einer der ältesten spanischen Familien Uruguays. Doch ihre Liebe zwingt sie zum Verzicht auf ihre Heimat, ein Schicksal, das fortan alle Nachfahrinnen ihrer Familie teilen. Sind die Frauen stark genug, um für ihre Leidenschaft zu kämpfen?
Im 19. Jahrhundert in Südamerika: zwischen Uruguay und Paraguay herrscht Krieg. Die Verhältnisse sind nicht ausgeglichen - während Uruguay auf eine gut ausgerüstete Armee bauen kann, müssen die Soldaten Paraguays sich mit veralteten Waffen begnügen. Eine Bande verwegener Paraguayer dringt in Montevideo in die Lagerhalle des reichen Kaufmanns Julio de la Vega ein, wo eine größere Ladung Waffen aus Frankreich angekommen ist. Angeführt wird die Bande von den Söhnen eines ermordeten Plantagenbesitzers, von Pablo und Valentin Lorente. Beim Diebstahl der Waffen stoßen sie auf De la Vegas Nichte Valeria Gothmann, die in der Lagerhalle Stoffe vermutet hatte und für ihre Cousine Isabella heimlich etwas davon holen wollte. Die Paraguayer entführen Valeria, um von De la Vega weitere Waffenlieferungen zu erpressen. Sie schleppen die junge Frau durch unwegsame Pampa und Urwald nach Paraguay. In diesen Monaten kommen sich Valentin und Valeria näher, wohl wissend, dass ihre Liebe keine Zukunft haben kann. Valerias deutsche Cousine Claire Gothmann steht ihr zur Seite und versucht, der verzweifelten jungen Frau zu helfen. Dabei zählt sie auch auf die Hilfe des Polizisten Luis Silveira, in den sie sich verliebt hat und mit dem sie sich eine Zukunft erhofft. Die Frauen sind bereit, für ihre Liebe einen hohen Preis zu bezahlen, wie ihn auch schon Valerias Vorfahrinnen immer wieder hatten zahlen müssen. Und Valeria gibt dieses schwere Erbe an ihre Nachkommen weiter.
Zwei aufeinander prallende Welten
Grundtenor des Romans von Carla Federico ist das Aufeinanderprallen von zwei Welten. Zum einen ist es die unglückliche Rosa, die ihre Heimat Uruguay verlässt, um an der Seite des Deutschen Bankiers Albert in dessen Heimat zu leben und dort nur auf Kälte trifft, die die Lebenslust der Südamerikanerin mit spanischen Wurzeln zerstört. Zum anderen ist es Valeria, die von der politischen Einstellung ihrer Verwandten geprägt feststellen muss, dass ihre Ansicht über Paraguay eine ganz andere Wirklichkeit ist, als jene ihres Geliebten Valentin. Die Grenzen zwischen Feind und Freund weichen sich auf. Schließlich ist es auch die unterschiedliche Wirklichkeit, mit der Valerias beide Töchter konfrontiert sind, die eine tragende Rolle spielt. Das Muster, das sich über mehrere Generationen hin zieht, wird von der Autorin allerdings stark ausgereizt - sie geht an Grenzen, ohne diese aber letztlich zu überschreiten. Gekonnt schlängelt sich Carla Federico durch den Dschungel einer üppigen Familiensaga. Obwohl sich Schicksale und Themen wiederholen, wenngleich in neuer Variation angeboten, bleibt die Saga spannend. Das verdankt sie einigen unerwarteten Wendungen - aber auch der feinen Anlehnung an den Kästner-Romanklassiker Das doppelte Lottchen.
Viel Gefühl
Wie von einer Familiensaga erwartet, vermag Die Rosen von Montevideo mit viel Gefühl aufwarten. Es sind die Schicksale der Frauen, die berühren und bewegen - ihre verzweifelte Suche nach der Liebe und ihre Bereitschaft, für den Liebsten alles aufzugeben. Manchem Leser mag das etwas theatralisch vorkommen, andere dürften gerade hier in den Roman versinken und sich von den Figuren mitreißen lassen. Carla Federico spricht eindeutig ein Publikum an, das sich gutgeschriebenen Liebesgeschichten zuwenden mag und bereit ist, einen Hauch von etwas gar süßer Liebe zu verzeihen und den Roman dennoch als tiefgründiges Werk erkennen kann. Denn so stark sich die Autorin auch dem Muster des Liebesromans anpasst, sie tut dies auf einem hohen Niveau und präsentiert ein Roman, der wesentlich mehr zu bieten hat. Besonders die politischen Verhältnisse in Südamerika, aber auch die sich zuspitzende Situation und die Veränderungen in Europa sind meisterhaft aufgefangen und dargestellt. Sie geben der Geschichte eine solide Grundlage, die die eigentliche Klasse des Romans ausmacht.
Nahe gekommen
Wer nach fast 800 Seiten das Buch zuklappt, wird nicht nur den einzelnen Protagonisten mit ihrer so unterschiedlichen Kultur und ihrem jeweils sehr speziellen Temperament nahe gekommen sein. Er wird auch wissen, wie stark der Einfluss Europas die Entwicklung Südamerikas geprägt hat, weshalb sich Länder wie Uruguay und Paraguay nicht nahe standen oder wie es zu den finanziellen Zusammenbrüchen der europäischen Bankhäuser kommen konnte. Carla Federico zeigt ein umfassendes Bild von Gesellschaft und Wirtschaft, bevölkert ihren Roman durch interessante Charaktere und bietet einen überzeugenden Spannungsbogen, der die Familiensaga bis zuletzt prägt. Dass der Schluss auf weitere Bände schließen lässt, mag nach der Chile-Trilogie der Autorin nicht weiter erstaunen.
Carla Federico, Droemer-Knaur
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