Das Kongo-Komplott
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- Erschienen: Januar 2013
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- , 2013, Titel: 'Das Kongo-Komplott', Originalausgabe
Kongo, Mord und Elefantenhaus
Kurzgefasst:
In den letzten Wochen des Jahres 1884 findet in der Hauptstadt des noch jungen Deutschen Reiches die Kongo-Konferenz statt: Delegierte aller europäischen Kolonialmächte verhandeln über die letzten noch nicht aufgeteilten Gebiete in Afrika. Als ein junger belgischer Diplomat angeschossen wird, beginnen geheime Ermittlungen: Der gerade erst in Berlin angekommene Kommissar Albert Kummerow und der Offizier Joachim von Tarlenheim werden auf den Fall angesetzt. Er führt die beiden in die höchsten Kreise der Berliner Gesellschaft und in den Zoologischen Garten.
Am 15. November 1884 eröffnet Reichskanzler Fürst Bismarck die "Kongo-Konferenz" in Berlin. Vertreter zahlreicher Länder sind angereist, bestehende Unstimmigkeiten hinsichtlich von Gebietsansprüchen, Handelswegen und Zollbedingungen im Kongobecken zu erörtern. Afrikaner selbst sind nicht eingeladen. Als einer der letzten Teilnehmer verlässt am ersten Tag ein belgischer Diplomat die Konferenz und wird kurz darauf angeschossen. Der soeben erst in Berlin eingetroffene Kommissar Kummerow wird gemeinsam mit dem Rittmeister von Tarlenheim auf den Fall angesetzt. Lediglich ein kleiner Stofffetzen und die Bauchbinde einer Zigarre bieten den Ermittlern am Tatort erste Ansatzpunkte. Als sie wenig später im Zoologischen Garten eine Völkerschau mit Afrikanern aus dem Kongo besuchen, stellen sie fest, dass deren Umhänge dem gefundenen Stofffetzen entsprechen.
Kummerow erhält kurz darauf eine anonyme Einladung in das Elefantenhaus des Zoos, wo er gemeinsam mit von Tarlenheim die Überreste von Bebey, der als Dolmetscher für die Kongolesen fungierte, in einem der Elefantenkäfige findet. Der Fall scheint geklärt, denn in Bebeys Wohnung finden sie einen Umhang, dem ein Stück Stoff fehlt, sowie ein Gewehr, aus dem erst kürzlich geschossen wurde. Für Kummerows Vorgesetzten ist der Sachverhalt klar. Bebey hat das Attentat verübt und anschließend Selbstmord begangen. Der Fall wird zu den Akten gelegt, doch Kummerow geht das Ganze viel zu schnell. Es fehlt ein Motiv und außerdem, wer würde freiwillig zu einem wildgewordenen Elefanten in den Käfig klettern, selbst wenn er sich umbringen wollte?
"Sie haben ihren Schuldigen, die Konferenz ist sicher, Fall abgeschlossen. Das ist für mich aber kein Ergebnis. Etwa für sie?"
Von Tarlenheim kniff die Augen zusammen.
"Sie wollen also weitermachen, auch ohne offiziellen Auftrag? Sie wissen, das kann mächtigen Ärger geben."
"Ich bin neu hier. Mir war nicht bewusst, dass ein noch offener Fall zu den Akten gelegt werden soll."
Hintergrund dieses Romans bildet die Berliner Kongo-Konferenz 1884/85, nach der sich der belgische König Leopold II. mit Hilfe des Afrikaforschers Henry Morton Stanley große Teile des Kongogebietes seiner Privatschatulle einverleiben konnte. So spielen dann auch die diplomatischen Befindlichkeiten während der Konferenz eine nicht ganz unwesentliche Rolle, wenngleich der Schwerpunkt des Romans auf der Aufklärung des Attentatsversuchs sowie des Todes von Bebey liegt. Gleichwohl erhalten Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen sowie der bereits erwähnte Reichskanzler Fürst Bismarck einige bedeutsame Kurzauftritte.
Die beiden Protagonisten werden recht ordentlich vorgestellt, wobei Kummerow die Hauptfigur darstellt, zumal er einst in der Schlacht bei Wörth im Jahr 1870 Friedrich Wilhelm von Preußen das Leben rettete. Dies brachte ihm nicht nur den "Pour le Mérite" ein, sondern auch die Gunst des Kronprinzen. Die politische Lage im Deutschen Reich - in Form des Verhältnisses zwischen Kronprinz und Reichskanzler - wird nur grob angerissen, die "Afrika-Thematik" nimmt hingegen einen angemessenen Raum ein.
Es sollte nicht mehr lange dauern, bis jedes Schulkind im Reich die erst seit Kurzem richtige Antwort auf die Frage "Welcher ist der höchste deutsche Berg?" wusste. Sie lautete nicht länger "die Zugspitze", sondern "der Kilimandscharo".
Darüber hinaus kommt das Privatleben der beiden Ermittler nicht zu kurz. Im Hinblick auf den überschaubaren Buchumfang von rund 260 Seiten ist die Aufteilung - Ermittlungen, Privatleben, historische Begebenheiten - gelungen; gleiches gilt für die Spannungskurve des Plots. Da die Ermittlungen recht früh offiziell eingestellt werden, kommen die Ermittlungen naturgemäß nur langsam voran. Dennoch, alles in allem, eine "runde Sache", wenngleich die inflationäre Nennung von Straßennamen den Lesegenuss ein wenig dämpft. Schließlich möchte man nicht permanent die Laufwege der Figuren anhand eines Stadtplanes nachvollziehen.
Ein Nachwort bietet ergänzende Informationen zu den historischen Fakten und ein mehrseitiger Anhang mit Erläuterungen zu Personen und Begriffen runden den positiven Gesamteindruck stimmig ab.
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