Flamme der Freiheit
- Droemer-Knaur
- Erschienen: Januar 2013
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- Droemer-Knaur, 2013, Titel: 'Flamme der Freiheit', Originalausgabe
Weitaus mehr Tiefgang als erwartet
Der Klappentext zu diesem Buch verspricht einiges: eine unterhaltsame und dramatische Geschichte, in deren Zentrum Eleonore Prohaska steht, die 1813 als Mann verkleidet in den Krieg gegen Napoleon zieht - und dabei ihr Leben verliert. Wer aber war Eleonore Prohaska? Birgid Hanke zeichnet das Bild eines Kindes, das in ärmlichen Verhältnissen aufwächst. Der Vater zieht in den Krieg, die Mutter, eine Säuferin, liefert die Kinder im Heim ab. Eleonore übersteht die schwierige Zeit dank ihres eisernen Willens. Der verwundet aus dem Krieg zurückkehrende Vater holt seine Kinder wieder zu sich und sieht mit gemischten Gefühlen, wie sich seine Tochter dank einer wunderschönen Stimme zu etwas ganz Besonderem entwickelt. Ihr Talent bleibt auch den Adelshäusern nicht verborgen und so holt Gräfin Dorothea das Mädchen zu sich an den Hof, um es zusammen mit ihren Enkelinnen zu erziehen. Sehr zum Unmut derer Mutter, die ihre Töchter durch Eleonore herabgesetzt sieht. Vor der jungen Sängerin liegt eine glanzvolle Karriere. Bis sie dem Enkel der Gräfin begegnet, dem hübschen Alexander. Zwischen den beiden jungen Leuten entspinnt sich eine Liebesgeschichte, die jedoch abrupt endet, als Eleonore schwanger wird. Der jungen Frau wird klar gemacht, dass weder ihre Herkunft noch ihre derzeitige Stellung ausreichen, um als Partnerin für Alexander in Frage zu kommen. Die Wunde, die Eleonore damit geschlagen wird, sitzt tief.
Folgerichtige Entwicklung
Ob es sich wirklich so zugetragen hat, wie Birgid Hanke erzählt, wird wohl für immer im Dunkeln bleiben. Aber die Autorin schafft es mit ihrem Konstrukt mühelos, dass die Leserinnen das Gefühl bekommen: Ja, so könnte es gewesen sein. Mehr noch, sie schlüpfen unversehens in die Rolle von Eleonore, leiden und lieben mit ihr, betrachten staunend die golden schimmernde Welt, die sich vor ihr auftut und fallen schmerzhaft in ein Loch. Auch als Eleonore sich unter Beweis stellen will und in den Krieg zieht, mag man sie nicht einfach gehen lassen. Der Charakter kommt den Leserinnen und Lesern so nahe, dass es nicht ganz ohne Emotionen geht, als Eleonore ihren ganz persönlichen Kampf verliert. Diese Szene ist eine der stärksten, die Birgid Hanke der historisch verbürgten Figur zuschreibt. In etlichen Bereichen lässt sich die Autorin nicht von der bekannten Biographie der Kämpferin irritieren, sondern schreibt ihr einen eigenen Lebensweg zu.
Hosenrolle und doch ganz anders
Die als Mann verkleidete Kämpferin gegen Napoleon würde sich gut als Protagonistin in einem klassischen Hosenrollen-Roman machen. Birgid Hanke hat aber darauf verzichtet, dem Mainstream zu folgen und geht auch hier einen eigenen Weg. Sie skizziert wohl eine starke Persönlichkeit, die sich für einen Weg entschieden hat, den sie als Frau offiziell nicht gehen kann - aber nicht als reine Heldin, die durch ihren Wagemut ganze Heerscharen vor dem Untergang bewahrt. Die feinfühlige Darstellung der jungen Frau und Soldatin gibt dem Roman von Birgid Hanke unerwarteten Tiefgang. Wohl kommt die Autorin nicht ganz ohne den einen oder anderen Bruch aus und man mag sich hie und da fragen, weshalb die Ereignisse sich so entwickeln, wie sie es tun. Ja, vielleicht gar auch mal irritiert den Kopf schütteln. Im Großen und Ganzen aber vermag die Geschichte zu überzeugen.
Schön zu lesen
Es ist jedoch nicht nur der Plot, der Flamme der Freiheit zu einem Genuss macht. Birgid Hanke pflegt einen angenehmen Schreibstil, vermag schon nach wenigen Zeilen zu fesseln und gibt den Leserinnen und Lesern die Möglichkeit, ganz nahe an die handelnden Figuren heran zu kommen. Sie präsentiert eine gute Mischung zwischen Spannung und Emotion, zwischen Historie und Fiktion. Ein Roman also, bei dem es sich lohnt, ihn in die Hand zu nehmen und sich an einem regnerischen Nachmittag oder auch am sonnigen Strand ganz in der Geschichte zu verlieren.
Birgid Hanke, Droemer-Knaur
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