Die Lanze Gottes
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- Erschienen: Januar 2013
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- , 2013, Titel: 'Die Lanze Gottes', Originalausgabe
Die Lanze des Kaisers
Im 11. Jahrhundert. Janus von Esken merkt schon als kleiner Junge, daß die Welt nicht ganz so einfach ist, wie man sie vielleicht gern hätte. Sein Vater ist ein gläubiger Christ, aber auf seiner Kleidung trägt er seltsame Zeichen, heidnische Runen, und auch seinem Sohn Janus hat der Ritter von Esken eine Rune als Glücksbringer um den Hals gehängt. Aber Janus liebt seinen Vater und das Leben auf der Eskeburg. Er ist ein glückliches Kind, bis zu dem Tag, an dem alles anders wird. Janus’ Mutter stirbt bei der Geburt ihrer Tochter und wenig später wird Ritter Siegmar von Esken der Häresie angeklagt und durch ein Gottesurteil gerichtet. Janus verliert sein Erbe und zieht mit Vagabunden durch das Land, seine Schwester Konstanze wächst verborgen im Wald bei der weisen Frau Asbirg auf.
Erst als Janus Aufnahme bei Hermann von Gleiberg findet, wird ihm klar, daß sein Vater einem perfiden Ränkespiel zum Opfer gefallen ist. Kaiser Heinrich III. hatte Gerüchte vernommen, daß die heilige Lanze der deutschen Kaiser eine Fälschung sei. Aus diesem Grund hatte er Siegmar von Esken damit beauftragt, Nachforschungen anzustellen und nach der echten Lanze zu suchen. Aber die Mauritius-Bruderschaft, ein mächtiger Bund deutscher Adliger - allen voran Rudolf von Rheinfelden - , versucht mit allen Mitteln, die Täuschung aufrecht zu erhalten. Die Ritter und Fürsten befürchten, daß das Machtgefüge im Heiligen Römischen Reich ins Wanken geraten könnte, wenn bekannt wird, daß das wirkungsvollste Insignium kaiserlicher Macht eine Fälschung ist.
Janus jedoch will die Ehre seines Vaters wieder herstellen und die Eskeburg zurück gewinnen. Darum macht er sich auf die Suche nach der wahren heiligen Lanze. Der Mauritius-Bruderschaft bleibt dies jedoch nicht verborgen. Janus hat machtvolle Gegner auf den Plan gerufen. Sein Leben ist keinen Pfifferling mehr wert und sein Erbe so weit entfernt wie nie zuvor.
Die Suche nach der Wahrheit
Die Lanze Gottes erzählt die Geschichte eines jungen Mannes, der unvermutet aus der vorbestimmten Bahn geworfen und gezwungen wird, um sein Recht zu kämpfen. Abgesehen vom Prolog (im Jahre 793) spielt die Romanhandlung in den Jahren 1051 bis 1084. Mit hinein fließen der Schwur der deutschen Fürsten vor Kaiser Heinrich III., seinem Sohn die Treue zu halten, der Tod Heinrichs III. und die Entführung des Kind-Königs Heinrich IV. durch Bischof Anno von Köln. Eine wichtige Rolle spielt die Einsetzung des Gegenkönigs Rudolf von Rheinfelden und dessen Auseinandersetzung mit Heinrich IV., dessen Gefolgsmann Janus von Esken wird. Mit seinem selbst gewählten Auftrag, der Suche nach der wahren heiligen Lanze, zieht Janus bis nach Dänemark und durch verschiedene Gegenden Deutschlands. Er kommt mit zahlreichen Personen in Kontakt, die historisch belegt sind und in der damaligen Politik eine wichtige Rolle spielten. Dieter Beckmann ist es auch gelungen, viele seiner Protagonisten als tief angelegte Charaktere in den Roman zu integrieren. Allerdings ist dies nicht bei allen der Fall. Gerade zwei der wichtigsten Fieslinge in diesem Buch sind sehr eindimensional. Während bei Wilfried zumindest noch Motive für seine Handlungsweise erkennbar sind, so ist Mathilde einfach das Urbild der falschen Schlange - einfach aus purer Langeweile. Irgendwann erwacht auch der Machthunger in ihr und am Ende des Romans versinkt sie in tiefer Reue, aber wirklich nachvollziehbar ist das nicht.
Mit Janus von Esken und dessen Freund Adam von Bremen sind Beckmann jedoch zwei lebendige Protagonisten mit vielen Stärken und Schwächen gelungen, die das Herz der Leser gewinnen können. Janus’ Ehefrau Adele wirkt dagegen recht blaß und fügt sich so formvollendet in ihre Rolle als brave Gemahlin. Einer regelrecht aufregenden Dame allerdings sind nur Kurzauftritte in diesem Roman vergönnt: Äbtissin Adelheid. Schade, denn so, wie Beckmann sie schildert, hätte die Dame durchaus Potential für einen eigenen Roman.
Interessante Geschichte vor spannendem historischen Hintergrund
Dieter Beckmann gelingt es nicht immer, den Spannungsbogen zu halten. Leider haben sich ein paar Durststrecken in den Roman eingeschlichen. Auch der Plot an sich hat einige Knackpunkte, denn nicht alle Geschehnisse bei der Suche nach der heiligen Lanze lassen sich logisch nachvollziehen. Trotzdem ist hier ein spannender und interessanter Roman gelungen. Der Autor erzählt seine Geschichte mit viel Engagement und fügt sie gut in das reale historische Geschehen ein. Dabei kommt es zu dramatischen Höhepunkten, die den Leser sehr wohl in den Bann schlagen können.
Die Sprache ist eher einfach und geradlinig, wie es einem Abenteuerroman entspricht. Der historische Hintergrund wurde bisher eher selten für einen Roman ausgewählt, so daß hier durchaus zusätzlich das Interesse der Leser geweckt werden könnte. Dazu kommt, daß in dieser Geschichte reichlich Schwerterklirren und Rüstungsscheppern genauso integriert sind wie die wahre, große Liebe, so daß der Roman wirklich einem breitem Spektrum an Lesern etwas zu bieten hat.
Daß die heute in Wien aufbewahrte Heilige Lanze aus den Reichsinsignien nicht jene Lanze sein kann, die einst dazu benutzt worden sein soll, um Jesus in die Seite zu stechen, steht schon seit vielen Jahren fest. Ob es die "wahre" heilige Lanze jemals gab ? Wer kann das heute noch wissen! Dieter Beckmann beschreibt in seinem Roman eine Möglichkeit und kommt letztendlich zu einem wichtigen Ergebnis: Gäbe es diese allmächtige Lanze tatsächlich, so dürfte sie keinem Kaiser, keinem König, keinem machthungrigen Politiker in die Hände fallen.
Spannend und meist kurzweilig
Der Burgenwelt Verlag hat mit Die Lanze Gottes einen spannenden historischen Roman veröffentlicht. Sehr angenehm, daß es im Glossar ein Verzeichnis der wichtigsten historischen Orte und Personen gibt. Leider ist der Nachtrag des Autors recht kurz geraten. Hier wären ein wenig mehr Ausführlichkeit, ein Verweis auf mögliche Forschungen oder ein paar Hinweise mehr zur Geschichte der heiligen Lanze nicht verkehrt gewesen. Sehr angenehm ist dagegen die Karte, die dem Leser ermöglicht, sich ein wenig besser im Deutschland des 11. Jahrhunderts zu orientieren.
Die Lanze Gottes ist ein Roman, dem viele interessierte Leser zu wünschen sind. Über weite Strecken kurzweilig, historisch immer interessant und mit der Möglichkeit, aus dem grauen Winter einfach mal ins kampfumtoste Mittelalter abzutauchen.
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