Die Reise der Sündenheilerin

  • Piper
  • Erschienen: Januar 2013
  • 7
  • Piper, 2013, Titel: 'Die Reise der Sündenheilerin', Originalausgabe
Die Reise der Sündenheilerin
Die Reise der Sündenheilerin
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Birgit Stöckel
801001

Histo-Couch Rezension vonAug 2013

Ein Plädoyer für Toleranz - verpackt in eine unterhaltsame Abenteuergeschichte

Kurzgefasst:

Ein Jahr nach ihrer Hochzeit reisen Philip und Lena nach Ägypten. Ein Land voller Zauber und Gefahren. Denn in Alexandria hüten die Frauen aus Philips Familie ein jahrhundertealtes Geheimnis: Sie kennen den Weg zu einer verborgenen Stadt in der Wüste, die das gesamte Wissen der alten Welt versammelt. Doch ein tot geglaubter Feind droht, diesen heiligen Ort zu entweihen ...

 

Christentum, Islam und Judentum - drei Religionen mit vielen Unterschieden, aber auch mit Gemeinsamkeiten. Nur dass diese Gemeinsamkeiten seit über tausend Jahren keine so große Rolle spielen wie die Unterschiede, denn Letztere werden immer wieder hervorgehoben und betont und waren schon für diverse Kriege Rechtfertigung. Doch nicht nur zwischen, sondern auch innerhalb der Religionen gibt es verschiedene Strömungen, die sich manchmal nur in Worten, über die sich Gelehrte streiten, unterscheiden. Doch trotzdem glaubt jede Gemeinschaft, die einzige Wahrheit zu besitzen und zu lehren und sogar Hochzeiten zwischen ihren Mitgliedern werden von beiden Seiten argwöhnisch betrachtet. Glücklicherweise gab und gibt es immer wieder Menschen für die diese Unterschiede nicht wichtig sind, die auf die Menschen und ihre Taten schauen und für die Toleranz nicht nur ein leerer Begriff ist.

Aufregende Welt des Orients

Um genau diese Toleranz sowie Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Religionen und das Zusammenleben untereinander geht es unter anderem in Melanie Metzenthins neuestem Roman Die Reise der Sündenheilerin.

Philip, Graf von Birkenfeld, und seine Frau Helena, genannt Lena, reisen im Frühjahr 1231, ein Jahr nach ihrer Hochzeit, nach Alexandria, damit Lena Philips Verwandtschaft kennenlernt. Begleitet werden sie von Philips Freund Said, seinem Knappen Bertram, seinen Waffenknechten Witold und Rupert und in letzter Minute auch von Thea, Philips ehemaliger Geliebter und Tochter eines Räuberhauptmanns. Diese Zusammenstellung sorgt schon dafür, dass allein die Reise nicht langweilig wird. Doch auch nach der Ankunft in Alexandria geht es hoch her: Die Konflikte zwischen Christen und Muslimen verschärfen sich, ein tot geglaubter Feind scheint doch lebendiger, als allen lieb ist und dann ist da noch die geheimnisvolle Stadt Djeseru-Sutech, in der angeblich das gesamte Wissen der Menschheit gesammelt ist und deren Weg dorthin von den Frauen aus Philips Familie gehütet wird, Probleme mit dem Knappen Bertram und die offene Rechnung Theas mit Philip.

Buntes Kaleidoskop

In ihrem dritten Roman entführt Melanie Metzenthin ihre Leser in die aufregende und exotische Welt des Orients. In klarer und anschaulicher Sprache berichtet die Autorin über das Leben in Alexandria und man sieht die Straßen direkt vor sich, meint, die Gerüche förmlich zu riechen und das Stimmengewirr zu hören. Zudem erfährt man viel Wissenswertes aus der damaligen Zeit. Eine wichtige Rolle spielen die Religion und das Zusammenleben zwischen unterschiedlichen Glaubensrichtungen und die Konflikte, die das birgt. Es geht um gegenseitige Toleranz, Akzeptanz, Verständnis und die Grenzen derselben. Auch die alten, vorchristlichen, Götter spielen eine Rolle.

Daneben wird auch der Alltag hervorragend dargelegt: Besuch in der Badestube, Abläufe im Familienleben, das damalige medizinische Wissen; Reichtum und Pracht werden der bitteren Armut auf der Straße gegenüber gestellt. Der Fantasy-Anteil mit Lenas Fähigkeit, die Seelenflamme zu sehen und die verborgene Stadt in der Wüste sind geschickt eingearbeitet und nehmen keinesfalls überhand, so dass das Buch definitiv als historischer Roman gelten kann.

Humorvolle Erzählweise

Erzählt wird das alles auf sehr humorvolle Art und Weise. Die Dialoge zwischen den Protagonisten sind wunderbar gelungen und bringen den Leser ein um das andere Mal zum schmunzeln. Überhaupt ist die Figurenzeichnung hervorragend gestaltet. Jeder der Protagonisten ist facettenreich und vielschichtig und das Zusammenspiel untereinander bietet jede Menge Zündstoff, was die Geschichte kurzweilig und unterhaltsam macht. Die Grundlagen dafür wurden bereits im ersten Teil Die Sündenheilerin gelegt, so dass Leser, die dieses Buch bereits gelesen haben, einiges leichter und besser verstehen werden. Doch man kann Die Reise der Sündenheilerin auch problemlos alleine lesen, die wichtigsten Dinge aus dem ersten Teil werden wiederholt.

Für Spannung ist ausreichend gesorgt und es werden ein paar unerwartete Wendungen eingebaut, auch wenn im Großen und Ganzen die Dinge nicht allzu schwer zu durchschauen sind, und manches verläuft dann doch ein wenig zu glatt und einfach. Die Figuren entwickeln sich kontinuierlich weiter, einzig Theas Entwicklung verläuft etwas sprunghaft, ansonsten ist sie allerdings eine der interessantesten Persönlichkeiten dieses Buchs.

Insgesamt bietet Die Reise der Sündenheilerin eine spannende Geschichte, mit interessanten Figuren, informativen Details und vielen humorvollen Stellen, die das Lesen zu einem Vergnügen machen, und einige kurzweilige Stunden beschert.

Die Reise der Sündenheilerin

Melanie Metzenthin, Piper

Die Reise der Sündenheilerin

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