Rückkehr nach Somerton Court

  • Fischer
  • Erschienen: Januar 2013
  • 1
  • Fischer, 2013, Titel: 'Cinders & Sapphires', Originalausgabe
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Rita Dell'Agnese
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Histo-Couch Rezension vonAug 2013

Soap-Opera vor historischer Kulisse

Kurzgefasst:

Im Jahre 1912 kehrt die Familie Averley - Lord Westlake und seine beiden Töchter - aus einem luxuriösen Leben in Indien auf ihr herrschaftliches Anwesen Somerton Court in England zurück. Während sich die Dienerschaft hastig auf die Ankunft der Herrschaft vorbereitet, trifft eine schockierende Nachricht ein: Lord Westlake wird auch seine neue Verlobte und ihre drei Kinder mitbringen. Doch nicht nur das sorgt für große Unruhe. Es gibt Gerüchte, Lord Westlake sei wegen eines schrecklichen Skandals aus den Diensten als Gouverneur in Bengalen entlassen worden und schon bald wird offenbar, dass es auch finanziell nicht gut um die Familie bestellt ist. All das sorgt für große Spannungen sowohl bei der Herrschaft als auch der Dienerschaft. Lady Ada, Lord Westlakes Tochter, sieht sich gezwungen, zwischen ihrem eigenen Glück und der Familienehre zu wählen, Sebastian muss sich gegen Erpressungen durch einen früheren Diener - und Liebhaber - zur Wehr setzen und das liebenswürdige Hausmädchen Rose gerät in einen Skandal, der die Macht haben könnte, das Ansehen der Averleys für immer zu ruinieren.

 

Lady Ada Westlake wünscht sich nichts mehr, als in Oxford zu studieren. 1912 kein einfach umzusetzender Wunsch. Eben aus Indien zurück gekehrt, wo ihr Vater, Lord Westlake, als Gouverneur von Bengalen bis zu seinem plötzlichen Rücktritt amtete, soll Lady Ada in die Gesellschaft eingeführt und möglichst an den Mann gebracht werden. Es hat sich auch bereits ein Bewerber eingefunden: Der nicht mehr ganz junge Douglas Varley, ein Freund ihres Vaters. Was niemand ahnt: Auf der Reise von Indien nach England kam Lady Ada dem jungen Inder Ravi näher. Noch immer träumt sie von diesem ernsthaften, jungen Mann. Sie weiß jedoch, dass eine Verbindung zwischen ihnen niemals standesgemäß wäre. Im heimischen Somerton Court warten zudem noch ganz andere Probleme auf Ada und ihre jüngere Schwester: Ihr Vater hat sich entschieden, nochmals zu heiraten. Seine neue Frau bringt drei Kinder mit in die Ehe. Besonders Tochter Charlotte erweist sich als intrigantes Geschöpf. Sie soll gleichzeitig wie Lady Ada debütieren und lässt nichts unversucht, ihre neue Stiefschwester in Verlegenheit zu bringen. Doch nicht nur die beiden Westlake-Töchter haben unter den neuen Familienmitgliedern zu leiden: Auch Haushälterin Mrs. Cliff und deren Tochter Rose bekommen die Verachtung zu spüren.

Seichte Geschichte

Die Story liest sich wie eine Soap-Opera vor historischer Kulisse: Es ist alles vorhanden, was in den einschlägigen Produktionen vorkommt: Liebe, Eifersucht, Intrigen, düstere Vergangenheit, Homosexualität, Sucht und vieles mehr. Zum Genre Soap-Opera passt auch der doch sehr offen gehaltene Schluss des Buches. Hier kann nicht mal mehr ernsthaft von einem Cliffhanger gesprochen werden, der Roman schließt mitten in der Geschichte und lässt die Leser in der Luft hängen. Obwohl bereits im Vorfeld der Veröffentlichung klar war, dass hier eine Trilogie oder zumindest eine mehrbändige Fortsetzungsgeschichte entstehen soll, ist dieser offene Schluss doch durchaus ärgerlich. Allerdings passt er zum Konzept des Romans, das offenbar von einer reinen Unterhaltungsstory ausgeht, die kaum Tiefgang aufweist und keinen Anspruch darauf erhebt, auf einer ernsthaften Auseinandersetzung mit der Zeitepoche des beginnenden 20. Jahrhunderts zu basieren.

Schwächelnde Charaktere

Leila Rasheed hat sich dafür entschieden, ihre Charaktere mit wenigen Ausnahmen in Gut und Böse einzuteilen und dieses Muster konsequent beizubehalten. Wer sich auf die Suche nach Zwischentönen macht, wird enttäuscht sein. Die Heldin ist klug, schön und begehrenswert - ihre Gegenspielerin Charlotte ist zwar ebenfalls schön und begehrenswert, jedoch höchstens intrigant und vor allem ausgesprochen selbstsüchtig. So lassen sich alle Personen katalogisieren und entsprechen jedem nur denkbaren Klischee. Die schwächelnden Charaktere lassen denn auch bald leichte Langeweile aufkommen und lassen dem Roman so gut wie keinen Spielraum für Überraschungen. Der Ablauf der Story liegt denn auch mehr oder weniger von Anfang an offen auf dem Tisch. Die Auflösung der verschiedenen Geheimnisse ist letztlich also lediglich noch eine Bestätigung dessen, was ein aufmerksamer Leser schon bald vermutet.

Historie als bloße Kulisse

Bei Rückkehr nach Somerton Court handelt es sich um einen anspruchslosen Liebesroman, der kaum etwas gemein hat mit einem historischen Roman, obwohl er im England von 1912 spielt. Nicht mal der Wunsch der Protagonistin, sich in Oxford den Studien hinzugeben, vermag den Eindruck zu erwecken, hier wäre bewusst eine Epoche als Grundlage für die Geschichte gewählt. Vielmehr scheint die gewählte Gesellschaftsschicht einzig schmückendes Beiwerk zu sein, das dem Roman eine Art Zuckerguss verpasst. Wer ernsthaft etwas über diese Zeit erfahren möchte, sollte sich gut überlegen, ob dieser Roman die dafür passende Lektüre ist. Dies erst recht, da auch die sprachliche Umsetzung nur mäßig gelungen ist und keineswegs über die vielen Mankos hinwegtrösten kann.

Rückkehr nach Somerton Court

Leila Rasheed, Fischer

Rückkehr nach Somerton Court

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