Ronin. Das Buch der Vergeltung

  • Rowohlt
  • Erschienen: Januar 2013
  • 1
  • Rowohlt, 2013, Titel: 'Child of Vengeance', Originalausgabe
Ronin. Das Buch der Vergeltung
Ronin. Das Buch der Vergeltung
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Dirk Jaehner
751001

Histo-Couch Rezension vonSep 2013

Die Anfangsjahre eines Samurai. Ein Start mit Hindernissen auch für die Leser

Das Vorbild

Als Miyamoto Musashi im Jahr 1645 in einer Höhle nahe der Stadt Kumamoto im Süden Japans im Alter von 61 Jahren stirbt, hat er ein bewegtes Leben hinter sich. Er wurde als Sohn eines niederen Samurais geboren. Doch anstatt eine Karriere anzutreten als großer Kämpfer für einen Fürsten, wird er nur ein großer Kämpfer ohne Herrn, ein Ronin.

David Kirk setzt dem Schwertmeister ein literarisches Denkmal mit seiner Musashi-Reihe. Der erste Band Ronin Das Buch der Vergeltung ist bereits auf Deutsch erhältlich, im nächsten Jahr soll der zweite Band Der Tag des Hundes erscheinen.

David Kirk ist Englisch-Lehrer in Japan. Seine Vorliebe für das fernöstliche Land hat er nach eigener Aussage nach der Lektüre von James Clavells Bestseller Shogun entwickelt. Kein Wunder also, dass sich in Ronin zahlreiche Referenzen zum großen Vorbild finden. Der Roman spielt zur selben Zeit, beide Romane kulminieren in der berühmten Schlacht von Sekigahara, in deren Folge die japanische Gesellschaft und Regierung gravierende Umformungen erfuhr. Während Clavell jedoch weitestgehend die Geschichte aus Sicht der Adelsklasse erzählt und Namen ändert, wählt Kirk die Sicht der Mittel- und Unterschicht und behält die Namen der historischen Figuren weitgehend bei.

Das Leben eines Samurai &

Der Roman ist viergeteilt. Der erste Teil dreht sich um Bennosukes Musashis Geburtsname Kindheit und das Verhältnis zu seinem Vater. Um seine Geburt und den Tod seiner Mutter ranken sich dunkle Gerüchte, die sich gegen Ende des ersten Teils bestätigen. Es liegt in der Natur der Sache, dass besonders die Kindheitsepisoden eher der Fantasie des Autors denn den Geschichtsbüchern entspringen. Und doch gibt es einige überlieferte Ereignisse, wie den Schwertkampf mit dem damals berühmten Arima Kihei. Allerdings ist Kirks Inszenierung des Duells eine freie  Erfindung. Denn die Familie der Nakata, die Bennosuke zu dem Kampf aufstachelt, hat so nie existiert. Im zweiten Teil übernimmt Bennosukes Vater die Ausbildung seines Sohnes zum Samurai. Dieser Teil endet mit dem gewaltsamen Tod des Vaters. Der dritte Teil erzählt Bennosukes Schicksal als junger Mann auf der Suche nach einem Platz im Leben, wenigstens als kleiner Soldat in einer Armee eines kleinen Fürsten. Der vierte Teil schildert die Ereignisse, die letztendlich zur Schlacht von Sekigahara führen und welche Rolle Bennosuke darin spielt.

& durch westliche Augen

Es könnte also ein historischer Abenteuerroman sein, der exotische Riten an exotischen Orten schildert und die Leser mit diesem Exotismus umgarnt. Doch Kirk schafft es nicht wirklich, in die Geschichte zu ziehen, wie James Clavell es bei Shogun vermochte. Kirks Held ist ein von ziemlich westlich motivierten Selbstzweifeln gequälter junger Mann, der ständig zwischen der Gewalt seines von seinem Vater ererbten Berufs und dem priesterlichen Vorbild seines Onkels hin- und hergerissen scheint. Das macht ihn als Identifikationsfigur für den Leser nahezu unerreichbar. Auch seine Gegner machen einen eher unausgereiften Eindruck, allen voran Nakato Hayata, der Sohn des Clanführers der Nakata. Er ist ein klischeehaftes Abbild eines verzogenen Kleinkindes, das verhätschelt wird und sich als Erwachsener lieber mit schönen Frauen und Luxus umgibt und seine Leibwächter die Drecksarbeit, die sein abartiger Charakter hervorruft, machen lässt. Am Ende stellt er sich auch noch als Feigling heraus.

Aber all das mag an der Ursprungsfigur des Miyamoto Musashi liegen, der im wahren Leben als Einzelgänger bekannt war. So allein wie die Figur fühlt man sich als Leser, der seinen Abenteuern folgt. Auf der anderen Seite schafft es die Geschichte immerhin, neugierig auf die Fortsetzung zu machen.

P.S.: Yoko Shimada, die Darstellerin der Mariko in der Shogun-Verfilmung von 1980, stammt aus Kumamoto, jenem Ort, an dem Musashi starb.

Ronin. Das Buch der Vergeltung

David Kirk, Rowohlt

Ronin. Das Buch der Vergeltung

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