Der Hügel des Windes

  • Aufbau
  • Erschienen: Januar 2013
  • 1
  • Aufbau, 2012, Titel: 'La collina del vento', Originalausgabe
Der Hügel des Windes
Der Hügel des Windes
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Almut Oetjen
851001

Histo-Couch Rezension vonSep 2013

Ein Hügel, eine Familie, ein Jahrhundert

Kurzgefasst:

Die Geschichte einer Familie über ein Jahrhundert: Weithin leuchten die roten Matten des Rossarco, wenn im Frühling der Süßklee blüht und der Wind seinen Duft bis hinunter zum Meer trägt. Ein Paradies auf Erden, Schicksalsort der Bauernfamilie Arcuri, den sie mutig und stur verteidigen: Albertos Sohn Arturo gegen den Großgrundbesitzer Don Lico, der ihn später als faschistischer Podestà in die Verbannung schickt. Seine Frau Lina, die, allein mit zwei Kindern, das Land weiter bewirtschaftet und getreu dem Familienschwur keine Handbreit davon preisgibt. Ihr Sohn Michelangelo, schließlich, wird es mit der Mafia zu tun bekommen, bis er sich gezwungen sieht, sein Kind bei den Turiner Großeltern in Sicherheit zu bringen. Doch auch dieser jüngste Spross der Familie folgt immer wieder dem Ruf des Rossarco, bis er in einer stürmischen Gewitternacht, allein mit seinem Vater in der alten Steinhütte, das Geheimnis lüftet, das der Hügel seit Generationen bewacht.

 

Auf dem Rossarco, einem Hügel mit Steineichenwald, einer Schlucht mit Grotten und jahrhundertealten Olivenbäumen in Kalabrien, weht ein stetiger Wind. Den Namen trägt der Rossarco nach dem im Frühjahr purpurrot blühenden Süßklee. Im nahen Dorf Spillace hält sich das Gerücht, im Rossarco seien archäologische Schätze verborgen.

Der Roman beginnt vor dem Ersten Weltkrieg. Alberto Arcuri hat zwei Felder auf dem Rossarco geerbt, den Rest des Hügels von Amerika-Auswanderern zusammengekauft, die vor Hunger und Not im Land fliehen. Mit seiner Frau Sofia beackert er die unwirtliche Steinwüste und schuftet nebenher in den Schwefelminen, um die drei Söhne zu ernähren. In Jahren harter Arbeit verwandeln die Arcuris den Hügel in ein kleines Paradies, das ihnen Auskommen und Unabhängigkeit sichert und sie zusammenschweißt. Mit Sturheit, Opferbereitschaft und Mut verteidigen in den nächsten Jahrzehnten drei Generationen den geliebten Rossarco.

Albertos Sohn Arturo, der als einziger der drei Söhne den Ersten Weltkrieg überlebt, wird vom Großgrundbesitzer und faschistischen Bürgermeister Don Lico für fünf Jahre in die Verbannung schickt. Arturos Frau Lina, die mit den Kindern Michelangelo und Ninabella allein zurückbleibt, bewirtschaftet den Hügel weiter. Sie erlaubt lediglich dem Archäologen Paolo Orsi, nach der antiken griechischen Stadt Krimisa zu graben. Orsi zieht nach dem Fund zweier Skelette neueren Datums alsbald wieder ab.

Nach dem Zweiten Weltkrieg verteidigt Michelangelo den Hügel gegen die Mafia, die eine Touristensiedlung bauen will, und muss seinen Sohn Arturo Cesare zu den Turiner Großeltern in Sicherheit bringen. Später will ein Unternehmen Windräder errichten. Als beinahe Achtzigjähriger ruft Michelangelo seinen Sohn aus dem Trentin zu sich auf den Hügel und erzählt ihm die Geschichte der Familie und des Rossarco, beginnend bei Sofia und zwei erschossenen Männern im Süßklee.

Geschichte eines Hügels

Carmine Abate, in Kalabrien geboren und in Deutschland aufgewachsen, arbeitet als Lehrer und Schriftsteller im Trentin. Sein epischer Roman erzählt aus seiner Heimat, von einer Bauernfamilie, die ein ganzes Jahrhundert italienische Geschichte durchläuft. Er verknüpft ihr Leben eng mit der des Landes und orientiert sich dabei an historischen Wendemarken.

Zwei Figuren sind historisch, die Archäologen Paolo Orsi und Umberto Zanotti-Bianco, deren erklärtes Ziel es war, die Geschichte zu rekonstruieren, um "die fernste Vergangenheit mit der Gegenwart zu verbinden und der Welt und den ahnungslosen Kalabriern selbst die Großartigkeit ihres Landstrichs zu offenbaren, der lediglich für seine Armut und Rückständigkeit der Bevölkerung sowie seiner Mafia-Gewalt bekannt war." Das könnte auch als Motto über dem Roman stehen, den Abate seinem Vater gewidmet hat, der ihn mit wertvollen Geschichten über das Leben in der Region versorgt hat.

Dem Roman vorangestellt ist ein Zitat von Elias Canetti über die Wahrheit, die erfühlt und eingeatmet werden muss, weil man allein mit dem Verstand nicht zu ihr durchdringt. Diesem Zitat unterstellt sich die Tonart des Buches, das mit einem Anhang zu den Quellen und zur Entstehungsgeschichte des Romans schließt.

Für "Collina del vento", so der Originaltitel, wurde Abate 2012 mit dem Premio Campiello ausgezeichnet.

Der Roman ist eine gelungene Mischung aus Fakten und Fiktion, intelligent, atmosphärisch dicht und nachhaltig berührend, trotz gewisser verklärender und sentimentaler Momente.

Der Hügel des Windes

Carmine Abate, Aufbau

Der Hügel des Windes

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